VSStÖ: „SPÖ lässt sich in der Hochschulpolitik alles gefallen“

VSStoe Julia Freidl
VSStoe Julia Freidl(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Die rote Spitzenkandidatin, Julia Freidl, über das unfaire Beihilfensystem und eine mögliche Koalition mit der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft.

Die Presse: Ihre Mutterpartei, die SPÖ, hat in der Regierung zuletzt so ziemlich alles beschlossen, wogegen Ihre Fraktion immer auftritt – von Zugangsbeschränkungen bis Studiengebühren. Warum sollte Sie noch irgendjemand wählen?

Julia Freidl: Es ist eine Katastrophe, in welche Richtung sich die SPÖ in den vergangenen Jahren bewegt hat. Die SPÖ lässt sich von der ÖVP alles gefallen. Sie schafft es als Kanzlerpartei nicht, den Ton anzugeben. Umso wichtiger ist der VSStÖ als kritische Stimme, die dafür sorgen kann, dass die SPÖ endlich wieder zu ihren bildungspolitischen Grundsätzen zurückkehrt. Darin liegt auch unsere Stärke im Vergleich zu manch anderer Fraktion. Wir können nicht nur in der ÖH für die Studierenden auftreten, sondern auch in Parteigremien.

Es scheint Ihnen nicht sonderlich gut zu gelingen, sich dort Gehör zu verschaffen.

Natürlich ist es nicht immer leicht. Aber wir sitzen mit ihnen in Arbeitsgruppen, nehmen an Verhandlungen teil. Etwa, wenn es um das Beihilfensystem geht, das derzeit extrem löchrig ist. Nur 15 Prozent der Studierenden erhalten überhaupt eine Beihilfe. Da fordern wir unter anderem die Abschaffung der starren Grenzen bei den Toleranzsemestern sowie der Altersgrenzen. Viele verlieren derzeit dadurch mitten im Studium ihre Beihilfe oder erhalten aufgrund ihres Alters überhaupt keine. Die Chancen, dass es zu einer Reform kommt, stehen gut.

Bei der vergangenen Wahl hat der VSStÖ die stärkste Fraktion, die ÖVP-nahe AG, als Koalitionspartner von vornherein ausgeschlossen. Wäre nach dieser Wahl eine Koalition denkbar?

Wir wollen dieses Jahr niemanden von vornherein ausschließen – und nach der Wahl schauen, mit wem wir arbeiten können. Die Ausnahme ist der (freiheitliche, Anm.)RFS. Deren rechte Ideologie ist für uns nicht diskussionswürdig.

Der VSStÖ und die grüne Fraktion Gras waren lange Zeit im Paarlauf unterwegs.

Im Gegensatz zur Gras verbinden wir Service und Politik. Wir schreien nicht nur laut auf, sondern haben auch Konzepte, die wir auf den Tisch legen können. Wir haben in den vergangenen Jahren auch bewiesen, dass wir für Service stehen. Das SMS-Erinnerungsservice und die ÖH-Helpline gehen auf unsere Konzepte zurück. chs

Zur Person

Julia Freidl (24) ist Spitzenkandidatin des roten VSStÖ. Die gebürtige Grazerin studiert Volkswirtschaftslehre an der WU Wien. In den vergangenen Jahren war Freidl bereits als Sozialreferentin in der Bundes-ÖH tätig. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2013)

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