ElefantInnenrunde: Die bunte ÖH-Welt im Zeitraffer

APA/GEORG HOCHMUTH
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Innerhalb von zehn Minuten haben sich die zehn Spitzenkandidaten der ÖH-Fraktionen vorgestellt. Dann war klar: Die Interessen der Studierenden könnten nicht unterschiedlicher sein.

Schon nach der Vorstellungsrunde bei der „ElefantInnenrunde“ der Hochschülerschaft war klar: Unterschiedlicher könnten die Ideen und politischen Einstellungen der vier Spitzenkandidatinnen und der sechs Spitzenkandidaten, die zur ÖH-Wahl am 14. bis 16. Mai antreten, gar nicht sein. Dabei wurden ihnen von Moderator Armin Wolf lediglich 60 Sekunden für ihr Eingangsstatement gewährt. Doch allein diese Statements ließen erahnen, wie bunt die Welt der Unipolitik ist.

Da redete Uni-Pirat Marcus Hohenecker davon, dass neue technische Errungenschaften endlich auch an den Universitäten ankommen sollten (Stichwort: Online-Streams) und Florian Kraushofer von den Fachschaftslisten (FLÖ) von der Wichtigkeit der politischen Unabhängigkeit. Alexander Schierhuber, der Spitzenkandidat des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS), kritisierte die Zwangsmitgliedschaft in der ÖH und die Vertreterin des Verbands sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) Julia Freidl forderte, dass der 24. Geburtstag wieder ein Freudentag werden sollte und damit einhergehend faire Beihilfen für Studierende.

Homogener waren die Ansichten da schon beim Thema Studiengebühren. Hier scherte lediglich eine Fraktion aus: die Jungen Liberalen (JuLis). Sie setzen sich für nachgelagerte Studiengebühren ein. Sprich: Zur Kasse sollen die Studierenden erst nach Ende des Studiums gebeten werden. Die Argumentation von Spitzenkandidatin Claudia Gamon: „Es gibt eben auch unangenehme Wahrheiten. Es sollte Akademikern zumutbar sein, dass sie das verstehen“. Alle anderen Diskutanten konnten oder wollten das dennoch nicht nachvollziehen. Anna Lena Bankel war eine davon. Die Spitzenkandidatin der Fraktion Engagierter Studierender (FEST) sprach sich sogar für die Abschaffung der Studiengebühren an Fachhochschulen aus („Die Fachhochschulen haben Studiengebühren genauso wenig verdient wie die Universitäten“).

Armin Wolfs Argument, dass an den FH trotz der Studiengebühren die soziale Durchmischung besser sei, wurde quasi in der Luft zerrissen. Das sei nicht vergleichbar argumentierten Bankel und Freidl. Fachhochschulen würden etwa häufiger berufsbegleitende Studiengänge anbieten und seien allein schon deshalb für viele Studenten leichter zugänglich. Eine Rolle würden auch die Standorte – FH befinden sich oft in ländlichen Regionen – spielen.

Bankel: "Kunstunis sind langweilige Orte"  

Fehlen durfte aber auch das zweite dominierende hochschulpolitische Thema nicht: die Zugangsbeschränkungen. Wenig überraschend befürworteten die JuLis auch diese. Diesmal erhielten sie aber Unterstützung. Denn auch die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft wünscht sich Zugangsbeschränkungen in überlaufenen Massenfächern. Was für die einen ein Gebot der Stunde ist, ist für die anderen „fatal“. So sieht das etwa Lukas Fasching vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV). Klemens Herzog vom Kommunistischen StudentInnnenverband Linke Liste (KSV-LiLi) wollte in dem Zusammenhang gleich über „die Bildung im Kapitalismus“ diskutieren.

Armin Wolf bremste die Dikussionslust und versuchte die Studenten-Vertreter mit einer anderen Frage auf Glatteis zu führen. Er wollte wissen, warum an den Kunstuniversitäten die Zugangsbeschränkungen quasi widerstandslos akzeptiert werden. Erstmals machte sich am Podium leichte Unsicherheit breit. FEST-Spitzenkandidatin und Kunstuni-Studentin Anna Lena Bankel meldete sich zu Wort und versuchte zu erklären, warum Zugangsbeschränkungen auch an Kunstunis keine gute Sache seien. Ihre eigene Erfahrung zeige: „Zugangsbeschränkungen schaffen überhaupt keine Exzellenz“. An Kunstunis würden vor allem viele Studierende aus einem guten sozialen Umfeld studieren. Und: „Genau das macht sie zu einem der langweiligsten Orte“.

Keine Wahrsager unter Studenten 

Provoziert hat Armin Wolf aber auch mit anderen Fragen. Die grünen und alternativen Studierenden der Gras sowie die roten Studierenden des VSStÖ fragte er, wann es endlich wieder einen männlichen Spitzenkandidaten geben werde. Eine konkrete Antwort blieben beide schuldig. Gras-Kandidatin Viktoria Spielmann sagte dazu nur so viel: Es brauche aktive Frauenförderung.

Die umgekehrte Frage ging an die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft und die freiheitlichen Studenten. Hier kandidieren gewöhnlich männliche Kandidaten. Die Antwort fiel ähnlich vage aus. „Ich bin kein Wahrsager und kann das nicht voraussagen“, sagte AG-Spitzenkandidat Florian Lerchbammer.

Auch das bankrotte Café Rosa durfte in der Diskussion nicht fehlen. Die Umstände waren ohnehin klar: das Projekt der linken ÖH-Spitze der Uni Wien ist gescheitert und hat dabei 500.000 Euro gekostet. Überrascht hat lediglich eine Aussage. Und zwar jene von Gras-Spitzenkandidatin Spielmann. Auch wenn es im Zuge des Skandals um das Café Rosa zu einer rechtskräftigen Verurteilung beteiligter Personen kommen sollte, würde man diese nicht aus der Fraktion ausschließen, so die klare Ansage. Allein: Davon sei ohnehin nicht auszugehen, so Spielmann.

Der wohl wichtigste Appell kam zum Schluss und zwar von Armin Wolf: „Gehen Sie zur Wahl“, sagte er in Richtung der Studierenden. 

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