Studentenchef: "Es brodelt an den Universitäten"

ARCHIVBILD: PODIUMSDISKUSSION DER SPITZENKANDIDATEN ZUR  OeH-WAHL / MARTIN SCHOTT (FLOe)
ARCHIVBILD: PODIUMSDISKUSSION DER SPITZENKANDIDATEN ZUR OeH-WAHL / MARTIN SCHOTT (FLOe)APA/GEORG HOCHMUTH
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Martin Schott, der Vorsitzende der Hochschülerschaft, prophezeit ein Aufbegehren. Von Minister Karlheinz Töchterle ist er enttäuscht.

Die Presse: Wie oft sind Sie als Vorsitzender der Hochschülerschaft im Lauf des vergangenen Jahres im Fernsehen aufgetreten?

Martin Schott: Ich war einmal im ORF eingeladen und einmal in einem Beitrag zu sehen. Und irgendwann war ich auf Puls4.

Als Sie das Amt antraten, haben Sie mehr mediale Präsenz der Hochschülerschaft angekündigt. Daraus ist wohl nichts geworden.

Es wäre schön gewesen, wenn die ÖH mehr mediale Präsenz gehabt hätte. Einzig beim Thema Studiengebühren ist uns das sehr gut gelungen. Hier haben wir das Wissenschaftsministerium in der Öffentlichkeit vor uns hergetrieben.

Gebracht hat das schlussendlich aber nichts. Die Studiengebühren wurden gegen den Willen der Hochschülerschaft beschlossen.

Na ja. Zumindest gibt es jetzt eine rechtlich sichere Regelung. Die Studierenden wissen jetzt, ob sie zahlen müssen oder nicht.

Würden Sie das als Teilerfolg bezeichnen?

Ja. Denn unsere erste Aufgabe ist es, Studierende darüber zu informieren, was auf sie zukommt. Und das können wir durch diese Regelung. Was unsere politische Ausrichtung betrifft, ist es kein Erfolg. Denn wir sind klar gegen Studiengebühren.

Die Hochschülerschaft konnte sich auch bei den Zugangsbeschränkungen nicht durchsetzen.

Stimmt. Die Politik hat nicht gemacht, was wir wollten. Das kann man uns vorwerfen oder der Politik. Wir haben versucht dem Minister (Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, Anm.) klarzumachen, dass es Sinn hat, die Hochschülerschaft miteinzubeziehen. Wir haben eben viel Know-how.

Da scheint dem Minister egal zu sein.

Ich hatte das Gefühl, dass er unsere Anliegen sehr wohl versteht. Was fehlt, ist der politische Wille, uns miteinzubeziehen. Die Regierung ist froh, wenn sie hinter verschlossenen Türen arbeiten und die Dinge dann medial als Erfolg präsentieren kann.

Ihre Vorgängerin, Sigi Maurer, scheint als ÖH-Vorsitzende erfolgreicher gewesen zu sein. Zumindest wurde ihr mehr Gehör geschenkt.

Das stimmt. Man darf aber nicht vergessen, dass die Rahmenbedingungen andere waren. Damals gab es die größten Studierendenproteste seit Langem. Das hat der ÖH extremen Aufschwung gegeben. So etwas funktioniert nicht über Jahre hinweg.

Werden die Studierenden müde, immer über dasselbe zu diskutieren?

Studierendenproteste kosten viel Ressourcen und Kraft. Die Studierenden verlieren dadurch leicht einmal ein Semester. Das kostet. Und natürlich gibt es auch einen gewissen Frustrationsfaktor. Wir haben damals monatelang extremen Druck auf die Politik ausgeübt. Geändert hat sich aber nichts.

Brodelt es an den Unis noch irgendwie oder herrscht Gleichgültigkeit?

Es brodelt schon an den Universitäten. Aber der Zeitdruck im Studium führt dazu, dass sich viele Studenten lieber auf das Studium konzentrieren und nicht auf die Straßen gehen, um das System zu bekämpfen.

Sind die Studierenden pragmatischer geworden?

Pragmatischer glaube ich nicht. Aber die Generation, die die Hörsäle besetzte, versucht jetzt mit dem Studium fertig zu werden. Doch auch die nächste Generation wird aufbegehren. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Würden Sie sich Töchterle weitere fünf Jahre als Wissenschaftsminister wünschen?

Es ist die Frage, wer nachkommt. Ich habe mich gefreut, als Töchterle Minister wurde. Immerhin war er selbst Rektor. Und er kam als parteiunabhängiger Minister in die Regierung. Nach diesen zwei Jahren bin ich enttäuscht. Vor allem wegen seiner Verbissenheit bei den Themen Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen. Töchterle ist definitiv nicht parteiunabhängig. Er macht keine Sachpolitik außerhalb der Parteiebene. Also wenn ich mir es genau überlege: Nein, ich will nicht, dass er bleibt.

Zur Person

Martin Schott (27) ist der derzeitige Vorsitzende der Hochschülerschaft. Er vertritt die unabhängigen Fachschaftslisten (FLÖ). Schott steht einer linken ÖH-Exekutive vor. Seine Amtszeit läuft aus. Vom 14. bis 16. Mai findet die ÖH-Wahl statt. Dabei sind rund 300.000 Studierende dazu aufgerufen, ihre gesetzliche Vertretung zu wählen. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)

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