Die ÖH-Wahl ist gestartet. Erstmals seit 2003 können die Studierenden ihre Bundesvertretung wieder direkt wählen.
Schon seit acht Uhr kann an manchen Hochschulen gewählt werden: Insgesamt 325.000 Studierende an Unis, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Privatunis sind von Dienstag bis Donnerstag aufgerufen, ihre Vertretung zu wählen. Bei den Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) können bundesweit elf Listen gewählt werden.
Die Aktionsgemeinschaft setzt - wie andere Fraktionen dies schon lange machen - nun erstmals auch auf ein Team für die ÖH-Wahl: Jens Eipper, Lisa Schwenn und Peter Wiltsche (von links nach rechts).Und noch etwas ist neu: Mit Spitzenkandidat und Agrarwissenschaftler Jens Eippner (28) führt erstmals ein Deutscher die ÖVP-nahe AG im ÖH-Wahlkampf an.Inhaltlich ändert sich aber wenig: Die ÖH solle sich weniger um Gesellschaftspolitik und mehr um Service kümmern, fordert die AG. Und plädiert für eine Reform der Studieneingangsphase und eine längere Ausbezahlung der Familien- bzw. Studienbeihilfe. (c) APA Als rote Spitzenkandidatin tritt die 24-jährige Lucia Grabetz an. Nach ihrer Matura 2009 inskribierte sie Jus und Psychologie an der Uni Wien. Die dortigen Einstiegsprüfungen, bei denen der Großteil der Studenten scheitert, hätten ihr den beschränkten Zugang zu Studien gezeigt. Das Aufflammen der "unibrennt"-Bewegung im 2009 habe ihr "die Augen geöffnet", sagt sie.Nach kurzer Zeit sattelte sie auf ihr aktuelles Lehramtsstudium in Deutsch und Französisch um. Grabetz ist schon jetzt als Sozialreferentin der Hochschülerschaft tätig und setzt auch im Wahlkampf auf soziale Themen: Unter dem Slogan "Her mit dem ganzen Leben" fordert Grabetz Höchstgrenzen für Mieten, ein besseres Beihilfensystem und die Einführung eines Teilzeitstudiums. (c) APA Es wurde schon zur Gewohnheit, dass die Grünen und Alternativen Studierenden (Gras) für die ÖH-Wahl stets zwei Spitzenkandidatinnen präsentieren. Heuer ist das anders: Diesmal führt die 27-jährige Meryl Haas die grünen Studierenden allein in den Wahlkampf. Die gebürtige Linzerin studiert Molekulare Medizin an der Uni Wien und ist schon lang als Studentenvertreterin aktiv. Auf Stimmenfang geht sie vor allem mit gesellschaftspolitischen Themen. Die Gras fordert mehr Frauenförderung an den Unis ("An den Hochschulen soll halbe-halbe gelten") und will dem "visionslosen, konservativen" Wissenschaftsministerium Alternativen aufzeigen. (c) APA Im Wahlkampf wird es nun erstmals pink: Die Nachfolger der Jungen liberalen Studierenden (JuLis) sind die Junos, ein Ableger der Neos. Spitzenkandidat der Junos ist Niko Swatek. Der 24-Jährige ist ein Überläufer. Er engagierte sich zuvor bei den Fachschaftslisten (FLÖ). Dort wollte er weg: "Ich wollte inhaltlich arbeiten, aber wir haben die meiste Zeit Schafe (FLÖ-Maskottchen, Anm.) gezeichnet", sagte Swatek bei seiner Vorstellung als Junos-Spitzenkandidat provokant. Swatek studiert Technische Physik an der TU Graz und wünscht sich mehr Transparenz in der ÖH. So sollten sämtliche Ein- und Ausgaben, Rücklagen und Beteiligungen online offengelegt werden. Die Sitzungen von Studierendenvertretungen sollen live gestreamt werden. Schließlich sollen die Studenten über die Verwendung von mindestens einem Drittel des ÖH-Budgets selbst entscheiden. (c) APA Kein Jungspund ist jedenfalls der Spitzenkandidat für die Fachschaftslisten (FLÖ). Philip Flacke (hier auf einem undatierten Archivbild), der an der Uni Klagenfurt Psychologie studiert, ist immerhin schon 35 Jahre alt.Der spätberufene Student stammt aus der Nähe von Osnabrück. "Ich bin aber kein klassischer Numerus-Clausus-Flüchtling", sagt er. Denn aufgrund seines Alters hätte er auch in Deutschland überall einen Studienplatz bekommen.Nach Ansicht der FLÖ muss es egal sein, ob ein Student an einer Uni, einer Privatuni, einer Fachhochschule oder einer Pädagogischen Hochschule inskribiert ist. Das Studien- und Prüfungsrecht soll an allen Hochschultypen einheitlich sein, so die Forderung. (c) APA Für die Fraktion Engagierter Studierender (FEST) gehen ebenfalls drei Studenten ins Rennen: Sasan Djalali, Magdalena Goldinger und Kathrin Romanowski (von links nach rechts). Goldinger wurde am 1987 geboren und ist alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter. Sie studiert Lehramt, zuvor war sie bereits an der WU und der TU Wien.Der Rechts- und Politikwissenschafts-Student Djalali wurde 1988 geboren. Der Tänzer, Schachspieler und Wanderer will auch "ein Leben neben dem Studium haben". Romanowski wiederum studiert Green Building an der FH Campus Wien: "Das hat nichts mit Garten zu tun, sondern mit nachhaltigem Bauen", so die 1993 geborene Studentin. (c) APA Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) schickt den Wirtschaftsingenieurwesen- und Maschinenbaustudenten Felix Mayrbäurl als Spitzenkandidat in den Wahlkampf.Er wünscht sich ein Ende der ÖH-Gesellschaftspolitik. "Die ÖH muss wie eine Gewerkschaft der Studierenden als Interessensvertretung agieren", heißt es im RFS-Programm. Außerdem wünscht sich der RFS-Kandidat ein Ende der "ÖH-Zwangsmitgliedschaft". (c)RFS Der Kommunistische StudentInnenverband (KSV) tritt bei den Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) mit Sonja Beier an der Spitze an. Sie will den Studierenden "Solidarität als Kampfmittel" näherbringen. Wie schon seit einigen Jahren kandidieren auch heuer zwei kommunistische Studentenverbänden unter ähnlichen Namen. Im Zuge eines KP-internen Richtungsstreits hatte sich der KSV in einen mit der Bundes-KP sympathisierenden und einen KP-kritischen Teil gespalten: Die Kritiker kandidierten in den meisten Fällen als KSV bzw. KSV & KJÖ, die KP-nahen Studenten als KSV-Linke Liste (KSV LiLi). Letztere sind unter dem Motto "über die Verhältnisse leben" in den Wahlkampf gestartet. Ausgewiesene Spitzenkandidaten gibt es beim KSV-LiLi nicht. (C) KSV Die ÖH-Wahl findet von 19. bis 21. Mai statt. 324.596 Studierende sind zum Urnengang aufgerufen. Sie dürfen die Bundesvertretung - also das Studierendenparlament - erstmals seit dem Jahr 2003 wieder direkt wählen. (c) APA Erstmals seit 2003 können die Studierenden die Vertretung auf Bundesebene wieder direkt wählen. Sie bekommen diesmal wieder drei Stimmzettel: für die Studienrichtungsvertretung, die Uni-Vertretung und die Bundesvertretung. Außerdem ist es erstmals möglich, seine Stimme per Brief abzugeben. Bis Mittwoch 18.00 muss die Wahlkarte eingelangt sein.
Wenig Interesse an Briefwahl Die Briefwahl wird die zuletzt sehr niedrige Wahlbeteiligung – 2013 lag sie bei 28 Prozent – aber wohl nicht steigern: Nur 0,9 Prozent der Studierenden haben eine Wahlkarte beantragt. Dadurch, dass Studierende an FH, PH und Privatunis (erstere zum ersten Mal) zum regulären Termin mitwählen, könnte sich aber bei der Beteiligung etwas tun.
Verschiebungen könnte es auch geben, weil das Studierendenparlament deutlich verkleinert wird: Statt zuletzt 100 Mandatare sind es zukünftig nur 55. Für kleinere Listen – etwa die Kommunisten – könnte die Wahl daher auch zur Zitterpartie werden: Die Hürde für den Einzug in die Bundesvertretung liegt nun bei knapp unter zwei Prozent.
Derzeit stellt eine linke Koalition den ÖH-Vorsitz. Ein Endergebnis wird Donnerstag Nacht vorliegen.
>>> Alle Infos zu Wahllokalen und Öffnungszeiten.
(APA/red.)
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