Nur ein Viertel der 325.000 wahlberechtigten Studenten ging zur Wahl der Studentenvertretung. Die Junos verdoppelten ihr Ergebnis, Minister Mitterlehner zeigte die Zunge. "Die Presse" berichtete live.
„Linke Mehrheit, schalalalala“; Die Rufe, mit denen rote und grüne Studentenvertreter am gestrigen Abend der ÖH-Wahl das Ergebnis der Uni Wien feierten, waren nicht verfrüht: Die wahrscheinlichste Variante nach der ÖH-Wahlnacht am Donnerstag ist bundesweit wieder eine linke Viererkoalition aus GRAS, VSStÖ, FLÖ und FEST. Die hätten gemeinsam 29 der 55 Mandate.
Wahlsieger ist wieder die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft. Sie wird sich aber schwer tun, genügend Partner für eine Koalition zu finden. Die Mandate: AG 16, GRAS 12, VSStÖ 9, FLÖ 7, JUNOS 6, FEST 2. Ein Mandat jeweils für den KSV Lili, RFS und die Spaßfraktion LISTE. Es fehlen nur noch 1500 Stimmen von Fachhochschulen, die dürften das Wahlergebnis nicht mehr verändern.
Die grünen Studierenden der GRAS hatten jedenfalls Grund zur Freude. Sie legten im Vergleich zur vorigen Wahl 2013 um knapp 5 Prozentpunkte auf 20,10 Prozent zu und landeten auf Platz zwei.
Auf Platz drei – und vom Ergebnis relativ enttäuscht: die roten Studenten des VSStÖ mit rund 15 Prozent der Stimmen für die Bundesvertretung. Die pinken Junos schnitten gut ab. Sie haben das Ergebnis von 2013 fast verdoppelt - auf 11,17 Prozent.
Die ÖH-Wahl in Bildern
FEST und FLÖ verloren stark
Dass die 325.000 Studenten für das Studierendenparlament eigene Stimmen abgeben konnten, ist heuer neu. Davor wurde die Bundesvertretung indirekt gewählt, das heißt: Die Mandate wurden – indirekt – anhand der jeweiligen Hochschulergebnisse berechnet. Unter dem neuen Wahlmodus litten besonders die ursprüngliche FH-Fraktion FEST und die Fachschaftslisten (FLÖ) – beide Teil der bisherigen linken Viererkoalition. Die FLÖ verloren fast 5 Prozentpunkte. Die FEST wird statt bisher 14 Mandaten nur noch zwei haben.
Ins Studierendenparlament geschafft haben es voraussichtlich auch der Ring Freiheitlicher Studenten, und eine der beiden zerstrittenen kommunistischen Listen, nämlich KSV-Lili. So auch die Satirefraktion „Die Liste“.
Sie strich die meisten Lacher des Abends ein, als ihr Spitzenkandidat Philipp Jocham inmitten der auf Ergebnissen wartenden Studierenden versuchte, Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zum Krawattentausch zu bewegen. Die angebotene rote Krawatte sollte ein Signal an die SPÖ sein. Und der Minister dürfe dann drei Menschen auf Facebook nominieren, die es ihm gleichtun sollten. Allein: Mitterlehner weigerte sich. Er sei nicht einmal auf Facebook.
Zweitniedrigste Beteiligung bisher
Nicht zum Lachen war die Beteiligung: Noch weniger Studenten gingen diesmal zur Wahl als beim letzten Mal: Nur 25,9 Prozent der Studenten ging wählen, das Ergebnis ist nur knapp über dem historischen Tiefpunkt aus dem Jahr 2009. Die Pädagogischen Hochschulen, Privatunis und FH dürften das Ergebnis gedrückt haben. Extrem niedrig war die Wahlbeteiligung etwa an der Donau-Uni Krems: Dort wählten nur 35 der 6000 Studenten.
"Die Presse" berichtete live aus der ÖH-Zentrale in der Taubstummengasse.