Selfies mit Häupl: "Aber vorher brauch i an Spritzer"

(c) Bayrhammer
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Der Bürgermeister wirbt am Spritzerstand vor der Uni Wien für den roten VSStÖ. Das zieht hunderte Fans an - nicht nur Studenten. "Häupl ist Kult."

Für den ersten Lacher brauchte Michael Häupl (SPÖ) kaum eine Minute. "Ja sicher", antwortet der Bürgermeister da auf die Frage eines Studenten, ob er denn ein Selfie mit ihm machen könne. "Aber vorher brauch i an Spritzer." Und weiter geht es: "Heute komm ich noch auf meine 8000 Selfies", sagt der Bürgermeister. Und prostet der Menge zu, die mit Gejohle antwortet. Und sich dann zu ihm drängt, um ja auch noch ein Foto zu bekommen. Warum? "Michael Häupl am Spritzerstand: Das ist einfach Kult", sagt ein Student. "Ganz jenseits ideologischer Grenzen."

Auf die magnetische Wirkung des Bürgermeisters hofften wohl die roten Studierenden des VSStÖ, als sie ihn einen Tag vor dem Start der Hochschülerschaftswahl zum Spritzerstand geladen haben. Mehr als 2000 Facebook-Nutzer haben sich für die Veranstaltung interessiert, ein paar hundert sind tatsächlich gekommen. "Wir haben 30, 40 Liter Wein hier", sagt VSStÖ-Wien-Chefin Raffaela Tschernitz. "Aber eigentlich geht es darum, dass man ins Gespräch kommt." Und vielleicht auch Gelegenheit hat, an ein paar neue Gesichter Material zu verteilen. 

"Das ist ein Lebensziel"

Die sind auf jeden Fall hier. "Wir haben es auf Facebook gelesen - das ist natürlich eine geschickte Taktik des VSStÖ", sagt eine Publizistikstudentin. Und schiebt eine Anspielung auf einen etwas missglückten Häupl-Sager nach: "Aber Dienstag Nachmittag wäre eigentlich der bessere Zeitpunkt." Eine Gruppe junger Männer studiert überhaupt gar nicht mehr. Einer ist Rechtsanwalt, einer Kunsthistoriker, einer Chemiker: "Ein Mal Spritzer trinken mit Michael Häupl - das ist ein Lebensziel", sagt einer, der den Bürgermeister später ebenfalls noch um ein Foto bitten wird. 

Was dieser mit professioneller guter Laune über sich ergehen lässt. "Freilich", antwortet er auf jede Fotoanfrage. "Ja natürlich." "Wo kummst denn du her?", macht er Mini-Smalltalk, während er - als einziger mit einem echten Spritzerglas ("Ich bin privilegiert") - von Studenten, Nicht-Studenten und einer Handvoll Journalisten umringt wird. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), die mit ihm die paar hundert Meter vom Rathaus kam und Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), der etwas später noch dazu stößt, können sich im Vergleich der Anfragen leicht erwehren.

"Er ist nie umgefallen"

Wie es zu dem Besuch kam? Schmähhalber habe man Häupl bei einem Treffen mit dem VSStÖ gefragt, ob er nicht beim Spritzerstand vorbeischauen wolle, erzählt Raffaela Tschernitz. Dazu kommt, dass Häupl einer jener SPÖ-Politiker ist, die sich - wie der VSStÖ - dezidiert gegen Uni-Zugangsbeschränkungen aussprechen. "Er ist nie umgefallen - im Gegensatz zu anderen SPÖ-Politikern", sagt Tschernitz. Gemeint ist Bundeskanzler Christian Kern, der im Plan A eine Wende gemacht hat.

Obwohl er verneint, dass es sich um ein Aufwärmen für den Nationalratswahlkampf handelt ("Es ist ein Besuch unter Freunden."), sagt er dann doch etwas: Kurz oder Strache sollten die Studenten nicht wählen "weil ihnen die sofort wieder Studiengebühren einführen". Und er bekräftigt, dass er nach den nächsten Wahlen seinen Hut nehmen wird. In welchem Zeitrahmen? "In einem angemessenen." Das hänge unter anderem von den Statuten ab, sagt Häupl. "Und ein bisschen auch davon, wie die Wahlen ausgehen."  

Nicht mehr ewig Zeit

Vielleicht erklärt auch der angekündigte Rückzug den Hype um den Bürgermeister, der sich da vor der Universität Wien abspielt: Ewig ist schließlich nicht mehr Zeit, um sich ein Selfie mit dem Langzeit-Stadtchef zu holen. Manche übertreiben allerdings ein bisschen: "Ich wasch mir nie mehr die Hand", meint einer scherzhaft nach dem Händedruck.

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