Migranten machen selten eine Lehre

Lehre fuer Migranten Fremdwort
Lehre fuer Migranten Fremdwort(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Sogar in der Oberstufe des Gymnasiums ist der Migrantenanteil höher als an der Berufsschule. Mangelnde Deutschkenntnisse oder Informationsdefizite könnten die Ursache sein.

Die Lehre bleibt für Migranten im österreichischen Bildungssystem oft ein Fremdwort. "Die Unterrepräsentation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im weiterführenden Ausbildungssystem ist in der Lehrlingsausbildung besonders stark ausgeprägt", heißt es in der Studie "Lehrlingsausbildung im Überblick 2012" des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft. Demnach lag im Schuljahr 2010/11 der Anteil an Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache an den Berufsschulen bei nur 9,4 Prozent - sogar an AHS-Oberstufen ist mit 14,2 Prozent der Anteil höher.

Bei der Lehrlingsausbildung wird damit der Grundsatz durchbrochen, dass der Anteil von Migranten an Schulen mit steigendem Bildungsniveau abnimmt. An den Volksschulen, die die Grundgesamtheit der Schüler abdecken, beträgt der Migrantenanteil österreichweit 24 Prozent, ähnlich ist er übrigens auch am "Hauptlieferanten" der Berufsschulen, den Polytechnischen Schulen mit 24,6 Prozent. Um an einer Berufsschule aufgenommen zu werden, müssen die Jugendlichen einen Ausbildungsbetrieb finden, bei dem sie eine Lehre beginnen können.

Eine eindeutige Ursache für die Unterrepräsentation von Migranten in der Lehre macht die Studie nicht aus. Einerseits dürften Deutschkenntnisse eine Rolle spielen, anderseits aber auch Informationsdefizite und spezifische Ausbildungspräferenzen der Jugendlichen sowie Ängste und Schwierigkeiten der Lehrbetriebe bezüglich kultureller Unterschiede oder bürokratischer Erfordernisse bei Jugendlichen ohne österreichischer Staatsbürgerschaft.

Migrantenkinder scheiden früh aus

Ganz generell sinkt der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ab der neunten Schulstufe "drastisch", heißt es weiter in der Studie. Beim frühen Ausscheiden von Migrantenkindern gibt es übrigens "keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede".

"Jugendlichen mit Migrationshintergrund" sind solche Jugendlichen, die entweder keine österreichische Staatsbürgerschaft oder eine andere Umgangssprache als Deutsch haben. Unter ihnen befand sich laut Studie auch nur rund die Hälfte im Alter von 14 Jahren bereits in der neunten Schulstufe. Das heißt, dass ein großer Teil die neunjährige Schulpflicht - etwa durch das Wiederholen von Klassen - schon vor Erreichen der neunten Schulstufe erfüllt und damit die "für die Berufswahl und -vorbereitung so wichtige neunte Schulstufe (z.B. polytechnische Schule)" gar nicht besucht. Insgesamt betrug der Anteil der 14-Jährigen, die bereits in der neunten Schulstufe sind, rund 78 Prozent.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.