Journalismus: Neues Wissen für neue Medien

Journalismus: Neues Wissen für neue Medien
Journalismus: Neues Wissen für neue Medien(c) REUTERS (DADO RUVIC)
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Die Branche ist im Umbruch, manche malen schwarz, andere sehen neue Chancen. Masterlehrgänge wollen Medienschaffende auf die Herausforderungen vorbereiten.

Online- und Social Media sind im Vormarsch und rütteln am langjährigen Selbstverständnis von Printjournalisten. Angestellte Zeitungsredakteure sind immer öfter von „Freisetzungen“ bedroht und stöhnen gemeinsam mit freien und pauschalierten Redakteuren über eine schwierige finanzielle Arbeitssituation. Und scheinbar einschlägige Studien wie Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft sind als Berufsvorbereitung für Journalisten nur bedingt geeignet. Es ist kein Geheimnis: Die Branche des Journalismus befindet sich in der Krise. Da passt es ins Bild, wenn Experten wie Horst Röper, Medienforscher vom Dortmunder Formatt-Institut, behaupten: „Journalismus ist nicht mehr erstrebenswert. Ich rate allen: Tut euch diesen Beruf nicht an. Die Attraktivität hat massiv nachgelassen.“

Keine Schwarzmalerei

„Das sehe ich ganz anders“, meint dazu Elisabeth Wasserbauer, Geschäftsführerin des Kuratoriums für Journalistenausbildung (KfJ), und warnt vor einem Schlechtreden und -sparen der Branche. „Journalismus ist immer noch ein attraktiver Beruf. Journalisten blicken hinter die Kulissen, stellen Fragen und bekommen Antworten, weil sie für ihr Publikum fragen. Der Job zahlt sich aus, und nicht jedes Medium bietet prekäre Arbeitsverhältnisse.“ Auch Michael Roither, Leiter der Zentrums für Journalismus und Kommunikationsmanagement der Donau-Universität Krems, will der allgemeinen Schwarzmalerei keinen Vorschub leisten: „Der Umbruch im Journalismus bedroht nicht den Journalismus in seinem Kern, sondern lediglich seine aktuellen Rahmen, Formen, Gefäße und Rollenverständnisse.“ Professioneller, demokratietragender Journalismus werde weiterhin relevant sein, in der Informationsflut die Spreu vom Weizen trennen, analysieren, interpretieren und kommentieren. „Journalisten müssen sich allerdings auf neue Formen und Wege– unter anderem über Online- und Social Media – sowie veränderte Rollen einstellen. Kommunikatoren und Rezipienten werden über weite Strecken zu gleichberechtigten Kommunikanden. Der Journalist übernimmt die Rolle des Wegweisers und Begleiters von Information auf ihrem gesellschaftlichen Weg“, so Roither, der beim Journalismus einen Innovationszwang ortet, wenn dieser in Zukunft auch wirtschaftlich überleben und seine Funktionen in eine neue Ära transferieren will. „Diese Herausforderung gilt es zu meistern – dann zahlt sich der Job definitiv auch in Zukunft aus.“

Ausbildungen weiter gefragt

Anlass zu Optimismus ist laut heimischen Fachleuten also gegeben. Das zeigt nicht nur eine Studie der Abteilung Journalistik des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, bei der die befragten Journalisten mehrheitlich angaben, mit ihrer beruflichen Situation zufrieden zu sein. Auch der Zulauf zu akademischen berufsnahen Ausbildungen ist trotz des schrumpfenden Arbeitsmarktes hoch. Etwa beim Masterlehrgang „Qualitätsjournalismus“ an der Donau-Universität Krems. „Eine Besonderheit unseres Masterlehrgangs ist seine quattromediale Ausrichtung. Studierende erhalten Fähigkeiten und Fertigkeiten in Print, Radio, TV, Online und im Medienmanagement. In Praxisworkshops vor Ort wird das journalistische Handwerkszeug gelehrt, das theoretische Basiswissen in begleitenden Fernstudieneinheiten erworben“, erläutert Lehrgangsleiterin Julia Juster.

Die Möglichkeit, sich gezielt mit neuen Aspekten des Journalismus und Herausforderungen einer veränderten Medienwelt auseinanderzusetzen, bietet auch das Masterstudium der FH Wien der WKW „Journalismus & Neue Medien“. „Wer bisher nur erste Gehversuche im Journalismus unternommen hat, dem werden im Rahmen dieses Studiums als Vorbereitung auf die multimediale Zukunft der Branche sämtliche Basics für Print, TV und Radio vermittelt“, so Fachbereichsleiterin Daniela Süssenbacher.

Technik und Management

Die Weiterentwicklung der Branche steht ebenfalls im Fokus des Masterstudiums „New Media Journalism“ des Kuratoriums für Journalistenausbildung (KfJ). „Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz studieren an vier Weiterbildungsinstitutionen aus den drei Ländern. „Journalisten und Führungskräfte bereiten sich in diesem Lehrgang international an der Schnittstelle von Print und Online auf neue Herausforderungen vor. Technische, journalistische und Managementkompetenzen sind die Inhalte des Masterstudiums“, erklärt KfJ-Geschäftsführerin Wasserbauer.

Ausbildung

Masterlehrgänge zum Thema Journalismus:

Qualitätsjournalismus, Master of Arts (MA), Donau-Universität Krems: vier Semester, berufsbegleitend, www.donau-uni.ac.at/jokom

New Media Journalism, MA, Kooperationspartner: Kuratorium für Journalistenausbildung für Österreich, Akademie für Publizistik in Hamburg, MAZ – Die Schweizer Journalistenschule und Leipzig School of Media. Vier Semester, berufsbegleitend, die Module finden abwechselnd in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. www.newmediajournalism.net, www.kfj.at

•Journalismus & Neue Medien,MA, FH Wien der WKW: vier Semester, berufsbegleitend, Deutsch, Englisch. www.fh-wien.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)

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