Mit Blick auf die Allgemeinheit

Autor Christian Felber, Beraterin Anja Haider-Wallner und FH-GF Georg Pehm beim Kick-off an der FH Burgenland.
Autor Christian Felber, Beraterin Anja Haider-Wallner und FH-GF Georg Pehm beim Kick-off an der FH Burgenland.FH Burgenland
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Die FH Burgenland setzt auf eine neue Unternehmensstrategie: Sie wird bis April eine Bilanz der Gemeinwohl-Ökonomie erstellen. Aber auch andere FH widmen sich dem Wohlbefinden.

Während viele Betriebe in schweren Zeiten mit alten Reflexen reagieren – sparen und kürzen –, versuchen es andere mit neuen Ideen. Etwa die Fachhochschule Burgenland, die nicht nur auf die angewandte, kontrollierte und vernetzte Nachhaltigkeit von Umwelt bis zu Sozialem setzt – auch unter dem Kürzel CSR, (Corporate Social Responsibility) bekannt. Sondern sich – nach der Business School Lausanne – als zweite Hochschule Europas der von Christian Felber initiierten Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ, siehe Kasten) verschrieben hat. Der Kick-off dazu fand am 16. Oktober statt, bis April sollen dann die ersten Ergebnisse vorliegen.

Neu denken


„Als Hochschule stehen wir der Allgemeinheit zur Verfügung. Wir sind als gemeinnützige GmbH statuiert, und sind als öffentliches Unternehmen ein Teil des Landes Burgenland“, so Geschäftsführer Georg Pehm. „Was läge näher als nicht nur im Dienste der Allgemeinheit zu stehen, sondern zu ihrem Wohle da zu sein?“
Eine gut klingende, aber etwas naive Herangehensweise? Oder eine erfreulich erfrischende Pioniertat? Man wird sehen. Die neue Strategie soll sich jedenfalls durch alle Bereiche und Ebenen ziehen – vom ökologischen Energiekonzept bis zum Mitarbeitergespräch, von der Kommunikation bis zur Bilanz. Letztere ist das Kernstück der GWÖ – das Unternehmen wird nach 17 Kriterien durchleuchtet, am Ende steht fest, wie viel Gewinn das Unternehmen – dem Gemeinwohl – bringt. „Es ist ein Prozess, an dessen Ende wir wissen, wo wir stehen. Aufgrund dieser Bilanz können wir dann weitere Schritte setzen“, so Pehm. „Natürlich müssen alle Maßnahmen wirtschaftlich vertretbar sein. Viele Dinge kosten aber mitunter gar nicht mehr Geld, sondern mehr Aufmerksamkeit, Zeit und Wohlwollen.“
Unterstützt wird die FH dabei von vier Experten, darunter der GWÖ-Beraterin und Unternehmerin Anja Haider-Wallner. „Für so eine Evaluierung braucht es die Bereitschaft und das Interesse aller, aber natürlich sind die Ressourcen der Einzelnen begrenzt. Unsere Aufgabe ist es, das Organisatorische am Prozess zu übernehmen, die Gruppen zu leiten, in denen dann alle ihre Sicht und ihre Meinung einbringen können.“ Studierende, Lektoren, Departmentleiter und Reinigungskräfte – alle werden eingebunden. Haider-Wallner: „Fragen nach der Vereinbarkeit von Job und Familie werden ebenso behandelt wie die Beschaffung von Büromaterial – mit dem gleichen Ziel: Was kann man dabei besser machen?“ Pehm: „Es geht uns darum, die Weichen für eine bestmögliche Zukunft zu stellen. Wir möchten weder die ethischste Hochschule sein, noch sehen wir die Erstellung der Bilanz als Marketinginstrument. Es stört und aber sicher nicht, als Vorreiter betrachtet zu werden, und besonders international zu kooperieren.“ Auch andere anzuleiten, etwa Gemeinden oder Institutionen, wäre durchaus möglich. „Aber zuerst arbeiten wir an unserer eigenen Bilanz.“

Gesund lernen


Etwas zu ändern am derzeitigen Prozedere, das hat sich auch die Fachhochschule Kärnten überlegt – im Kleinen. Gegen Orientierungslosigkeit im System Hochschule, Leistungsdruck, Prüfungs- und Zukunftsängste bietet sie nun mit dem Projekt „Gesunder Start ins Studium“ erste Strategien an. In einer Pilotphase wurden in Zusammenarbeit der Studiengänge Gesundheits- und Pflegemanagement sowie Ergotherapie gesundheitsförderliche Maßnahmen für Erstsemestrige entwickelt. Diese sollen die Studierenden bei der Orientierung im Studium unterstützen und sie auf die Herausforderungen des ersten Semesters vorbereiten. „Es fördert nicht nur die Studierenden, sie lernen auch, wie Gesundheitsförderung in der Praxis aussehen kann“, erklärt Angelika Mitterbacher, Studiengangsleiterin der Ergotherapie.

Bereits einen großen Schritt weiter ist die FH Joanneum. Am 14. Oktober wurde das Projekt „Kopfnuss“ mit dem Steirischen Gesundheitspreis 2013 für Unternehmen ausgezeichnet. Dazu zählen etwa die Einrichtung von Zirkeln zur Erarbeitung von gesundheitsfördernden Maßnahmen durch die Mitarbeiter oder zur Verbesserung der Unternehmenskultur – wie ein jährliches Sommerfest. Auch der Welcome Day für neue Mitarbeiter und regelmäßig angebotene Gesundheits- und Mobilitätstage sowie spezielle Workshops, etwa jener zur Stimmbildung, wurden sehr positiv bewertet.

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