Reisepläne für den Frieden

Andalusien
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In Forschung und Lehre sind Konzepte und Ideen für die Reisebranche ein heißes Thema. Ein Beispiel ist das neue „International Handbook on Tourism and Peace“ der Alpen-Adria-Universität.

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben“, war Alexander von Humboldt (1769–1859) überzeugt. Mark Twain glaubte, dass Reisen tödlich für Vorurteile sei, und Franz Grillparzer empfahl es als „ein vortreffliches Heilmittel für verworrene Zustände“. So gesehen basiert die Studie „International Handbook on Tourism and Peace“ der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die am 29.Jänner in Wien präsentiert wird, auf keiner Weltneuheit. Doch die Rollen, die der Tourismus für den Frieden spielen kann, sind überraschend vielfältig.

Friedensangebote

„Für den Reisenden selbst eröffnet sich immer ein neuer Horizont“, so Cordula Wohlmuther, mit Werner Wintersteiner Herausgeberin der Publikation. „Auch wenn er keine Vorurteile abbaut, weil der Kontakt zu einer anderen Kultur oft zu kurz oder zu wenig intensiv ist, kann er sich doch als globaler Bürger wahrnehmen, der Verantwortung für eine friedvolle Welt übernimmt.“ Anhand zahlreicher Fallbeispiele, etwa aus der Alpen-Adria-Region, Nepal, Burma, Sri Lanka, Ruanda, Kenia oder Kolumbien, erläutern die Herausgeber unterschiedliche Zugänge zum friedenssensiblen Tourismus für die Gastländer. „Regionen, die auf Tourismus setzen, können damit selten aktive Konfliktsituationen verhindern, aber die Basis für eine wirtschaftlich nachhaltige Verbesserung einer Region darstellen. „In Kolumbien etwa konnte sich eine Region nachhaltig stabilisieren, weil man einen gemeinsamen Nenner fand, den Problemen zu begegnen.“ Meist sind es viele kleine Schritte, in denen verbindliche Regeln im Umgang mit Touristen und gemeinsame Anstrengungen zum Erfolg führen. „In Kenia haben sich zum Beispiel vor den Wahlen, die starke Unruhen mit sich bringen, Vertreter aller politischen Richtungen und Touristiker an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept um Schutz von Touristen zu erstellen“, so Wohlmuther. Denn es ist klar: Der Tourismus bricht in einer Konfliktsituation sofort ab. „Aber er ist auch eine der ersten ökonomischen Aktivitäten nach dessen Ende.“

Auch die heimischen Ausbildungsstätten (siehe Infokasten) setzen vor allem auf interdisziplinäre Herangehensweisen bei der Erstellung neuer Konzepte. „Wir sind immer auf der Suche nach innovativen Ideen“, so Mike Peters vom Institut für Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft am MCI Innsbruck. „Eine nachhaltige Tourismusentwicklung führt zur Zusammenarbeit und zum Dialog von Regionen oder Nationen, die schon einige Krisen bestehen mussten – denken wir etwa an Mega-Sportevents und die Vision des Internationalen Olympischen Komitees.“

Aufstockung für Erasmus+

In den internationalen Austausch investiert auch die EU: Das Budget für das Programm Erasmus+ für Bildung, Jugend und Sport wird um 40 Prozent aufgestockt. Im Zentrum stehen die Förderung von Mobilität und Zusammenarbeit sowie der Austausch bewährter Praxis im Bildungs- und Jugendbereich. Zwischen 2014 und 2020 werden von der Europäischen Union 14,7 Milliarden Euro für das Programm bereitgestellt. Zusätzlich gibt es rund 1,68 Milliarden Euro für die Kooperation mit Drittstaaten. Der Namensgeber des Mobilitätsprogramms, Erasmus von Rotterdam (1465/1469–1536), hätte wohl nichts dagegen gehabt. Er lebte nach dem Motto: „Ich möchte Weltenbürger sein, überall zu Hause und überall unterwegs.“

VERANSTALTUNG & WEITERBILDUNG

Tourismus studieren:

•Leadership im Tourismus (MA), FH Wien der WKW, www.fh-wien.ac.at

•Tourism Management (MA), International Tourism Management (MSc), Modul University Vienna, www.modul.ac.at

•MBA Entrepreneurship & Tourismus, MCI Innsbruck, www.mci.edu

•Tourismusmanagement und Freizeitwirtschaft, IMC FH Krems, (BA/MA), www.fh-krems.ac.at

•Innovation and Management in Tourism, (BA/MA), FH Salzburg, www.fh-salzburg.ac.at

Präsentation „Tourismus und Frieden“:

Vor zwei Jahren startete das Projekt der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Am 29.Jänner wird das „International Handbook on Tourism and Peace“ im Marmorsaal des Wirtschaftsministeriums von den Herausgebern Cordula Wohlmuther und Werner Wintersteiner präsentiert.

www.uni-klu.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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