Gleichstellung. Frauen haben oft andere Fragen und Bedürfnisse bei Aus- oder Fortbildung als Männer. Spezielle Angebote wollen diesen gerecht werden. Wie sinnvoll sind diese?
Wie reagiere ich als Frau auf abfällige Bemerkungen männlicher Vorstandskollegen? Sind die Ansprüche an mich meine eigenen, oder mache ich, was von mir erwartet wird?
Manche Themen lassen sich leichter von Frau zu Frau besprechen und trainieren. „Frauen haben andere Themen als Männer“, sagt Anke van Beekhuis von frauenkraft.info. Sie hat den Woman-Management-Lehrgang zum Thema Führung konzipiert, der in Wien von Business Circle angeboten wird. Zielgruppe sind Frauen, die seit Kurzem in einer Führungsposition sind oder Projektverantwortung haben. In den fünf Modulen „geht es um den Unterschied im Führungsverhalten von Frauen und Männern“, erklärt van Beekhuis „Und die Fragen: Was gibt es zu verbessern, was müssen Frauen beibehalten?“ Zu je einem Drittel setzt sich das Seminar aus Theorie, praktischen Übungen und Reflexion zusammen.
Vier Semester lang können Frauen in Linz unter sich bleiben: im Universitätslehrgang Management und Leadership für Frauen, der berufsbegleitend an der JKU stattfindet. Lehrgangsleiterin Cäcilia Innreiter-Moser: „Der Lehrgang richtet sich an Frauen, die ihre berufliche Weiterentwicklung als Führungskraft aktiv in die Hand nehmen möchten, sowohl Frauen, die Führungspositionen anstreben, als auch jene, die bereits mit Führungsaufgaben betraut sind.“ Denn erfolgreiche Führung stellt Frauen als Minderheit in den Managementetagen noch vor zusätzliche, andere Herausforderungen als ihre männlichen Kollegen.
Entscheidungsreif präsentieren
Männer und Frauen sprechen nicht immer die gleiche Sprache. Barbara Czak-Pobeheim, von Czak Führungstraining, hat Erfahrung mit den Stolpersteinen. Sie leitet Rhetorikseminare exklusiv für das weibliche Geschlecht. Teilnehmerinnen sind oft „Frauen, die in ihrer Karriere von Männern gehemmt werden“. Um für den Kampf der Geschlechter gewappnet zu sein, ist eine reine Frauenrunde gefragt. Czak-Pobeheim: „Die Optimierung des Dress-, des Körper- und Sprachcodes ist nur in intimem Rahmen unter Frauen sinnvoll. Das eignet sich nicht für Erörterungen in einem Plenum mit Männern.“ Im Seminar werden etwa negative weibliche Kommunikationsverhaltensmuster eliminiert. „Aus falscher Bescheidenheit kommunizieren Frauen bei Projekten und Bewerbungen oft unaufgefordert Lücken und Defizite, statt einfach nach dem Motto ,Yes I can‘ Risken einzugehen.“ Trainiert wird auch die Fähigkeit, eine Idee kurz, informativ, prägnant und entscheidungsreif zu präsentieren.
Das bestehende Potenzial der Frau zur Geltung zu bringen ist oft Thema bei Frauencoachings. Die Fragen, die mit dem Coach bearbeitet werden, drehen sich um Karriereentscheidungen oder den Dauerbrenner Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Renate Fanninger etwa bietet den Lehrgang Frauencoaching an. Die Seminartage werden geblockt abgehalten, neben der Theorie wird Wert auf einen praktischen Teil gelegt. „Aktuell gibt es im sozialen Zusammenleben eine hohe Flexibilisierung“, sagt Fanninger. „Es ergeben sich neue Chancen, etwa in der Zeit nach der Geburt eines Kindes.“ Frauen müssten nicht mehr unbedingt die ersten Jahre mit Betreuung verbringen, könnten die Zeit für Weiter- oder Fortbildungen nützen. „Aber die zahlreichen Möglichkeiten überfordern oft“, erklärt Fanninger. Eine Antwort auf die Frage „Was will ich?“ soll die Frau im Rahmen eines Coaching selbst finden können. „Damit sie das leben kann, wovon sie wirklich überzeugt ist“, zumal Frauen sich oft – und oft auch unbewusst – den Wünschen und Anforderungen der Umgebung anpassen würden.
Selbstbewusstsein trainieren
Förderprogramme für Frauen gibt es beim Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds (Waff). Im Rahmen von „Frech“ werden berufstätige Frauen beraten, die beruflich weiterkommen oder sich verändern wollen. „Es ist eine Kombination aus Beratung und Förderung“, erklärt Laufbahnberaterin Susanna Binder. Beratung und einen vom Waff finanzierten Ausbildungsplan gibt es auch für Karenzierte und Wiedereinsteigerinnen. Auch die Wiener Volkshochschulen (VHS) bieten eine Frauenschiene. „Kurse wie Selbstbewusstseinstraining unterstützen Frauen dabei, effektiver die eigenen Interessen wahrzunehmen und durchzusetzen“, sagt Daniela Lehenbauer von den VHS. Warum werden solche Kurse angeboten? Lehenbauer: „Es ist wichtig, Räume zu schaffen, in denen sich Frauen über ihre Erfahrungen austauschen und Erfolgsgeschichten teilen können.“ Innreiter-Moser: „Die geschlechtshomogene Gruppe bietet die Chance, traditionelle Rollenmuster aufzubrechen: Es geht nicht um Mann-Frau-Themen, sondern um die eigenen unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen, die im Vordergrund stehen.“ Sinn haben Ausbildungen exklusiv für Frauen dort, wo ein geschützter Raum für einen Austausch auf Augenhöhe geschaffen werden muss. Falsch sind Frauenrunden, wenn dadurch Geschlechterrollen und Stereotype verfestigt oder Frauen von Männernetzwerken ausgeschlossen werden. Und natürlich ist es oft zielführend, wenn Männer und Frauen gemeinsam lernen. Plakatives Beispiel: Wollen sie einander verstehen, sind sie gemeinsam im Seminar „Männersprache – Frauensprache“ am Wifi Klagenfurt richtig.
LEHRGÄNGE UND TRAININGS (AUSWAHL)
Universitätslehrgang Management und Leadership für Frauen, Johannes-Kepler-Universität Linz, www.jku.at/ifg
Lehrgang Frauencoachingwww.bildungspartner.eu
Power-Rhetorik für Frauen bei Czak Führungstraining, www.czak.at
Kreatives Schreiben für Frauen www.kardinal-koenig-haus.at
Woman-Management-Lehrgang bei Business Circle, www.businesscircle.at
VHS-Kurse für Frauen, z.B.: Selbstmarketing für Frauen, ww.vhs.at
Programm Frech: Frauen ergreifen Chancen in Wien, www.waff.at
Wifi Tirol: Selbstbewusstseinstraining für Frauen, Selbstmarketing für Frauen
Wifi OÖ: Workshop Aufsichtsratskompetenz kompakt für Frauen, Info: unternehmerakademie@wifi-ooe.at
Women's Leadership Development,in Planung für 4. Quartal 2014: www.gruesser.at/womensdevelopment.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2014)