Globalisierung studieren

Former U.S. President Clinton speaks to volunteers on the final day of the 2014 Clinton Global Initiative University Meeting in Phoenix
Former U.S. President Clinton speaks to volunteers on the final day of the 2014 Clinton Global Initiative University Meeting in Phoenix(c) Reuters (SAMANTHA SAIS)
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Die Vernetzung der Welt bringt neue Anforderungen für Unternehmen und NGOs. Wie zukünftige Manager mit kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen umgehen lernen können.

Let's go global! Bitte gern – und dann? Welche Folgen hat die zunehmende Vernetzung, und wie kann sie im besten Fall funktionieren? Dieser Forschungsbedarf spiegelt sich im österreichischen Bildungsangebot durchaus wider, wenn auch meist eher in Teilaspekten als in seiner Gesamtheit, wie Friedrich Altenburg, Leiter des Lehrgangs Migrationsmanagement an der Donau-Universität Krems, meint. Denn die Frage, wie man kulturell und ökonomisch gewinnbringend damit umgeht, hat schließlich zahlreiche Facetten.

Erst verstehen, dann bewerten

Der Lehrgang, den man nach vier Semestern als Akademischer Experte und nach sieben Semestern als Master of Science abschließen kann, soll der Vielschichtigkeit des Themas nach Möglichkeit Rechnung tragen. Entsprechend durchmischt ist laut Altenburg auch die Teilnehmerschaft: Mitarbeiter von NGOs und Sozialeinrichtungen nebst Personen aus dem Bereich Arbeitsmarktservice und aus der Wirtschaft, die sich alle gleichermaßen ein besseres Verständnis von Migration erwarten. Denn, so Altenburg, „wichtig ist, das Phänomen möglichst zu verstehen, bevor ich es bewerte, und genau das ist das Ziel dieses Lehrgangs“.

Sobald sich Menschen weltweit bewegen, tun Waren und Finanzen das ebenso – und umgekehrt. Mit dieser Entwicklung gehen immer eine „Ausweitung der Unternehmensziele, Globalisierung innerhalb der Unternehmen und interne kulturelle Veränderungen“ einher, wie es in der Beschreibung des Aufbaustudiengangs Global Marketing Management der Johannes-Kepler-Universität in Linz heißt.

Interkulturelle Kompetenz

Der dreisemestrige Studiengang richtet sich an Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen sowie an Führungspersonal aus dem Großbereich Export, denen nicht nur marketingrelevantes Wissen vermittelt, sondern auch interkulturelle Kompetenz verliehen werden soll. In einem ersten Schritt wird der Unterricht ausschließlich in englischer Sprache abgehalten, so wie auch im Studiengang Global Sales and Marketing an der Fachhochschule Oberösterreich in Steyr, der in Bachelor- und Masterausführung angeboten wird. Wie in Linz soll eine Mischung aus Theorie und Praxis, einschließlich eines verpflichtenden Auslandssemesters, die Absolventen für eine Tätigkeit im internationalen Handel qualifizieren. Als Einstimmung kann ein – nicht verpflichtendes – geselliges und jedenfalls interkulturelles Beisammensein dienen: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Doing Business in...“ des Interkulturellen Managementzentrums an der Fachhochschule Oberösterreich finden neben „kulinarischem Networking“ Vorträge zum jeweiligen Länderschwerpunkt statt. In den kommenden Monaten folgen Indien, Jordanien und Uruguay.

Angesichts der offensichtlichen Bedeutung des Themas Globalisierung ist es verständlich, dass viele Studenten und Studienvertreter überrascht waren, als der Bachelorlehrgang Internationale Entwicklung an der Universität Wien 2012 gestrichen wurde. Nicht ersatzlos allerdings, ihn ersetzte ein aufbauender Masterlehrgang, in den Bachelorlehrgänge unterschiedlicher Fachrichtungen und Bildungseinrichtungen münden. „Es dauert aufgrund der Herkunft der Bachelor aus sehr verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, von der Betriebswirtschaft bis zur Ökologie, länger, bis man die Leute auf einem ungefähr gleichen Stand hat“, sagt die Studienprogrammleiterin Margarete Grandner.

Sachliches Annähern

Außerdem würde unter der verkürzten Studiendauer zwangsläufig die Ausführlichkeit des Unterrichts leiden. Gerade diese wäre aber wohl für das Erreichen der Studienziele notwendig. Die Absolventen sollen unter anderem Kenntnis über globale Transformationen, Strukturen der Ungleichheit und deren historische und aktuelle Entwicklungen besitzen, über durchaus komplexe und nicht selten ideologiebehaftete Inhalte also. „Aber ich bin prinzipiell nicht der Meinung, dass es so etwas wie ein objektives Bild gibt“, sagt Grandner.

Es gehe auf jeden Fall darum, an die Themen sachlich und mit möglichst großer Faktentreue heranzugehen. „Das ist ein ständiger Prozess des Annäherns“, erklärt die Studiengangsleiterin – im Hinblick auf Unterricht und Studium wie wohl auch auf die globale Entwicklung.

WEITERBILDUNG

Migrationsmanagement, Donau-Universität Krems: Beginn am 20.11.2014, www.donau-uni.ac.at

•Universitätslehrgang Aufbaustudium Global Marketing Management,Johannes-Kepler-Uni: nächster Lehrgangsstart Oktober 2014, www.jku.at

Global Sales and Marketing, FH OÖ, Steyr, www.en.fh-ooe.at

•Veranstaltungsreihe „Doing Business in...“:www.fh-ooe.at/interkulturalitaet

•Masterlehrgang Internationale Entwicklung, Uni Wien, ie.univie.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)

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