Kulturmanagement: Ökonomie mit kulturellem Anspruch

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Ob Museum oder Theater, auch diese Betriebe wollen professionell geführt werden. Betriebswirtschaftliches Know-how ist dabei jedoch nicht alles.

Auch wenn der jüngste Finanzskandal um das Burgtheater anderes vermuten lässt, so hat in den letzten Jahren in vielen Kulturbetrieben ein Umdenken eingesetzt. Experten sprechen von einer zunehmenden Professionalisierung der Kunst- und Kulturbranche. Wie auch in der Wirtschaft sind heute ein transparentes Rechnungswesen oder innovative Finanzierungsmodelle gefragt. In einschlägigen Ausbildungen können sich Kunstinteressierte dieses Know-how aneignen – zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Kulturbetrieben wie Theater oder Museen.

„Kulturbetriebe werden heute immer mehr an Ertragszahlen gemessen“, sagt Robert Kasper, Leiter des Masterstudiengangs Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement der FH Kufstein. Dementsprechend müssten Kunst- und Kulturmanager auch über betriebswirtschaftliches Know-how verfügen, das ihnen – neben dem Hauptaugenmerk Führungskompetenz – im Tiroler Unterland vermittelt werde. Eine Herausforderung ist für den Experten vor allem das Thema Kulturfinanzierung. Erst im Jänner fand an der FH Kufstein die achte Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement statt. Dort waren laut Vizerektorin Verena Teissl, die die Tagung leitete, unter anderem auch Neuheiten in der Kulturfinanzierung – wie etwa Crowdfunding-Modelle – Thema.

Sollte ein Kulturbetrieb überhaupt wie jeder andere geführt werden? Laut Katharina Pfennigstorf, Leiterin des Universitätslehrgangs Aufbaustudium Kulturmanagement der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, scheiden sich an dieser Frage selbst unter ihren Vortragenden die Geister.

Anderer Zugang gefragt

Für sie ist doch ein etwas anderer Zugang gefragt als in „normalen“ Unternehmen. Zwar wären gewisse betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen, ebenso wie ethische und moralische Vorgaben, in beiden Welten wichtig. Allerdings gehe es in Kulturbetrieben darum, einen Beitrag zu leisten, der über die „sofortige ökonomische Verwertbarkeit“ hinausgehe.

Auf dem Lehrplan des Aufbaustudiums stehen Wirtschaft, Soft Skills, Kultur, Recht sowie spezifische Managementaspekte. So breit wie das Programm ist auch das Teilnehmerfeld. Die meisten sind zwar in der Kulturbranche tätig, allerdings in verschiedenen Bereichen. So sitzen in den Lehrveranstaltungen Musiker, Tänzer und Schauspieler neben Marketingmitarbeitern und Regisseuren oder anderen leitenden Instanzen. Dazu kommen einige „Exoten“ wie Betriebswirte und Juristen. Gerade die Heterogenität der Teilnehmer ist für Pfennigstorf ein Vorteil. „Man lernt dadurch, wie der andere denkt, wie man gemeinsam Strategien entwirft und Projekte verwirklicht“, sagt sie. Das sei deshalb wichtig, weil gerade in den letzten Jahren im Kunstbereich – wie auch anderswo – das spartenübergreifende Arbeiten stark an Bedeutung gewonnen hat.

Ausstellung ist interdisziplinäres Projekt

Spartenübergreifendes Arbeiten lernen auch die Teilnehmer des Certified Program Exhibition Development der Donau-Universität Krems. Wie die Programmleiterin Wendy Jo Coones erklärt, ist die Planung von Ausstellungen nämlich Teamarbeit. „Damit ein Team funktioniert, müssen die einzelnen Mitglieder die Perspektiven der anderen kennen und verstehen“, sagt sie. Tatsächlich kommen in Projektteams für Ausstellungen so unterschiedliche Berufsgruppen wie Designer, PR-Spezialisten, Wissenschaftler und Manager zusammen. Hilfreich sei in diesem Zusammenhang, dass auch die Teilnehmer des zwei Semester dauernden englischen Programms einen sehr unterschiedlichen Background haben. „Eine Ausstellung zu organisieren bedeutet mehr, als eine Wand zu bemalen und darauf ein Bild aufzuhängen“, sagt Coones. Vielmehr handle es sich dabei um ein Medium, das Geschichten erzählt oder Fakten vermittelt – und zwar in der Sprache der Besucher. Letzteres sei vor allem deshalb wichtig, weil Ausstellungen oft über Steuergelder finanziert würden. Es genügt dabei nicht, nur einen Sinn anzusprechen, insgesamt gelte es, eine besondere Atmosphäre zu schaffen. „Die Besucher sollen in einer Ausstellung in eine andere Welt eintauchen“, so die Programmleiterin. Schließlich müsse jenen, die in ihrer Freizeit Geld ausgeben, um etwas zu lernen, auch ein besonderes Erlebnis geboten werden – egal, um welche Ausstellung es geht.

AUSBILDUNGEN

Lehrgänge zum Thema Kulturmanagement:

•FH Kufstein: Master Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement, www.fh-kufstein.ac.at

•Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Universitätslehrgang Aufbaustudium Kulturmanagement, www.mdw.ac.at

•Donau-Universität Krems: Certified Program Exhibition Development, www.donau-uni.ac.at

•Institut für Kulturkonzepte: Zertifikatskurs Kulturmanagement, www.kulturkonzepte.at

•Universität für angewandte Kunst Wien: Masterlehrgang ECM (Educating/Curating/Managing), www.dieangewandte.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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