Frei von der Leber weg

Frau mit Head Set
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Sprachen. Was nützt das schönste Lernprogramm, wenn man sich im Alltag nicht zu sprechen traut? Neue Trainings versprechen Abhilfe.

Do you speak English?“ Nicht nur im beruflichen Kontext sollte diese Frage heutzutage jeder mit einem selbstbewussten und selbstverständlichen „Yes“ beantworten können.

Doch ein häufiges Problem beim Erlernen einer Fremdsprache ist die Hemmung, diese auch in der Praxis anzuwenden. Genau hier will Talkshop, ein Wiener Anbieter von Sprachtrainings, mit einem interessanten Konzept ansetzen. In inszenierten themenbezogenen „Reality Events“ sollen die Teilnehmer frei von der Leber weg miteinander Englisch sprechen. Wie funktioniert das konkret? „Die Lernenden treffen einander in Museen, Theatern und anderen ,inspirierenden Orten‘, um dort konkrete Gestaltungsaufgaben zu erfüllen“, erklärt Talkshop-Inhaberin Christina Merl. So galt es unlängst, in einer Galerie bestimmten Informationen auf die Spur zu kommen, um diese dann in kurzen Zeitungsartikeln zu verarbeiten.

Sprachkultur im Museum

„Durch solche kommunikativen Aufgaben soll die Interaktion forciert werden“, so Merl. Die Teilnehmer erleben die Sprache in angenehmer Atmosphäre – in einem realen Kontext – und beginnen, sie über die gemeinsame Gestaltung von Geschichten auch emotional zu verstehen. Ein positiver Nebeneffekt: Sie erweitern gleichzeitig ihr kulturelles Repertoire. Freilich geht es auch nicht ganz ohne Struktur, deshalb erfolgt nach den Events die sprachliche und grammatikalische Aufarbeitung des Erlebten. „Gemeinsam mit dem Coach wird in der Gruppe durchgegangen, welche Vokabeln und Ausdrucksweisen in einer bestimmten Situation vielleicht besser gewesen wären“, so Merl.

Plauderei mit dem Guide

Auch bei Berlitz werden kulturelle Veranstaltungen genutzt, um den Zugang zu einer Sprache zu erleichtern und zu intensivieren. Beim Berlitz World Club handelt es sich allerdings um ein Produkt, das den Austausch über die klassischen Trainings hinaus fördern soll, so Thomas Kalian, Director Business Development. „Bei Events wie Führungen im Wiener Belvedere bleiben die Teilnehmer auf eine ungezwungene Art und Weise an einer Fremdsprache dran“, sagt er. Denn Trainer sind zwar jeweils vor Ort dabei, das Erlebte wird jedoch nicht im Nachhinein in irgendeiner Art und Weise aufgearbeitet. Bei Events wie Theater- und Filmabenden, Workshops oder Ausstellungen steht ganz eindeutig das Freizeitvergnügen im Vordergrund. Mitglied kann im Übrigen jeder werden, der an einem hauseigenen Kurs teilnimmt.

Wie Kalian betont, zählen die Kunden der weltgrößten Sprachschule allerdings überwiegend nicht zur Gruppe der „Fun-Learner“, sondern sie müssen und wollen vielmehr eine Fremdsprache lernen. „Am schnellsten und effizientesten geht das über einen klassisch strukturierten Unterricht“, sagt der Experte. Allerdings bedeute das nicht, dass es nicht sinnvoll sein könne, mit gewissen erheiternden Elementen zu arbeiten. Seit einigen Jahren bietet man etwa „Total Immersion“ mit Golf an. Dabei handelt es sich um ein besonders intensives, auf ein paar Tage angesetztes Sprachtraining, das auf die Lernbedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten ist. Je nach Wunsch könne etwa am Vormittag gelernt und am Nachmittag der Golfplatz aufgesucht werden. „Die Pausen zwischen den Schlägen eignen sich hervorragend für die Konversation mit dem Trainer“, so Kalian.

Einzeltraining im Restaurant

„Grundsätzlich können Einzeltrainings in dem Rahmen abgehalten werden, in dem der Kunde das wünscht“, so der Berlitz-Experte. Am besten sei es allerdings, sich für ein lernförderndes Umfeld zu entscheiden – sprich: entweder die hauseigenen Seminarräumlichkeiten oder – bei Firmenkunden – deren Unternehmen zu nutzen. In die gleiche Kerbe schlägt Thomas Weissgärber, Direktor des Amerika-Instituts. „Ich empfehle einen ernsten, seriösen und schulischen Rahmen“, meint er. Das – in Einzeltrainings – bereits Erlernte könne dann in einem etwas ungezwungeneren Umfeld zusätzlich besprochen werden, wie etwa einem Fitnesscenter, Restaurant oder bei einem Theaterbesuch. Umgekehrt sei das mit Hinblick auf die Qualitätssicherung eher wenig erfolgversprechend.

Web:www.talkshop.cc, www.berlitz.at


www.aaie.at, www.cef.at

www.languagecompany.at

www.thecambridgeinstitute.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2014)

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