Auf dem Weg ins Cockpit

Flugzeuge warten auf den Start
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Serie Traumberuf: Pilot. Nicht nur beliebt, sondern auch geehrt: Neben Feuerwehrmännern und Krankenpflegern zählen Piloten zu den Top drei der vertrauenswürdigsten Berufe. Doch der Weg ins Cockpit ist gar nicht so leicht.

Fliegen wie ein Vogel war und ist für die meisten Menschen noch immer ein Traum, der seit etwas über 100 Jahren mit mehr oder minder brauchbaren technischen Hilfsmitteln zumindest teilweise erfüllbar geworden ist“, sagt Herbert Dobek, Schriftführer der Aircraft Owners and Pilot Association Austria (AOPA) und selbst langjähriger Jet-Pilot und Fluglehrer. Angefangen hat er als Fallschirmspringer und Segelflieger. „Für manche Menschen vermittelt das Loslösen vom Boden ein Gefühl der Freiheit, für andere ist es technisches Interesse und für viele die Kombination dieser Argumente, ergänzt durch den starken Kontakt mit den Naturgewalten, denen man vorsichtig und mit großer Demut entgegentritt.“

Co-Pilot oder Rundflieger

Der klassische, im Bewusstsein der Allgemeinheit verankerte Pilot steuert ein Verkehrsflugzeug, jettet von Sydney nach San Francisco und ist ein verantwortungsbewusster Weltenbummler mit fettem Gehaltszettel. Grundsätzlich gibt es drei Wege ins Cockpit. Der am häufigsten beschrittene ist der sogenannte „Integrated – ab initio“-Weg. Neben der Flugausbildung in mehreren Phasen wie Sichtflug und Instrumentenflug wird auch eine durchgehende Theorieausbildung absolviert. Die zweite Möglichkeit: Diese Ausbildung modular zu machen und auch nach jedem Modul eine Prüfung abzulegen. Die klassische CPL/IR-Prüfung steht am Ende beider Varianten und berechtigt dazu, als Co-Pilot, als Einzelpilot für Flieger mit nur einem Steuermann, und als Fluglehrer zu arbeiten. Auch bezahlte Rundflüge, kleinere Geschäftsreisen und Arbeitsflüge auf Kleinflugzeugen können mit dieser Lizenz abgedeckt werden.

Zum Kapitän eines „richtigen“ Flugzeuges wird man mit Praxis, der Linienpilotenlizenz ATPL Theory Credit sowie einem Kurs über die Zusammenarbeit im Zwei-Mann-Cockpit. Damit kann die Jobsuche beginnen.
Drittens gibt es noch die Multi-Crew-Pilot-License-Ausbildung MPL. Die kann man nur absolvieren, wenn man bereits einen Arbeitgeber hat, der einen als Co-Pilot engagiert. Die gesamte Ausbildung ist nämlich für eine bestimmte Flugzeugtype bei diesem Unternehmen ausgerichtet. Im Unterschied zur klassischen Lizenz darf man damit aber ausschließlich im Zwei-Mann-Cockpit fliegen. Will man trotzdem einen kleineren Business-Jet fliegen, der nur für einen Piloten ausgelegt ist, braucht man einen sogenannten Bridge Course. Anderthalb bis zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Verkehrspiloten, das finanzielle Polster sollte je nach Anbieter um die 80.000 Euro dick sein.

Motorlos fliegen

Doch auch wer über ein kleineres Budget verfügt, muss auf das Fliegen sogenannter Flächenflugzeuge (Fluggeräte mit fixen Tragflächen) nicht verzichten. Die Einstiegsvariante ist der Segelfliegerschein. Was Friedrich Nietzsche mit „Wer die Menschen einst fliegen lehrte, hat alle Grenzsteine verrückt“ meinte, erfährt das beim lautlosen Flug sehr gut. Und kann dabei ins Schwärmen kommen: „Der Reiz des Segelfliegens liegt für mich darin, den Flugsport mit reiner Naturenergie ausüben zu können. Die Sonne erwärmt den Boden, der Boden die Luft und diese steigt als Thermik auf und hebt dabei Flugzeuge mit bis zu 800 Kilo in Höhen von bis zu 4000 Metern. Einfach gesagt: das Naturerlebnis, motorlos auf wenige hundert Meter an die Berggipfel und Hangkanten heranzufliegen, mit Greifvögeln im gleichen Aufwind zu kreisen und das Spiel die unsichtbaren Aufwinde zu finden und zu nützen“, schwärmt Michael Gaisbacher, Leiter der Bundessektion Segelflug des Österreichischen Aero Club.

Was man braucht, um dieses Erlebnis genießen zu können, ist leistbar, nämlich „ein Mindestalter von 15 Jahren, eine fliegerärztliche Untersuchung, ein wenig technisches Verständnis, viel mehr Naturverständnis über Zusammenspiel von Sonne, Wind, Wetter und Wolken“. Noch einfacher drückt es Viktor Steiner, Obmann der Steirischen Flugsportunion aus: „Gesund sein, es wollen, vor allem ein flexibles Zeitmanagement.“ Und bis zu 1700 Euro.

Freiheit mit Technik

Ein nächster Schritt für Segelflieger ist das Upgrade zum Privatpiloten. 6124 entsprechende Lizenzen wurden von der Austro Control, der österreichischen Gesellschaft für Zivilluftfahrt, 2013 ausgestellt. Voraussetzung für eine entsprechende Lizenz ist ein Alter von mindestens 17 Jahren, ein flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis und mindestens 45 nachgewiesene Stunden als Flugzeugführer. Und natürlich eine Flugausbildung in einer Zivilluftfahrerschule. Die theoretische Ausbildung umfasst rund 120 Stunden und Fächer wie Navigation, Luftfahrtrecht, Meteorologie, Funkpraxis und Flugplanung. Abgefragt wird dieses erworbene Wissen bei der Austro Control. Hat man diese Prüfung bestanden, kann man innerhalb von zwei Jahren die praktische Prüfung ablegen. Bis zu 10.000 Euro sollte man sich für diese Ausbildung zusammensparen. Doch wer schon immer eine Cessna, Rockwell oder Piper fliegen wollte, kann dann starten. Denn mit der Privatpilotenlizenz kann man alle einmotorigen Flugzeuge mit Kolbenmotor der Klasse SEP, kurz für Single Engine Piston, fliegen. „Neben zahlreichen anderen Möglichkeiten, sich in der Luft zu vergnügen, bietet das Fliegen als Privatpilot das größte Maß an Freiheit und den größten Aktionsradius, kombiniert mit viel Technik“, erklärt Reinhard Mussmann, verantwortlicher Leiter von Fly West.

Privat fliegen, beruflich nutzen

Eine steigende Zahl von Privatpiloten nutzen ihre Leidenschaft auch beruflich aus – nicht nur als erste Stufe zum Verkehrspiloten. Zum einen bildet ein gemeinsames Interesse an der Luftfahrt „oft die Grundlage von Gesprächen, in deren Verlauf auch manchmal Geschäftsverbindungen angebahnt werden“, weiß Dobek. Zum anderen nutzt man ein Flugzeug auch aus Effizienzgründen. „Immer mehr Unternehmer versuchen mit Hilfe ihres Privatpilotenscheins und der damit verbundenen Flexibilität diese auch geschäftlich zu nutzen, um Termine per Flugzeug wahrnehmen zu können“, erläutert Mussmann. Bei gründlicher Planung bringe das eine Erweiterung des Aktionsradius und entsprechenden Zeitgewinn.

Aber Mussmann warnt: „Der eigentliche Grund, der Spaß am Fliegen, tritt dabei in den Hintergrund.“ Die größten Feinde des Piloten seien Stress, Zeitdruck und schlechtes Wetter. „Sie können zur tödlichen Gefahr werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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