US-Stipendien: Ausländerbonus an Amerikas Unis

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Studieren in Amerika muss nicht unerschwinglich sein. Die Chancen auf Stipendien an den US-Universitäten sind besser denn je. Mittlerweile bieten Agenturen diese sogar zu Paketpreisen an.

Studieren in den USA wird mit den unterschiedlichsten Dingen assoziiert: dem American Way of Life, Campusleben samt Cheerleadern und klingenden Eliteabschlüssen – vor allem aber mit extrem hohen Kosten. Bis zu 60.000 US-Dollar (knapp 45.000 Euro) kostet ein Studienjahr beispielsweise an einer der Ivy-League-Universitäten, aber auch weniger prominente Colleges verlangen Summen, die für europäische Verhältnisse exorbitant sind. Allerdings tut sich in der jüngeren Vergangenheit hier einiges. Wollen Unis auf dem inneramerikanischen Markt wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie ihren Studierenden auch ein internationales Umfeld bieten. Das motiviert immer mehr Hochschulen in den USA, Bewerbern aus dem Ausland attraktive Stipendien anzubieten. Ein Modell, von dem beide Seiten profitieren: die Studierenden durch Auslandserfahrungen und einen internationalen Abschluss, und die – häufig privat finanzierten – Universitäten und Colleges mit einem international besetzten Campus, der sich gut in ihren Broschüren macht.

Auswahl in der zweiten Reihe

Allerdings müssen diese Angebote sorgfältig abgewogen werden. Und um gleich ein paar Träume zu zerstören: Für Studenten, die sich auf Florida oder Kalifornien versteifen, eventuell noch mit der Option New York City, wird es schwer. Und auch von der Idee, ein Studium in Harvard, Princeton oder Yale „geschenkt“ zu bekommen, müssen sich die meisten verabschieden. Wer dagegen in der Standortwahl flexibel ist, hat gute Chancen und kann seit einigen Jahren auch auf eine wachsende Zahl an Ansprechpartnern im deutschsprachigen Raum zurückgreifen, die sich auf die Vermittlung solcher Stipendien spezialisiert haben. Dazu gehört unter anderem die iST Internationale Sprach- und Studienreisen GmbH, die seit über 30 Jahren Highschool- und Au-pair-Aufenthalte vermittelt und vor vier Jahren ihr „Go Campus“-Programm aufgelegt hat, bei dem ein Studienplatz samt 40- bis 60-prozentigem Teilstipendium in den USA garantiert wird. „Es gibt 4200 Colleges und Universitäten in den USA, von denen nur ein Bruchteil einen Bekanntheitswert über Amerika hinaus hat “, erklärt Programmleiterin Beate Held, „die aber auch Wert auf Diversität auf ihrem Campus legen – und natürlich das damit verbundene Image und Ranking.“

Voraussetzung für einen garantierten, geförderten Studienplatz ist, dass mindestens eines der gewünschten Studienfächer einer eher gängigen Studienrichtung angehört. Dazu zählen die Wirtschafts-, Natur- und Kommunikationswissenschaften, wer sich beispielsweise ausschließlich auf das Filmemachen konzentrieren will, hat es laut Held eher schwer. Aussichtsreichen Bewerbern garantiert das Programm für eine einmalige Vermittlungsgebühr von 2280 Euro mindestens neun Angebote für Teilstipendien, nach Kosten gestaffelt. „Das günstigste Angebot in diesem Paket beläuft sich auf 10.000 bis 11.000 Dollar, dann gibt es mindestens eines für nicht mehr als 12.000 und zwei für unter 16.000 Dollar pro Studienjahr“, erklärt Held. Die teuersten Studienplätze kommen auf rund 25.000 bis 26.000 Dollar pro Jahr – diese finden sich teilweise auch in den beliebten Bundesstaaten Kalifornien und Florida. Enthalten sind in diesen Paketen neben den reinen Studiengebühren jeweils die Kosten für Unterkunft und Verpflegung auf dem Campus, Bücher und Flüge gehen extra. Vollstipendien vermittelt die Agentur nicht, aber wer gute Voraussetzungen und Noten mitbringt, hat durchaus Chancen auf eine Erhöhung der Zuschüsse durch die Uni vor Ort, so Held.

Ein anderer Weg, möglicherweise sogar ein Vollstipendium zu bekommen, führt über sportliche Erfolge, wie Marit Blömer aus persönlicher Erfahrung weiß. Drei Semester hat die deutsche Leistungsschwimmerin mit einem Stipendium an der University of Houston studiert, ehe sie ihre Agentur GaMa Sport Scholarship Team eröffnete. Das Prinzip ist ähnlich wie das des Go-Campus-Programms, hier zahlen die Interessenten einen Pauschalbetrag von 2000 Euro für die Vermittlung. Allerdings sind die Voraussetzungen, die der Stipendiat erfüllen muss, naturgemäß etwas anders. „Die Bewerber müssen auf unserer Homepage zunächst eine Chancenschätzung durchlaufen, und wenn wir Potenzial sehen, vereinbaren wir einen Termin für ein Gespräch“, so Blömer. Gute Chancen haben hier vor allem Leistungssportler aus den Individualsportarten wie Schwimmen oder Leichtatlethik, extrem auf dem Vormarsch ist auch Fußball.

Leistungen müssen stimmen

Sportlicher Elan allein reicht allerdings nicht aus: „Für ein Vollstipendium müssen die Bewerber mindestens auf Bundesebene aktiv sein und an nationalen Meisterschaften teilnehmen“, erklärt Blömer, „ab Landesmeisterschaftsniveau gibt es Teilstipendien.“ Ganz ohne akademischen Einsatz geht es aber nicht, zum einen schauen die Trainer auch auf die Abschlussnoten und Testergebnisse, zum anderen drohen Sportstipendiaten in den USA temporäre Sperren, wenn die Noten nicht stimmen. Auch bei Sportstipendien steigen die Chancen auf Förderungen je weniger prominent die Uni ist. Und auch hier warten Universitäten in Kalifornien und Florida weniger auf europäische Talente, als die des mittleren Westen. Aber scheinbar ist das für die Sportler gar nicht so interessant. Zumindest hat Blömer bisher kaum Nachfragen danach verzeichnet. Vielleicht ist es dort für Hochleistungssportler einfach zu heiß.

INFORMATION

Internationale Studenten sind aus Imagegründen an US-Unis gern gesehen. Weniger bekannte Unis geben sogar Rabatte bei den Studiengebühren. Sportler haben besonders gute Karten. Agenturen vermitteln – meist gegen Gebühr – vergünstigte Stipendien:

Web:www.stipendien-usa.dewww.gama-sport-scholarship.de

www.studieren-in-usa.de

www.fulbright.at, www.scholarbook,net

www.internationaldoorway.de

www.sport-scholarships.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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