Sprachtraining inklusive

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Englischsprachige Studien. Die international oder fachspezifisch angelegten Programme sind noch eine Minderheit. Doch steigt die Beliebtheit weiter, könnten es bald um einige mehr sein.

Ob sie nun eine weiterentwickelte Sprache der alten Wikinger ist – wie eine interessant klingende, aber schwer haltbare Theorie besagt – oder nicht: Englisch hat die Welt als häufigst gesprochene Zweitsprache eindeutig erobert. Warum also nicht nur in ihr kommunizieren, konsumieren und Geschäfte machen, sondern gleich studieren? Immer mehr Studienanbieter und Studenten scheinen daran Gefallen zu finden.

Internationalität durch Sprache

Derzeit gibt es österreichweit knapp 250 Studienmöglichkeiten in englischer Sprache. Zu den traditionell meist im internationalen Bereich angesiedelten Postgraduate-Lehrgängen gesellen sich immer mehr konsekutive Masterstudiengänge und neuerdings auch Bachelorstudien.

Besonders auf dem Vormarsch sind die Fachhochschulen: Im Sommersemester 2014 wurden rund zwölf Prozent der FH-Studiengänge österreichweit in englischer Sprache angeboten, die FH des BFI Wien lag mit 31Prozent englischsprachiger Studiengänge an der Spitze. „Die Studienplätze sind sehr begehrt“, so Elisabeth Springler. „Für das Bachelorstudium European Economy and Business Management bewarben sich etwa 99 Bewerber für die 20 Studienplätze“, so die Leiterin des Studiengangs.

Auch an den (Privat-)Universitäten werden vermehrt Studien auf Englisch angeboten, derzeit sind es rund 180. Einerseits liegt das am Studiensystem, das es ermöglicht, nach einem deutschsprachigen Bachelor einen englischsprachigen, fachspezifischen Master anzuhängen. Die meisten Programme in englischer Sprache finden sich in der Technik und den Ingenieurswissenschaften, in der Wirtschaft und im internationalen Bereich. An der Uni Wien etwa sind es zwölf Masterprogramme, die in Englisch geführt werden, vom naheliegenden Studium Anglophone Literatures and Cultures über Ecology and Ecosystems bis zu Quantitative Economics, Management and Finance.

Auch englischsprachige PhD/Doktoratsstudien sind grundsätzlich möglich. „Vorausgesetzt natürlich, das Thema passt und der Betreuer stimmt zu, ein Dissertationsstudium in Englisch zu absolvieren“, so Veronika Schallhart vom Pressebüro der Universität Wien. Bachelorstudien in Englisch sind vor allem an Unis noch sehr selten, obwohl die Nachfrage insgesamt steigt.

Lucia Leditzky etwa, die im dritten Semester des Bachelors European Economy and Business Management studiert, wollte auf jeden Fall ein englischsprachiges Studium absolvieren: „Weil ich bei einem internationalen Konzern arbeiten möchte und das die beste Voraussetzung dafür ist.“ Bisher haben sich ihre Erwartungen erfüllt, „obwohl es anfangs bei den Vorlesungen schon Schwierigkeiten gab. Nicht wegen des Verständnisses, sondern wegen der fehlenden Vokabeln. Wir mussten uns hier natürlich schlaumachen.“ Genau jenes Fachwissen in Englisch zu erhalten ist für Studierende aber eine wichtige Motivation. Es ist eben ein großer Unterschied, ob man etwas übersetzen muss oder den Fachbegriff ganz selbstverständlich in der alltäglichen Kommunikation oder der Arbeit benutzt. Dem im vierten Semester vorgesehenen Auslandsaufenthalt sieht Leditzky gelassen entgegen. „Ich habe mich für Vancouver entschieden, als zweite Wahl Belgien oder Frankreich. Mit Vorlesungen in Englisch habe ich ja nirgendwo ein Problem“, meint sie selbstbewusst.

Topkenntnisse notwendig

So ärgerlich die Platzknappheit für die abgewiesenen Bewerber ist, so angenehm der Effekt, den die kleine Gruppe bietet – einen besonders erfreulichen Betreuungsschlüssel. Zum Vergleich: Im deutschsprachigen Studium sind es 70 Studenten. „Wir hätten trotzdem gern mehr Plätze“, so Springler. „Auch, damit wir mehr Incomings aufnehmen können.“ Denn die englischsprachigen Studien sind nicht nur für heimische Studenten gedacht, die sich international fit machen möchten. Auch Gaststudenten sollen so vermehrt in Österreich studieren können. Springler: „Das ist gelebte Internationalität, wenn die Studiengänge durchmischt sind. Davon profitieren alle weit mehr, als wenn es ,nur‘ englischsprachig geführt wird.“

Für die einheimischen Studenten bedeutet das aber auch, dass ihre Englischkenntnisse wirklich top sein müssen, um unter anderem mit den diversen Akzenten klarzukommen. Und noch etwas ist zu beachten: dass englischsprachige Masterlehrgänge und manche Masterstudiengänge einiges an Geld kosten können.

Web:www.studentpoint.univie.ac.at,

www.fh-vie.ac.at, www.fachhochschulen.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2014)

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