Beleuchtung: Um ein Licht-Jahr voraus

(c) Clemens Fabry
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Know-how über Licht wird spezifischer und wichtiger. Das kommende UN-Jahr des Lichts und etliche Bildungsangebote tragen dieser Entwicklung Rechnung.

Light for Change – Licht für Veränderung“: Was esoterisch anmuten mag, ist ganz profan die UN-Richtlinie zum Licht-Jahr 2015. Mit etlichen physikalischen Gesellschaften als Partnern sollen neue Wirkungen und Möglichkeiten von Licht thematisiert werden, außerdem Zukunftsfragen wie das Sparen, die Verschmutzung oder Quellen des Lichts für Entwicklungsländer.

Rare Spezialisten

Dabei sind Lichtspezialisten rar. Während es in Berlin, Stockholm, Mailand oder London längst Vollzeitstudien für Lichttechnik oder Lichtgestaltung gibt, sind hierzulande eigenständige Lichtstudiengänge dünn gesät. Experten entstammen derzeit noch vor allem Disziplinen, in denen Licht und Beleuchtung mögliche Vertiefungsthemen darstellen: Architektur, Elektrotechnik, Physik, angewandte Kunst, Design. Diese Disziplinen bedeuten für die Beleuchtungsindustrie nicht nur wissenschaftlichen Austausch und kreative Anregung, sondern auch ein Reservoir potenzieller hoch qualifizierter Arbeitskräfte.

Gudrun Schach, Leiterin des Lichtforums Wien, des Schau- und Veranstaltungsorts der Zumtobel Group, ist verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Universitäten und Verbänden. „Aus unserer Sicht ist eine enge Zusammenarbeit mit Hochschulen notwendig, um die Anforderungen der Wirtschaft bereits in der Universitätsausbildung sowie in Lehre und Forschung zu integrieren. Zugleich sind für uns externe Impulse wichtig, die direkt aus Lehre und Forschung kommen.“ Aus diesem Grund arbeite Zumtobel eng mit Hochschulen wie der TU Wien (Department of Spatial and Sustainable Design), der TU Darmstadt (Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie), der Boku Wien, der TU Graz oder der Technischen Universität Ilmenau (Fakultät für Maschinenbau, Fachgebiet Lichttechnik) zusammen. Man halte an diesen Hochschulen Vorlesungen, organisiere Projektarbeiten oder lade Studierende zu Workshops und Messen ein. „Viele Lichtexperten kommen so im Rahmen ihres Studiums bereits in Form von Vorlesungen oder Projekten mit Zumtobel in Berührung und starten nach Studienabschluss bei uns in unterschiedlichen Bereichen; das kann zum Beispiel in der Forschung und Entwicklung, im Design oder auch im Produktmanagement sein. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, findet unser Recruiting international statt.“

Trend: Intensivseminare

Eines der ganz wenigen österreichischen Hochschulstudien in diesem Bereich, nämlich ein Universitätslehrgang mit dem Abschluss Master of Light and Lighting (MLL), hat der Ingenieur, Unternehmer und Erfinder Christian Bartenbach ins Leben gerufen. Vor elf Jahren etablierte er im Tiroler Aldrans die Bartenbach Academy, dies zusammen mit erfahrenen Fachleuten (eines der Gründungsmitglieder ist beispielsweise Starkameramann Christian Berger). „Der Universitätslehrgang, der in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck konzipiert wurde, basiert auf der wahrnehmungsorientierten Lichtplanung nach Professor Bartenbach“, sagt Judith Gross, die die Bartenbach Academy seit April dieses Jahres leitet. Für den Masterlehrgang wurden Erkenntnisse aus Architektur, Lichttechnik, Wahrnehmungspsychologie, Theater, Film und Medien in einer umfassenden Lichtausbildung zusammengeführt, die laut Gross nun auch von deutschen Hochschulen aufgegriffen und adaptiert wird, etwa von der TU München. Aus organisatorischen Gründen wird der zweijährige Masterstudiengang gerade nicht durchgeführt. Derzeit konzentriert sich die Bartenbach Academy auf berufsbegleitende mehrtägige Intensivseminare. Das Programm beinhaltet Lehrgänge zu Tages- und Kunstlichtplanung sowie Intensivseminare zu Schwerpunktthemen, wie „Licht und Farbe“ oder „Licht und Gesundheit“. Darüber hinaus ist es bereits Tradition, zweimal pro Jahr Studierende an Universitäten und Fachhochschulen zu einem Symposium einzuladen. Ihnen wird, so wie allen Besuchern, ein einzigartiges Lernumfeld durch einen sogenannten Tageslicht-Himmel geboten, eine Halle mit verschiedenen Lichtquellen und einer künstlichen Sonne. „Es werden Lichtwirkungen anhand von 1:1-Aufbauten und Lichtmodellen greifbar. Im künstlichen Himmel können Lichtentwürfe konzipiert und überprüft werden“, sagt Gross.

Beleuchtungsweisen

Licht-Studien bietet auch die Donau-Universität Krems. Das Lehrangebot richtet sich nicht nur an Architekten, Bauingenieure oder Städteplaner, sondern auch an Fachleute etwa aus der Immobilienwirtschaft oder der Denkmalpflege. „Uns ist wichtig, unterschiedliche Qualitäten von Beleuchtungsweisen aufzuzeigen. Wie können Fragen der Energieeffizienz, aber auch der Behaglichkeit im Inneren oder der gesundheitlichen Wirkung in bester Harmonie mit dem natürlichen Licht gelöst werden“, so Fachbereichsleiter Gregor Radinger vom Department für Bauen und Umwelt der Donau-Uni. „Wir wollen zum Beispiel auch Berufsgruppen wie den Facility-Managern ein entsprechendes Rüstzeug mitgeben, damit sie solche Lösungen beurteilen können.“ Radinger arbeitet intensiv mit der Technischen Universität Wien und deren Abteilungen für Raumgestaltung und nachhaltige Entwicklung sowie Baugeschichte und Bauforschung zusammen. „Heute sollte die Lichtfrage zu den allerersten Überlegungen gehören, die für eine Gebäudeplanung bis zur Grundstückswahl hin wichtig sind.“

Die Donau-Universität verfügt über ein Tageslichtlabor, in dem Studierende, Architekten und Bauherren die Möglichkeit haben, die Lichtwirkung von Bauten anhand von Modellen zu simulieren. An der Donau-Universität sind derzeit kompakte Lehrangebote und Seminare in Planung, die sich an Professionisten in Firmen und Betrieben richten sollen. Zudem wird im März 2015 eine Modulwoche mit dem Schwerpunkt Lichtplanung im Rahmen des internationalen Uni-Lehrgangs Future Building Solutions abgehalten. Die sechstägige Lehrveranstaltungsreihe ist auch für externe Interessierte buchbar.

INFORMATION

Intensivseminar der Bartenbach Academy: Bauen mit Tageslicht; 3.–5. Dezember, www.lichtakademie.at

Nächstes Angebot der Donau-Universität Krems: Modulwoche Lichtplanung, 2.–7. März 2015, www.donau-uni.ac.at

Nächster Masterstudiengang: Technische Universität München, Lichtplanung und Lichtgestaltung(MLL), ab Oktober 2015: portal.mytum.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2014)

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