Der Weg hinter die großen Bühnen

FOTOPROBE: 'DIE PHYSIKER'
FOTOPROBE: 'DIE PHYSIKER'(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Serie Traumberuf: Bühnenbildner. Wer sich für eine Karriere in der Branche entscheidet, sollte sich daran gewöhnen, Hürden zu überwinden.

Für Menschen mit dem Wunsch nach festen Arbeitszeiten, guten Gehaltsprognosen und gesicherten Dienstverhältnissen haben die Begriffe Traumberuf und Bühnenbildner wenig miteinander zu tun. Für Kreative mit dem Wunsch zu gestalten gibt es dagegen nur wenige Berufe, die so reizvoll klingen. Doch der Weg dorthin ist nicht so einfach: Schon der Bewerbungsprozess an den Hochschulen ist schwer. Die Zahl der jährlich abgelehnten Interessenten übersteigt die der Studierenden, die sich letztendlich qualifizieren, bei Weitem.

Eine Mappe als Eintrittskarte

Zur Bewerbung gehört an allen Hochschulen eine Mappe, ehe man zu mehrstündigen bis mehrtägigen Zulassungsprüfungen geladen wird. „In der Mappe sollen die Bewerber eigene Arbeiten und Entwürfe zeigen, die Bezug zu einem selbst gewählten Werk haben, und diesen Bezug schriftlich erläutern. Das heißt, es bedarf einer Reflexion des eigenen Tuns“, erklärt Harald Lothaller, Direktor des Studiencenters an der Kunst-Uni Graz. „Es geht nicht nur darum, irgendetwas zu machen, was am Ende gut aussieht und künstlerisch-technisch in Ordnung ist. Sondern auch darum, überlegen und erklären zu können, was und warum es gemacht wurde.“ Auch Henrik Ahr, Univ-Prof. für Bühnengestaltung und Abteilungsleiter Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur am Mozarteum in Salzburg stellt klar: „Oft kommt der Spruch: ,Wir wollen was Kreatives machen‘“, lacht er, „und da sagen wir den Bewerbern: ,Das ist natürlich gut, aber es gibt noch einige Hürden‘“.

Kreatives Potenzial entdecken

Direkt nach der Matura ist nicht der beste Zeitpunkt, sich für das Studium zu bewerben. „Wir machen keine Berufsausbildung, sondern ein fünfjähriges Studium, für das man einen gewissen Rucksack an Lebenserfahrung dabeihaben sollte“, so Ahr. Dazu gehöre künstlerisches Grundwissen, Interesse für Malerei, Architektur, Kunstgeschichte und -theorie. Handwerkliche Vorbildung braucht es weniger, Erfahrungen im kreativen oder handwerklichen Bereich sind dagegen sinnvoll, wie Lothaller unterstreicht: „Ganz ohne Erfahrungen wird man die Zulassungsprüfung nicht bestehen und auch im Studium kaum bestehen können“, so der Leiter des Studiencenters.

„Ausschlaggebend ist das künstlerische Potenzial, das wir in einem Bewerber sehen“, betont dagegen Till Exit, künstlerischer Mitarbeiter des Studiengangs an der Akademie der bildenden Künste, „das wir anhand der Mappe und während der Eignungstests erkennen. Und wenn wir dieses Potenzial sehen, dann nehmen wir auch Bewerber, die bisher etwas ganz Artfremdes gemacht haben, deren Arbeit aber interessant ist.“

Sind die Hürden überwunden, beginnen für die Studierenden in den Diplomstudiengängen – anders als etwa in Deutschland werden noch keine Bachelors angeboten – acht Semester, in denen Freihandzeichnen, Malerei und Modellbau genauso Themen sind wie die Nutzung neuer Medien, um die eigenen Entwürfe darstellen zu können. Andere Bereiche, mit denen die angehenden Bühnengestalter sich auseinandersetzen müssen, sind beispielsweise die Ausstellungsarchitektur sowie Film und Foto. Aber auch Themen wie Lichtdesign und Beleuchtungstechnik finden sich auf den Lehrplänen, um die Ausbildung für das weiter gewordene Feld, in denen die Absolventen eingesetzt werden können, vorzubereiten. Dieses umfasst neben den Klassikern wie Theater-, Opern- oder Musicalbühnen auch Filmproduktionen oder die Gestaltung von Ausstellungen.

Teamwork mit Regisseur

Ein großes Thema ist die Einbindung der Studierenden in aktuelle Produktionen, zumal es auch um begehrte Kontakte zu Regisseuren geht. Die Zeiten, in denen Bühnenbildner an einem Theater fest angestellt jahrelang werkten, sind vorbei. Bestenfalls gibt es einen festen Vertrag für die Zeit der Bühnenbildassistenz, während der man mit Glück einen Regisseur findet, mit dem man gut zusammenarbeitet. „Bühnenbildner sind oft im Team mit dem Regisseur“, weiß Tatjana Karlovic-Jordanov, Geschäftsführerin der Team4-Projektmanagement GmbH, die sich auf die Vermittlung von Künstlern spezialisiert hat, „dieser hat die künstlerische Freiheit, sich den Bühnenbildner auszusuchen“. Was die Suche nach einer Festanstelllung – von ein paar wenigen deutschen Theatern, die noch einen eigenen Bühnenbildner haben – nahezu unmöglich macht.

Grundsätzlich rät sie, sich so breit wie möglich aufzustellen und sich auch in Bereichen wie etwa der Grafik, dem Mediendesign oder der Malerei einen Namen zu machen. „Bühnenbildner ist wirklich ein Traumberuf, aber man muss auch bereit sein, vom Träumen zu leben.“

INFORMATION

Diplomstudiengänge in Österreich, jeweils acht Semester, Abschluss mit Mag.art.:

•Akademie der bildenden Künste Wien, www.akbild.ac.at

•Kunstuniversität Graz www.kug.ac.at/

•Mozarteum Salzburg, www.uni-mozarteum.at/de/university/index.php

•Universität für angewandte Kunst Wien, www.dieangewandte.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

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