Biotech: Rot-weiß-grüne Technologie

Laborgläser
Laborgläser(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Die mittlerweile milliardenschwere Industrie sucht laufend Experten. Wo man sich an Fachhochschulen das Know-how dazu holen kann.

Biotechnologie kann als Werkzeug verstanden werden, mit dem man sehr viel umsetzen kann – und zwar individuell und schnell“, bringt Alexander Jäger, Vizedekan für Forschung und Entwicklung an der FH Oberösterreich, ein komplexes Thema auf den Punkt. Auf dem Campus Wels haben die Bachelor- und Masterstudien „Bio- und Umwelttechnik“ seit 2001 mehr als 500 Absolventen hervorgebracht. „Viele unserer Absolventen arbeiten nach dem Studium direkt in einem Labor im Bereich Qualitätssicherung – etwa im Lebensmittelmanagement“, sagt er. Praxisnahe Erfahrungen können die Studenten auch in der hauseigenen Brauerei sammeln, für die etwa eigene Rezepte für Craft Beer entwickelt wurden.

Von Pillen bis Pollen

Genau genommen handelt es sich bei der Biotechnologie um eine interdisziplinäre Wissenschaft, die neben Biologie und Biochemie auch Physik, Chemie, Informatik, Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik umfasst. Außerdem unterscheidet man zwischen roter, grüner und weißer Biotechnologie. Bei der roten steht etwa die Entwicklung und Verbesserung von individualisierten Arzneimitteln und Diagnostika im Mittelpunkt – im Übrigen für Krankheiten wie Krebs, Diabetes und multiple Sklerose. Gegenstand der grünen Biotechnologie ist die Veränderung von Pflanzen – etwa um sie gegen Witterung oder Schädlinge immun zu machen. In der weißen Biotechnologie werden mit biotechnologischen Verfahren industrielle Produkte hergestellt.

Ausschließlich mit der roten Biotechnologie beschäftigt man sich an der FH Campus Wien im Rahmen der Bachelor- und Masterstudien „Molekulare Biotechnologie“. Wie die Lehrgangsleiterin Beatrix Kuen-Krismer erklärt, stehen analytische und organische Chemie, Human-, Zell- und Molekularbiologie und funktionelle Genomforschung auf dem Programm. Thema ist auch das Tissue Engineering und damit die zielgerichtete Herstellung von künstlichem Gewebe für Transplantationen. Das anschließende Masterstudium wird heuer erstmals auf Englisch angeboten.

Länderübergreifende Forschung

Einen breiten Zugang verfolgt man auch am Management Center Innsbruck, wo das Bachelor- und Masterstudium „Biotechnologie“ angeboten wird. Das Programm richtet sich nicht dezidiert nach der roten, grünen oder weißen Biotechnologie aus, so der Studiengangsleiter Christoph Griesbeck. „Wir beschäftigen uns mit der gesamten Prozessbreite – von Gentechnik bis Verfahrenstechnik.“ Seiner Meinung nach ist es besser, breit auszubilden, damit die Studenten ihre Vorlieben entdecken und später im Beruf ausleben können. So wird den Bachelors das entsprechende Know-how für ein weites Feld an naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Fragestellungen vermittelt. Im Master geht es unter anderem um molekulare Biotechnologie, biotechnologische Trennverfahren, pharmazeutische Biotechnologie oder Lebensmittelbiologie. In Innsbruck wird auch fleißig geforscht: Gemeinsam mit dem Austrian Drug Screening Institute (ADSI), einer Tochtergesellschaft der Universität Innsbruck und der FH OÖ, werden neue Verfahren entwickelt, um aus Algen hochwertige Roh- und Wirkstoffe zu gewinnen und daraus konkrete Produkte für die Pharma-, Agrar-, Lebensmittel- und Kosmetikbranche zu entwickeln.

INFORMATION

Klassische biotechnologische Anwendungen – etwa das Bierbrauen mit Hefe oder vergorene Milchprodukte– sind bereits seit Jahrhunderten bekannt. Moderne Biotechnologie greift seit dem 19. Jahrhundert zunehmend auf mikrobiologische und seit 1950 auch auf molekularbiologische, genetische und gentechnische Erkenntnisse und Methoden zurück.

Web:www.fh-campuswien.at,www.technikum-wien.at,www.fh-ooe.at, www.mci.edu, www.fh-krems.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2014)

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