Immer im Rhythmus: Karriere im Dreivierteltakt

OPERNBALL 2010
OPERNBALL 2010(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Serie Traumberuf: Tanzlehrer. Neben körperlicher Fitness sind Humor, Taktgefühl und Empathie notwendig.

Elegante Roben, klassische Musik, fürstliche Speisen zu oft ebensolchen Preisen: Die Ballsaison strebt ihrem Höhepunkt zu. Damit die rauschenden Nächte ihr volles Potenzial entfalten können, sollte man sich allerdings nicht nur gut anziehen und unterhalten können, sondern auch tanzen. Zugegeben: Wer erst jetzt damit beginnt, wird es in dieser Saison nicht mehr zum Meister bringen. Aber eine kleine Auffrischung kann schon viel bewirken. Ganz anders, wenn man als Tanzlehrer tätig werden will: Dazu reichen keine drei Kurse aus. Und körperliches Können allein auch nicht.

Gesetzlich geregelte Ausbildung

„Man muss pädagogisch versiert und ein Entertainer sein“, sagt Thomas Schäfer-Elmayer, Leiter der Tanzschule Elmayer, Jurymitglied bei „Dancing Stars“ im ORF und studierter Wirtschaftswissenschaftler. Wie Großvater und Vater ist auch er ein Tanzschul-Quereinsteiger. Schäfer-Elmayer ging ins Ausland, arbeitete für Chemie- und Pharmaunternehmen und leitete die Abteilung Hochreine Metalle bei der VIAG in Bonn. Dort ereilte ihn die Anfrage, ob er den Familienbetrieb übernehmen und nach Wien zurückkehren wolle. Das eine Jahr Tanzlehrer-Ausbildung, das er während seines Studiums absolviert hatte, zählte nicht mehr; und Schäfer-Elmayer holte alles nach.

Plus: Ehekrach vermeiden

Alles: Das bedeutet in Österreich vor allem die dreijährige Ausbildung zum Tanzlehrer der Tanzlehrakademie Wien des Wiener Tanzlehrverbands. „Nach zwei Jahren Praxis besteht die Möglichkeit, den Tanzmeisterkurs zu belegen. In der ÖNORM-D 1150 ist die Ausbildung zum Tanzlehrer und zum Diplom-Tanzmeister geregelt“, erklärt Direktor Reinhard Mikl. Als Tanzmeister kann man selbst eine Tanzschule eröffnen. Voraussetzung für die Ausbildung ist das vollendete 18. Lebensjahr, gute Tanzkenntnisse sowie körperliche und mentale Fitness. Wer das mitbringt, hat vier Lernbereiche zu durchlaufen: Tanzen von Ballett bis Boogie, kreative Arbeit von der Choreografie bis zur Gestaltung eines Flyers, Organisieren und Planen von Veranstaltungen sowie Moderation und Animation.

Doch damit nicht genug: Soft Skills sind ebenso zu lernen. Schäfer-Elmayer: „Ein guter Tanzlehrer braucht Taktgefühl, Einfühlungsvermögen und einen feinen Humor.“ Wenn beispielsweise gestresste Männer an einem Paartanzkurs teilzunehmen haben, ist es genau diese Kombination, die den Unterschied zwischen Ehekrach und dem Schaffen eines gemeinsamen, angenehmen Erlebnisses macht. „Der Tanzlehrer muss applanieren und begeistern können.“ 90 Prozent seiner Ausbilder rekrutiert Schäfer-Elmayer aus ehemaligen Kursteilnehmern, die intern und an der Tanzlehrakademie ausgebildet werden. Laut Reinhard Mikl ist die Nachfrage nach einer Ausbildung zum Tanzlehrer größer als das Angebot an Ausbildungsplätzen. Mit TV-Formaten wie „Dancing Stars“ oder dem ab 13. Jänner 2015 auf VOX ausgestrahlten „Secret Dancer“ habe das aber nichts zu tun: „Diverse TV-Shows haben auf die Ausbildung keinen Einfluss. In diesen Shows wird leider nicht auf die weltweit bekannte, erstklassige Ausbildung für Tanzlehrer eingegangen“, klagt er.

Trainer und Tänzer

Eine Ausbildung zum Tanztrainer und Bühnentänzer bietet auch die Dance Academy an. Während in den Tanzschulen die klassischen Tänze wie Foxtrott, Cha-Cha-Cha und Walzer sitzen müssen, lernt man hier Ballett, Breakdance und Bauchtanz. Nach zwei Jahren ist man Besitzer des Basic-Dance-Zertifikats, nach vier Jahren geprüfter Bühnentänzer und Tanztrainer. Die Schwerpunkte in den ersten beiden Jahren sind Tanztechnik und Urban Styles sowie Choreografie und Contemporary Styles. Im dritten und vierten Jahr wird vertieft und eine fachspezifische Richtung gesucht.

Keine Ausbildung zum, aber für Tanzlehrer ist der Universitätskurs „Tanz“ an der Universität Graz. „Hauptziel der Ausbildung ist es, die theoretischen Grundlagen zu gesundheitlichen Aspekten von Tanz im Kindes- und Seniorenalter aufzuzeigen und praktische Fertigkeiten dazu zu vermitteln“, erläutert Peter Hofmann, wissenschaftlicher Leiter des Kurses. Und führt verschiedene Aspekte an, die Tanzlehrer, aber auch Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten, kennen sollten. Etwa, dass es viele Leute gibt, die keinen Sport machen, aber gern tanzen. Das trifft oft vor allem auf ältere Menschen zu. „Strukturierter Tanzunterricht kann positive gesundheitliche Effekte auslösen. Allerdings muss man einiges an theoretischem Background dazu haben, um Personen nicht zu überfordern oder zu gefährden und über ein entsprechendes methodisches Grundgerüst verfügen“, so Hofmann. Das wird in drei Semestern vermittelt, der nächste Durchgang startet im März 2015. „Die Anwendungsmöglichkeiten gehen über die übliche Tanzunterrichtstätigkeit hinaus, da die gesundheitliche Wirkung von Tanz und nicht die Vermittlung einer spezifischen Tanzfähigkeit im Vordergrund steht.“ Weitere Wege, die Tanzlehrer abseits der Tanzschulen gehen können: Fitnesscenter, Animation, Experten für Umgangsformen, Etikette und Business-Etikette sowie Einsätze bei Moderationen und Veranstaltungen.

INFORMATION

Die Ausbildung zum Tanzlehrer erfolgt in Österreich an einer gewerbsmäßig betriebenen

Tanzschule. Während der Ausbildungszeit hat der Schüler mindestens zwölf Wochenstunden über mindestens 32 Wochen pro Ausbildungsjahr am Unterricht mitzuwirken. Weiterbildungen gibt es in diversen Tänzen.

Zusätzlich zu den körperlichen Anforderungenmuss ein Tanzlehrer vor allem Fingerspitzengefühlhaben: Im Umgang mit schüchternen, exaltierten oder frustrierten Teilnehmern liegt es oft an seiner Gabe zur Motivation, dass ein Tanzkurs auch erfolgreich abläuft. Wer hier punktet, kann auch gut in den Sparten Moderation oder Präsentation Fuß fassen.

Web:www.tanzschulen.co.atwww.tanzausbildungen.at

www.uniforlife.at/paedagogik/detail/kurs/tanz

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2015)

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