Zwischen IT und Marketing

Symbolfoto Internet-Shopping
Symbolfoto Internet-Shopping(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Kaum eine Sparte kann heute noch auf Onlineshops verzichten. Das eröffnet einschlägigen Experten gute Chancen.

Ohne Online geht heute kaum mehr etwas, auch nicht im Handel. Das Thema E-Commerce ist längst nicht nur für ganz Große interessant, auch kleinere Unternehmen setzen auf die zusätzliche Vertriebsschiene. Einschlägige Experten zu finden, ist allerdings nicht leicht, spezialisierte Ausbildungen sind rar. Während sich in Deutschland immerhin etwa zehn Studien finden, gibt es in Österreich auf akademischer Ebene gar keinen dezidierten E-Commerce-Lehrgang.

Die einzelnen Teilbereiche werden dafür in praktisch allen wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftlich ausgerichteten IT-Studien behandelt. Mindestens ebenso viele Berührungspunkte haben Ausbildungen im (Online-)Marketing. An der WU Wien etwa haben Studenten an den verschiedenen Instituten die Möglichkeit, sich in Themen wie Supply Chain Management, Marketing oder IT zu vertiefen. Bereits Berufstätige könnten im Rahmen eines MBA, eines Marketinglehrgangs sowie in individuellen Kurzkursen für Unternehmen einschlägiges Know-how erwerben, umreißt Bodo Schlegelmilch, Dekan der Executive Academy der WU Wien, das Angebot. Im Rahmen des Global Executive MBA der WU Wien wurde erst kürzlich das für E-Commerce wichtige Thema Web-Analytics im Zuge einer Exkursion nach Indien eingehend studiert.

In vielen Branchen relevant

„E-Commerce ist eine Technologie, die sehr viele Industrien entscheidend verändert, daran kommt niemand vorbei. Entsprechend hoch ist die Nachfrage aufseiten der Studenten“, so Schlegelmilch. Da sowohl IT- als auch Marketingexpertise benötigt wird, sei in den Unternehmen abteilungsübergreifende Kooperation gefragt. Ähnlich in der Ausbildung, wo E-Commerce für Schlegelmilch nicht an einer eigenen Abteilung, sondern an allen thematisch relevanten Fachinstituten angesiedelt sein sollte.

Will man einen spezifischen Studiengang, muss man ins benachbarte Ausland gehen. Etwa an die FH Wedel nahe Hamburg, die mit ihrem 2011 gestarteten E-Commerce-Studium zu den Vorreitern im deutschsprachigen Raum gehört und sowohl ein Bachelor- als auch ein Masterstudium anbietet. Das in Kooperation mit der Otto-Group erstellte Curriculum des siebensemestrigen Bachelors vermittle das benötigte Handwerkszeug, berichtet Studiengangsleiter Holger Schneider. Dazu zählen neben Onlinemarketing, Web-Analytics und Usability auch E-Commerce-Plattformen und Shopsysteme. Wobei etwa die Marketingkenntnisse nicht nur genutzt werden, um Produkte zu bewerben, sondern auch, um den Shop zu verbessern, wie Schneider erklärt. Zudem ist das E-Commerce-Studium im Vergleich zu reinen Marketingausbildungen stärker transaktionsorientiert, und es wird auch die zugrunde liegende Infrastruktur berücksichtigt. „E-Commerce ist keine Nische, sondern im Gegenteil ein breites Feld an der Schnittstelle zwischen IT und Wirtschaft“, so der Experte.

Die Bachelorabsolventen sieht der Studiengangsleiter vor allem in der Rolle als Koordinatoren der Fachexperten. Daher sei neben technischem Interesse auch Kommunikationsfähigkeit unerlässlich.

Im Masterstudium stehen Strategie, Geschäftsmodelle und Change Management auf dem Studienplan. Für die Quereinsteiger aus verschiedenen Fachrichtungen wird dieser durch Kurse ergänzt, in denen jeweils fehlende Kenntnisse aus dem Bachelor-Curriculum nachgeholt werden können.

Kurs für Handelsangestellte

Konkret auf die Berufsanforderungen zugeschnitten sind einschlägige Kurse, wie der im Vorjahr gestartete Lehrgang E-Commerce Management an der Werbeakademie des Wifi Wien. In 130 Stunden, verteilt auf zwei Semester, würden die Hauptbereiche Logistik und Onlinemarketing behandelt, so Stefanie Weber, Produktmanagerin für die berufsbezogenen Diplomlehrgänge an der Werbeakademie. Neben betriebswirtschaftlichen Grundlagen und Marketing werden Online-Analyse-Tools zur Erfolgsmessung sowie Basiswissen zu Web-Design und Usability vermittelt. „Das Shop-Design selbst wird meist an Spezialisten ausgelagert, aber für deren Briefing müssen die Verantwortlichen die Basics beherrschen“, so Weber. Dazu gehören neben Onlinemarketing, das auch für Firmen ohne eigenen Webshop relevant ist, im E-Commerce auch Themen wie Logistik, Verpackung und IT. „Die Bereiche Warenwirtschaft und Logistik machen eines von sechs Kursmodulen aus“, so Weber. Die Ausbildung ist berufsbegleitend, und mit einer längeren Pause in der Vorweihnachtszeit auf die Bedürfnisse von im Einzelhandel Tätigen abgestimmt. Die 13 Teilnehmer des ersten Kurses lassen sich laut Weber grob in zwei Gruppen einteilen: Handelsangestellte, die neue Aufgaben übernehmen wollen, und im Marketing Tätige, die einen Onlineshop betreuen sollen.

Daneben werden sowohl durch das Wifi als auch durch andere Weiterbildungseinrichtungen zahlreiche Kurse zu Spezialthemen wie Web-Analytics, Onlinemarketing oder E-Commerce-Recht angeboten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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