Der gute Ruf ist alles

Unterschrift eines Steuerberaters
Unterschrift eines Steuerberaters(c) BilderBox (Erwin Wodicka)
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Wirtschaftstreuhänder. Aktuelles Know-how ist Ehrensache: Weiterbildung soll Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern neben Wissen auch Seriosität attestieren.

Es gibt ständig neue Richtlinien und Gesetze, an die man sich anpassen muss“, erklärt Maria Eder, HR Business Partner Tax bei Deloitte, warum Weiterbildung für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer – im Übrigen auch für Bilanzbuchhalter und Lohnverrechner – ein derart wichtiges Thema ist. Daher seien auch die hauseigenen Seminarräume immer ausgebucht. Tatsächlich steht gerade für die großen internationalen Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien viel auf dem Spiel, gilt es doch in einem heiß umkämpften Markt, den guten Ruf gegenüber den Kunden zu verteidigen.

Lernen aus Erfahrungswerten

Dementsprechend ernst wird auch Weiterbildung betrieben. „Wir reagieren sehr schnell auf Neuerungen mit entsprechenden Programmen – sprich Vorträgen und Seminaren“, bestätigt Michaela Schwarzinger, Leiterin Human Resources beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG.

Grundsätzlich ist der Karriereweg für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sehr transparent. Nach der Universität und der Aufnahme in eine Kanzlei benötigt man drei Jahre Berufserfahrung, um zur jeweiligen Fachprüfung antreten zu können. Als Bilanzbuchhalter darf man nach fünf Jahren antreten. Hier wie da werden Berufsanwärter mit internen Angeboten, bei denen in der Regel erfahrene Mitarbeiter eine tragende Rolle spielen, bei der Vorbereitung unterstützt. „Bei KPMG ist das ein fester Bestandteil der Weiterbildungsmöglichkeiten“, sagt Schwarzinger. Kein anderes Bild beim Konkurrenten Deloitte: Im Kursprogramm der hauseigenen Deloitte Academy findet sich ein breites Angebot für Berufsanwärter.

Verpflichtend, aber individuell

Ist die Fachprüfung einmal bestanden, so wird Weiterbildung keineswegs ad acta gelegt, vielmehr ist man im Berufsalltag sogar dazu verpflichtet. Konkret müssen über einen Zeitraum von drei Jahren nicht weniger als 120 Stunden – wobei mindestens 30Stunden pro Jahr vorgeschrieben sind – absolviert werden. Das fachliche Weiterbildungsangebot wird bei den großen Kanzleien überwiegend intern abgedeckt.

Bei KPMG rühmt man sich etwa vielfältiger Fortbildungsmöglichkeiten, die Mitarbeiter fachlich und persönlich weiterbringen – und zwar vom ersten Tag an. Äußerst umfangreich ist das Angebot auch bei Pricewaterhouse Coopers (PwC), wie Christine Weinzierl, Partnerin Steuerberatung Österreich, bestätigt. „Jeder kann und soll sich daraus individuell Kurse und Schulungen aussuchen“, sagt sie. Dazu gehören unter anderem sehr individuell abgestimmte Updates – etwa das Gesellschaftsrecht betreffend – ebenso wie „Fachnachmittage“, an denen sich Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen über Querschnittsthemen austauschen und auf den aktuellen Stand bringen können. Im monatlich stattfindenden „Tax Meeting“ werden unter anderem Gesetzesänderungen oder die aktuelle Rechtsprechung behandelt. Für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, die externe Programme besuchen möchten, gebe es wiederum ein Budget.

Fachliches Wissen allein reicht allerdings nicht aus. Deshalb stehen in den großen Kanzleien immer öfter Soft Skills auf der Weiterbildungsagenda. „Mitarbeiter übernehmen bei uns rasch Verantwortung. Da kann Mitarbeiterführung ein Thema werden“, erklärt Eder.

Kundenführung

Die Verantwortung gegenüber dem Kunden ist sehr früh ein relevantes Thema, ebenso wie das Ausbauen langfristiger Kundenbeziehungen oder das Netzwerken. Und ein Verständnis für das Geschäft der Kunden zu haben wird immer wichtiger, weshalb Seminare angeboten werden, in denen konkretes Branchenwissen vermittelt wird. Bei PwC werden Business Skill Trainings – zu Themen wie Führungsverhalten, Kundenakquise und -betreuung – im Rahmen des Weiterbildungsangebots von den Mitarbeitern sogar ausdrücklich gewünscht, wie Weinzierl erklärt. Aber nicht nur die eigenen Mitarbeiter sollen angesprochen werden. Die Academy von PwC bietet etwa Seminare, Workshops und Inhouse-Schulungen für externe Interessenten und Unternehmen an. „Die vielen steuerlichen, unternehmensrechtlichen oder betriebswirtschaftlichen Themen werden in Workshops für Einsteiger bis hin zu vertiefenden Angeboten für Experten aufbereitet. So ist für jeden was dabei“, sagt Weinzierl.

Auch KPMG bietet laufend Seminare und Workshops an. Dazu gehören aktuell unter anderem Kamingespräche mit hauseigenen Steuerfachexperten ebenso wie die Reihe „Tax Talk“, bei der Steuer-Updates behandelt werden. Für Externe gedacht ist der gemeinsam mit dem Controller-Institut abgehaltene Lehrgang „Certified IFRS Accountant“. Bei Deloitte richten sich diverse Klientenveranstaltungen an Berufstätige wie etwa aus der Steuerabteilung von Banken oder der Industrie. „Themen sind hier das Finanzstrafrecht oder Verrechnungspreise“, so Eder.

Web:www.kpmg.at, www..deloitte.com

LEXIKON

www.pwc.at, www.controller-institut.atWirtschaftsprüfer: Zu den vorrangigen Aufgaben gehören die Prüfung der Buchführung und des Jahresabschlusses eines Unternehmens.

Steuerberater: Neben den klassischen Tätigkeiten – steuerliche Beratung und Vertretung sowie Erstellung von Jahresabschlüssen und Abgabenerklärungen – bekommt die betriebswirtschaftliche Beratung der Klienten einen immer höheren Stellenwert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2015)

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