Exportwirtschaft: Fit für den internationalen Auftritt

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Die interessantesten Wachstumsmärkte liegen oft jenseits der Landesgrenzen. Kompakte Weiterbildungsangebote sollen helfen, administrative und kulturelle Barrieren zu überwinden.

Ein Land, das 60 Prozent seiner Wertschöpfung im Ausland erwirtschaftet, darf sich als Exportprofi bezeichnen. Um diesem Image aber dauerhaft gerecht zu werden und den Mitarbeitern von Österreichs rund 50.000 exportierenden Unternehmen den Rücken zu stärken, braucht es ständige Weiterbildung, selbst für den Teil der Belegschaft, der im internationalen Geschäft nicht an vorderster Front steht. „Die meisten Kursteilnehmer, die im Back Office von Exportfirmen arbeiten, haben parallel mit 30 bis 50 Ländern zu tun“, weiß Horst Juranek vom Wifi Wien. „Da geht es zum Beispiel um Herausforderungen wie den neuen Zollkodex, um E-Zoll oder um Nachweise für die Umsatzsteuer bei Dreiecksgeschäften.“ Juranek leitet sowohl den Lehrgang für Exportassistenz, der sich eher an Mitarbeiter im besagten Back Office richtet, als auch den Diplomlehrgang Exportmanagement.

Zielgruppe des Diplomlehrgangs sind Personen, die mit der Leitung der kaufmännischen Abwicklung und Führung von Auslandsgeschäften betraut sind. Themen wie Cross Culture Management, Internationales Marketing, Steuern im Außenhandel, Zollwesen, Transportversicherung oder BWL für den Außenhandel stehen hier auf dem Programm. Erlernt wird all dies anhand eines Praxisprojekts, an dem die Teilnehmer von Beginn an arbeiten. „Sie suchen sich selbst ein Unternehmen und Länder, in denen sie einen Absatzmarkt aufbauen wollen, etwa Stehleitern in Griechenland, Indien und Südafrika abzusetzen“, so Juranek. Bei der Abschlussprüfung präsentieren die Teilnehmer ihre Markenstrategie vor einer fingierten Investorenrunde. Sehr förderlich seien in solchen Projekten die oft fernen Herkunftsländer der Teilnehmer und die Kenntnis exotischer Kulturen und Sprachen, berichtet Juranek.

Die internationale Verkehrssprache ist aber nach wie vor Englisch. Um sich hier businessfit zu machen, eignen sich zum einen spezialisierte Kurse an Sprachinstituten zu Themen wie Small Talk and Presentations oder Sales and Puchasing. In anderen Kursen ist Englisch Unterrichtssprache.

Verhandlungstraining auf Englisch

So geht es im Seminar Negotiating with International Partners der Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft (ARS) vorrangig um Verhandlungstraining. „Das Hauptanliegen der meisten Teilnehmer ist, erfolgreich zu argumentieren und in schwierigen Situationen zu Lösungen zu kommen“, sagt die Kursleiterin Regina Oppitz. „Um optimale Effizienz zu erzielen, trainieren wir das alles gleich auf Englisch.“ Bei den Teilnehmern werden daher solide Englischkenntnisse vorausgesetzt, Nachweise sind jedoch nicht erforderlich. Die Kursunterlagen enthalten Phrasen und Wendungen, die das Verhandeln, Argumentieren und Fragenstellen in der Fremdsprache erleichtern. Sie werden in Rollenspielen geübt. „Gerade in heiklen Situationen ist es wichtig, sich klar und strukturiert auszudrücken, aber auch selbstsicher und gleichzeitig höflich. In der Muttersprache ist das wesentlich leichter als im Englischen, wo wir zwar vieles passiv wissen, es aber trotzdem erst lernen müssen, es anzuwenden“, sagt Oppitz. Im Englischen entstünden zudem Missverständnisse, da diese Sprache oft für keinen der Verhandlungspartner die Muttersprache sei. „Da ist noch wichtiger, prägnant zu argumentieren, Verständnisfragen zu stellen oder die Aussagen des anderen zusammenzufassen.“

Um interkulturelles Know-how und internationale Zusammenarbeit geht es in einem neuen Kompaktlehrgang, den die FH Salzburg gemeinsam mit dem Institut für Management (IfM) ins Leben gerufen hat. Der sechstägige Kurs Hard und Soft Skills im internationalen Wettbewerb bietet einen Querschnitt durch die wichtigsten Themen der Exportwirtschaft. Referenten beider Institutionen berichten über Erfahrungen und Trends im Intercultural Management, über Unternehmensgründungen im Ausland, Lage und Zukunft der Finanzmärkte oder Internationales HR-Management. Dazu kommen ein Workshop zu effektiver Kommunikation und Präsentation mit der Schauspielerin Michaela Rosen sowie ein Gastvortrag des Triathlon-Staatsmeisters Franz Höfer zum Thema Gesund und vital im Job. „Nachdem die FH Salzburg und das IfM bereits mehrere tausend Alumni haben und wiederholt der Wunsch nach einschlägiger Fortbildungen geäußert wurde, adressieren wir diesen Kompaktlehrgang besonders an sie“, sagt Raimund Ribitsch, Geschäftsführer der FH Salzburg. Generell richte sich der Kompaktlehrgang jedoch „an alle, die den Schritt in den Exportmarkt wagen oder eben erst gewagt haben. Zielgruppe sind die Unternehmer selbst, aber auch leitende Mitarbeiter.“

Web: www.ars.at, www.wifiwien.at, www.ifm.ac,
www.fh-salzburg.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2015)

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