Führen für Frauen

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Führungspositionen sind in Österreich zu 95 Prozent mit Männern besetzt. Speziell darauf ausgerichtete Weiterbildung könnte Abhilfe schaffen, die Angebote sind aber rar.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Rund fünf Prozent aller Führungspositionen werden in Österreich derzeit von Frauen bekleidet. Schmerzhaft ist dies nicht nur, weil diese Zahl unter dem europäischen Durchschnitt liegt, sondern auch, weil sie schon einmal höher war – vor fünf Jahre waren es noch rund zehn Prozent. Frauen, die in Führungspositionen streben, haben nach wie vor mit Hindernissen zu kämpfen. Diese zu mindern, würde für Unternehmen durchaus Sinn haben, denn wie viele Studien aufzeigen, steigt der wirtschaftliche Erfolg mit dem Frauenanteil.

Interessantes bringt der Report des Hernstein Instituts für Management und Leadership vom vergangenen Dezember zutage. Was die Nutzung von Weiterbildungsformaten betrifft, so gibt es keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften. Auch gibt es keine spezifischen Formate, die deutlich mehr von einem der beiden Geschlechter in Anspruch genommen würden.

Unterschiedliche Rahmenbedingungen

Nimmt man jedoch die Rahmenbedingungen unter die Lupe, so gibt es doch erhebliche Ungleichheiten. Die Kosten einer Fortbildungsmaßnahme werden bei männlichen Führungskräften signifikant häufiger vom Unternehmen übernommen, weibliche Führungskräfte würden nicht nur tiefer in die eigene Tasche greifen, sondern zudem auch deutlich mehr private Zeitressourcen investieren.

Darüber, dass weibliche Führungskräfte unterstützt werden müssen, war man sich an der WU Executive Academy schon seit Längerem bewusst, weshalb wiederholt Stipendien für Frauen ausgeschrieben wurden. Wie Managing Director, Astrid Kleinhanns-Rollé bestätigt, wurden erst kürzlich für den im April startenden Executive MBA zwei Global Female Leaders Scholarships vergeben. Die Notwendigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen, die sich explizit an Frauen richten, sieht Kleinhanns-Rollé im Übrigen nicht. „Diversität wirkt sich im Studium sehr positiv aus – sowohl was die Nationalität als auch was das Geschlecht betrifft“, sagt sie. In die gleiche Kerbe schlägt man auch am Hernstein Management Institut. Es werden bewusst keine eigenen Programme für Frauen angeboten, da in der Lernmethodik ganz stark auf Peer Learning gesetzt wird – und damit auf die verschiedenen Diversity-Dimensionen.

Das Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen, die sich ausschließlich an weibliche Führungskräfte – oder solche, die es werden möchten – richtet, ist in Österreich überschaubar. Eine Ausnahmestellung nimmt die Johannes-Kepler-Universität (JKU) in Linz ein, die seit einigen Jahren den Universitätslehrgang Management & Leadership für Frauen im Programm hat. In vier Semestern lernen die Teilnehmerinnen, wie sie Menschen und Organisationsprozesse aktiv steuern. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem strategisches und operatives Controlling, Change- und Informationsmanagement ebenso wie betriebswirtschaftliche Basics – angefangen von der Unternehmensrechnung bis hin zur Bilanzanalyse.

Wieso will man mit dem Universitätslehrgang nur Frauen ansprechen? Die Lehrgangsleitung räumt zwar ein, dass er sicherlich auch für männliche Führungskräfte eine attraktive Weiterbildungsmaßnahme darstelle, allerdings wären Managerinnen mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert – vor allem angesichts der Tatsache, dass sie nach wie vor eine Minderheit darstellen.

Gleicher Karrierewunsch

Was den Wunsch betrifft, die Karriereleiter so weit wie möglich hinaufzuklettern, gibt es jedenfalls keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Personalberatung Odgers Berndtson, für die rund 2000 Führungskräfte in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt wurden, hervor. „Die von uns befragten Managerinnen investieren mit rund zwei Dritteln ihrer Zeit sogar mehr für den Beruf als ihre Männer, die rund 60 Prozent ihrer Zeit am Arbeitsplatz verbringen“, so Studienleiterin Veronika Ulbort. Gleichzeitig wären nur 35 Prozent der weiblichen Führungskräfte mit ihrer aktuellen beruflichen Situation zufrieden. Bei den Männern liege dieser Anteil bei etwas mehr als 40 Prozent. Dass Frauen (41 Prozent) ein möglichst hohes Gehalt wichtiger ist als Männern in Führungspositionen (32 Prozent) ist für Ulbort leicht erklärt: Der Nachholbedarf beim Thema Einkommen sei bei ihnen nach wie vor gegeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2015)

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