„Irgendwas mit Medien“

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Kommunikation. Von Journalismus über Mediaforschung und Medienmanagement bis zu Marketing- und PR-Abteilungen: Zu wissen, wie man mit wem wann, wo und auf welche Art in Kontakt tritt, wird überall zum Erfolgsfaktor.

Generation "IMM“ nennt sich eine deutschsprachige Facebook-Gruppe von Medien- und Kommunikations-Freaks. IMM steht für „Irgendwas mit Medien“ – eine so häufige wie indifferente Antwort Jugendlicher auf die Frage nach ihrem Studienwunsch. Das Interesse an der Kommunikationsbranche und an Ausbildungen dafür ist enorm hoch, zum Beispiel an der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, die mit 4000 Studierenden zu den größten kommunikationswissenschaftlichen Instituten der Welt gehört.

Offenheit an den Unis

Auch in Salzburg zählt „Kowi“ zu den größten Fachbereichen mit rund 100 Absolventen pro Jahr im Bachelor- und Masterstudium. Deren Jobchancen seien breit gefächert, sagt Josef Trappel, Fachbereichsleiter für Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg. „Das Spektrum reicht vom klassischen Journalismus, häufig in Onlineredaktionen, über Mediaforschung und Medienmanagement bis zu Marketing- und PR-Abteilungen von Unternehmen. Aufgrund der aktuellen Lage finden im letztgenannten Berufsfeld mehr Personen eine Anstellung als im Journalismus.“ Die universitäre Kommunikationswissenschaft sieht ihre Aufgabe nicht in der konkreten Berufsausbildung, sondern in der Berufsvorbildung. „Unsere Absolventen verlassen die Universität mit einem breiten Wissen über Kommunikation, das sich in unterschiedlichen Berufen spezialisieren lässt“, so Trappel. Zwar müssten sich die Studierenden ungefähr nach der Hälfte des Bachelorstudiums für eine Vertiefung innerhalb der sechs Hauptinhalte entscheiden (darunter etwa Kommunikation und Kultur, audiovisuelle Kommunikation und Onlinekommunikation, Journalistik und Organisationskommunikation). Jedoch sei nur eine Minderheit schon frühzeitig auf einen bestimmten Berufsplan fixiert. „Die Mehrheit der Studierenden lässt sich im Studium auch gern mit Themen überraschen. Ich begrüße diese Offenheit ausdrücklich– wann sonst im Berufsleben hat man die Chance, sich auf verschiedene Themen einzulassen?“

Spezialisierung an den FH

Im Unterschied zum klassisch breiten Ansatz der Universitäten sind die vielfältigen Kommunikationsstudien an den Fachhochschulen eher bestrebt, sich durch Spezialisierung abzuheben. An der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien zum Beispiel wird Kommunikations-Know-how mit wirtschaftlichem Basiswissen kombiniert. „Schließlich arbeiten die Absolventen des Studiums in ganz unterschiedlichen Unternehmensbereichen“, sagt Peter Dietrich, Bereichsleiter für Kommunikationswirtschaft der FH WKW. „Unsere Positionierung hat mit der Erkenntnis zu tun, dass Kommunikation eine Querschnittsmaterie ist. Man wird es meist mit fachfremden Spezialisten oder Managern zu tun haben, deren Bedürfnisse man kennen sollte.“

Vor allem für die in Österreich typischen Klein- und Mittelbetriebe sei eine generalistische Ausbildung der Kommunikationsfachleute wichtig. „Kleine Strukturen bedingen eine Breite des Denkens, weil eine Person oft mehrere Funktionen abdecken muss. Selbst wenn jemand zum Beispiel in einem Konzern in der Eventorganisation arbeitet, ist es wichtig, über den Tellerrand zu blicken.“ Das Bachelorstudium der FH WKW soll die Absolventen vor allem auf eine operative Berufstätigkeit – beispielsweise das Verfassen von Pressetexten, Bloggen oder Erstellen von Videos – vorbereiten, das anschließende Masterstudium Kommunikationswirtschaft auf eine strategische Tätigkeit und kritisches Hinterfragen der Praxis.

Die Praxisorientierung werde generell an FH mehr gelebt als an Unis, sagt Dietrich. Dies sei möglicherweise einer der großen Unterschiede zum Studium der Kommunikationswissenschaft an Universitäten, das er auch selbst absolviert habe. „Ich möchte nicht bewerten, was besser ist. Aber wir bekommen jedenfalls von den Unternehmen oft zurückgemeldet, dass auch unsere Bachelorabsolventen mit ihren 21, 22 oder 23 Jahren wirklich eine Ahnung davon haben, was in den Unternehmen abgeht.“

„Gewisses Maß an Technik“

Als generalistisch, wenn auch auf ganz andere Weise, versteht sich auch der Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien (KWM) der FH Oberösterreich. Ziel dieses Studiums ist es, Allrounder für die Kommunikations-, Marketing-, E-Learning-, User-Experience- und Webbranche auszubilden. Die Ausbildung setzt sich zu ungefähr je 40Prozent aus sozialwissenschaftlichen und technischen Grundlagen der Webentwicklung zusammen, zu etwa 20 Prozent aus sozialen und gestalterischen Kompetenzen. Für Josef Altmann, Leiter des Bachelor- und Masterstudiengangs KWM, ist Interdisziplinarität gerade angesichts der modernen Kommunikationswege ein Muss. „Die Kommunikation hat sich in den letzten Jahren gravierend geändert. Sie erfolgt durch vielfältige Medien und Kanäle, traditionelle Ansätze und Konzepte sind in den Hintergrund getreten, und ein Verstehen der Vorgänge erfordert einen interdisziplinären Zugang – da gehört auch ein gewisses Maß an Technik dazu.“ Unter diesem „gewissen Maß“ versteht Altmann Skills, die zum Grundhandwerkszeug gehören, etwa „dass man Onlinekampagnen auch technisch umsetzen, ein Content-Management-System aufbauen und betreuen und eine E-Learning-Plattform mit selbst erstelltem Content füllen kann“.

Berufsbilder, auf die das Studium vorbereitet, sind die Bereiche Onlineredaktion und Kommunikation, User Experience and Interaction Design, E-Learning und Personalentwicklung, Online- und Social-Media-Marketing, Mediendesign und -produktion, Webdesign und -entwicklung sowie Wissensmanagement.

INFORMATION

Kommunikationswissenschaften

an Fachhochschulen:

www.fh-burgenland.at

www.fh-kufstein.ac.at
www.fh-ooe.at/kwm

www.fhstp.ac.at

www.fh-wien.ac.at

an Universitäten:

www.uni-klu.ac.at/mk

www.uni-salzburg.at/kowi

studentpoint.univie.ac.at

webster.ac.at/media-communications

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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