Bücher und Kontakteorganisieren

PRESSEF�HRUNG LITERATURMUSEUM DER �STERREICHISCHEN NATIONALBIBLIOTHEK
PRESSEF�HRUNG LITERATURMUSEUM DER �STERREICHISCHEN NATIONALBIBLIOTHEK(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Serie Traumberuf: Bibliothekar. Das E-Book füllt zwar keine Regale, dennoch müssen Bibliotheken betreut werden. Nicht nur Literatur- und Allgemeinwissen, sondern auch soziale Kompetenzen entscheiden über den Erfolg.

Organisierte der Bibliothekar früher Bücher, organisiert er heute Kontakte“, sagt Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs (BVÖ). „Der Fokus liegt ganz klar auf dem Kunden.“ Der Leser will zwar nach wie vor Leseberatung, doch das Gewinnen von neuen Interessentengruppen wie Schulen und Kindergärten und das Marketing für Bücher ist ebenso wichtig geworden.

Traditionelle Bibliotheken...

Laut BVÖ gibt es in Österreich rund 1500 öffentliche, 100 wissenschaftliche, 1500 Schul- und 1000 Vereinsbibliotheken. Wer sich dort neben- oder hauptberuflich engagieren will, kann mit einer dreijährigen Lehre zum Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistenten seine Laufbahn beginnen. Auch der BVÖ veranstaltet gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung Ausbildungen für Bibliothekare. Diese dauern je nach angestrebter Funktion anderthalb bis zwei Jahre. Die Voraussetzung für nebenberufliche Buchorganisatoren ist eine einjährige Bibliothekspraxis. Darüber hinaus sind Weiterbildungen ein Muss, schon allein, um technisch up to date zu bleiben. Dazu zählt unter anderem etwa der Weiterbildungskurs Bibliothek, Information und Dokumentation für Bibliotheksmitarbeiter oder der Lehrgang für Information und Dokumentation, der am BFI Wien in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Dokumentation und Information (ÖGDI) angeboten wird.

Was muss ein Bibliothekar eigentlich können? Laut Werner Schlacher, Leiter der Universitätsbibliothek Graz und Präsident der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, müssen sie drei grundlegende Aufgaben erlernen: das Erwerben, Erschließen und Bereitstellen von Informationsträgern. „Unter dem Erwerb versteht man die Beschaffung von Medien sowie deren Auswahl, die Doublettenkontrolle, die Lieferantenauswahl, die Rechnungsbearbeitung und vieles mehr“, erklärt er. Unter das Erschließen falle die Katalogisierung nach formalen und inhaltlichen Kriterien. „Beim Bereitstellen braucht man Know-how zur Aufbewahrung der Informationsträger, deren Ausgabe, Erhaltung und eventuell Restaurierung, aber auch zur notwendigen Infrastruktur für deren Benützung.“

...brauchen neues Wissen

Diese grundlegenden Aufgaben bilden auch die Inhalte akademischer Lehrgänge. Etwa des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“, der als Kooperation der Universitäten Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck sowie der Österreichischen Nationalbibliothek in zwei Versionen angeboten wird. „Das Ziel des Lehrgangs ist die Vermittlung von neuesten Kenntnissen im Bereich des Bibliotheks- und Informationswesens sowie deren wissenschaftliche Vertiefung, Erweiterung und praktische Anwendung“, erläutert Susanne Graggaber, Sprecherin der Universitätsbibliothek Salzburg. Nach zwei Semestern schließt man als „Akademische/r Bibliotheks- und Informationsexperte/in“ ab, nach vier Semestern mit dem Master of Science. Dabei wird ein Managementportfolio erarbeitet, das die Bereiche strategische Planung, Informations- und Wissensmanagement sowie Personalführung und -entwicklung abdeckt. Zudem werden Trends in der Wissenschaftskommunikation und aktuelle Veränderungen im Bibliotheks- und Informationsrecht behandelt.

Denn auch im wissenschaftlichen Bereich wird Kundenorientierung immer wichtiger, etwa wenn es um Recherchen für Studierende und Forscher, Ausstellungen oder Erschließung von Handschriften und anderen besonders wertvollen Beständen geht. „Es bleibt kein Stein auf dem anderen“, sagt Schlacher. „Der Anteil der gedruckten Monografien, die wir in der Bibliothek erwerben, sinkt nach Anzahl der Titel jährlich um etwa fünf Prozent.“ 2020 werden rund die Hälfte der Bücher als E-Books erworben.

Wer sich darauf spezialisieren möchte, findet etwa an der FH Burgenland das Know-how dazu. „Die Arbeitswelt braucht Kommunikationsspezialisten mit breit gefächertem Basiswissen, die selbstständig Onlinelösungen erarbeiten können“, sagt Michael Zeiller, Leiter des Masterstudiengangs „Information, Medien & Kommunikation“ an der FH Burgenland. Studierende können sich für das Wahlmodul „Dokumentations- und Bibliotheksmanagement“ entscheiden und sich damit die Berufsfelder Bibliotheken und Dokumentationen erschließen. (cladab)

Web:www.bibliotheksausbildung.at

www.fh-burgenland.at

www.univie.ac.at/voeb

http://bibliothek.univie.ac.at/ulg

http://oegdi.at/lehrgang-2

www.obvsg.at, www.bvoe.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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