Moderne Morgenlandfahrten

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JAPAN(c) APA/EPA/FRANCK ROBICHON (FRANCK ROBICHON)
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Ostasien-Studien. China, Japan und Korea gelten als Zukunftsmärkte. Etliche Studienangebote stellen Kontakt zu dieser Region her – sprachlich, kulturell, politisch und wirtschaftlich.

Je weiter Europa und Russland sich auseinanderentwickeln, desto näher scheint jene Region zu rücken, die dahinterliegt. Sozusagen am östlichen Rand des Ostens (das Wort Asien bedeutet im Assyrischen „Sonnenaufgang“ und verweist auf das Morgenland) liegen drei Staaten, denen die Aufmerksamkeit des Westens zuteilwird: China, Japan und Südkorea. Sie bilden den Kern Ostasiens – neben den wirtschaftlich nicht minder interessanten Tigerstaaten.

Regionalbezug

Österreich dürfte zum besseren Verständnis dieser Region allein schon mit dem Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien (IOAW) einen Trumpf im Ärmel haben. „Im mitteleuropäischen Raum gehört es zu den wenigen wissenschaftlichen Einrichtungen, an denen alle drei ostasienwissenschaftlichen Disziplinen belegbar sind“, freut sich Institutsvorstand Rüdiger Frank. „Vor allem der Fokus auf gegenwartsbezogene Themen und das moderne Ostasien ist ein Alleinstellungsmerkmal.“

Die Studienrichtungen Sinologie, Japanologie und Koreanologie beinhalten das gesamte Spektrum der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem jeweiligen Land. „Dazu gehören eine solide Ausbildung in der Gegenwartssprache, Geschichte, Wirtschaft, Politik und Kultur“, sagt Frank. Zielgruppe der vierten und jüngsten Studienrichtung, des Masterprogramms Ecos (East Asian Economy and Society), sind Absolventen von berufsqualifizierenden Studiengängen, die zusätzlich eine umfassende Ausbildung auf dem Gebiet Modernes Ostasien erwerben möchten. „Unsere Absolventen sind je nach Vorbildung Ingenieure, Ökonomen, Politikwissenschaftler oder Naturwissenschaftler mit Grundkenntnissen einer ostasiatischen Sprache und umfassenden Kenntnissen von Wirtschaft und Politik der Region, wobei größter Wert auf regionale und komparative Aspekte und Entwicklungen gelegt wird“, sagt Frank. Es sei definitiv keine Lightversion eines Studiums der Japanologie oder Sinologie.

Andere Standorte nehmen meist nur eines der drei Länder in den Blick. So wurde etwa an der Universität Salzburg vor rund 15Jahren ein China-Zentrum errichtet. Es soll zum einen eine Art Drehkreuzfunktion für interdisziplinäre China-Studien einnehmen und wissenschaftliche Kooperationen mit China fördern. Zum anderen bietet es offene Kurse an. Dazu zählen Chinesischsprachkurse, die künftig nach den Anforderungen des HSK-Tests, eines standardisierten Tests für Chinesisch als Fremdsprache, ausgerichtet werden sollen, außerdem ein Konversationskurs, ein Kurs zur Kultur- und Landeskunde Chinas, Sommerschulen und eine Vortragsreihe unter dem Titel „Agorà“.

China-Sommerakademie

Für ein erstes Eintauchen in dieses Land und auch in den Klang seiner Sprache bietet das China-Zentrum jährlich eine Sommerschule an: Modern China Studies for Scientists and Economists (Mitte August bis Mitte September) findet an der Northwest University in Xi'an, an der Peking-Universität und an der Fudan-Universität in Shanghai statt. Sie besteht aus mehreren Unterrichtsmodulen in englischer Sprache mit den Themengebieten Wirtschaft, Politik, Rechtssystem, Kultur, Sprache und Cross-Cultural-Management. Teil des Programms sind auch Expertengespräche mit Bankfachleuten und Rechtsanwälten sowie Firmenbesuche bei Joint-Venture-Unternehmen. Die Sommerschule richtet sich an Studierende und Mitarbeiter von Firmen. Erforderlich sind keine Chinesisch-, aber gute Englischkenntnisse.

Südkorea-Jahr

Wer an Südkorea interessiert ist und einen Bachelor in Wirtschafts- oder Wirtschaftsinformatik vorweisen kann, könnte mit einem neuen EU-geförderten Programm der Uni Graz gut beraten sein. Das Studium Global Studies on Management and Information Science, kurz Glomis, verbringen die Studierenden im ersten Jahr in Graz, im zweiten in Südkorea. Obwohl Südkorea nach außen hin einen westlichen Eindruck mache, seien die kulturellen Unterschiede groß und damit auch die Business-Gepflogenheiten deutlich verschieden, sagt Christian Schlögl, zuständig für Glomis. „Beeindruckend sind die Gastfreundschaft und Wertschätzung, die koreanische Gastgeber durch kostbare Geschenke und viel Zeit für ihre Gäste zum Ausdruck bringen.“ Gerade im Hochschulbereich sei das Verständnis der bestehenden Hierarchien wichtig, die auch das Verhältnis zwischen Professoren und Studierenden prägten. Für das Auslandsjahr erhalten Studierende eine Förderung von 11.500 Euro. Das Masterstudium wird als Joint Degree geführt. Die Absolventen erhalten ein Abschlusszeugnis, das von vier universitären Partnern ausgestellt wird: den Universitäten in Graz und Hildesheim sowie der Pai Chai University in Daejedon und der Chungbuk National University in Cheongju. Schlögl: „Da in Südkorea Englisch bei Weitem nicht so verbreitet wie in Europa ist, ist es empfehlenswert, einige Wörter Koreanisch sprechen zu können.“ Anfang August findet in Südkorea eine Summer School statt, in der auch Glomis-Studierende Koreanisch lernen.

INFORMATION

•Institut für Ostasienwissenschaften, Uni Wien:http://ostasien.univie.ac.at

•Institut für Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik, Uni Graz:

http://informationswissenschaft-wirtschaftsinformatik.uni-graz.at

•China-Zentrum der Uni Salzburg, www.uni-salzburg.at/chz

•Wirtschaftsuniversität Wien: www.wu.ac.at

•Zentrum für Translationswissenschaft, Uni Wien,

http://transvienna.univie.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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