Kluge Bauten aus klammen Budgets

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Schule(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Bildungsbauten. Weg von einzelnen Schultypen mit fixen Klassenzimmern, hin zu flexiblen Raumkonzepten und energieeffizienten Gebäuden. Und das möglichst günstig. Geht das? Beispiele für Zu- und Neubauten in der Bildungslandschaft.

Anfang Mai erfolgte der Spatenstich, mit Beginn des Wintersemesters 2015/16 werden auf 1400 Quadratmetern schon Labors, eine Maschinenhalle und zahlreiche Nebenräume zur Verfügung stehen: für die technisch-naturwissenschaftlichen Studenten der Johannes-Kepler-Universität (JKU). Dass der Bedarf für ein neues Gebäude groß war, liegt auf der Hand: An der JKU sind rund 20.000 Studenten inskribiert, mehr als ein Fünftel im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich.
„Wir wollen so viele Institute wie möglich, die jetzt über die Stadt verteilt sind, am Campus vereinen“, sagt Alexander Freischlager, Leiter Operation Management an der JKU. So werden sich dann alle Chemie-Institute am Campus befinden, der Außenstandort in Leonding wird Geschichte sein. Dennoch entstehen keine Mehrkosten, denn die Mietkosten – dabei handelt es sich streng genommen um eine Investition der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die über Mieteinnahmen refinanziert wird – sind gleich hoch wie zuvor. „Das war auch ein wichtiges Kriterium bei der Planung“. Egal, ob es sich um Universitäten, Fachhochschulen oder Schulen handelt – klamme Budgets stellen meist die größte Herausforderung bei der Errichtung oder Sanierung von Bildungsgebäuden dar. „Es gilt, äußerst knapp und effizient zu kalkulieren, um eine gute Gesamtqualität sicherzustellen“, so Arnold Schmitzer, Geschäftsführer von PM1 Projektmanagement. Sein Unternehmen hat in den letzten Jahren rund 20 einschlägige Projekte umgesetzt – von Kindergarten bis Institutsgebäude.

Neues Denken, neue Räume

„Man kann durchaus sagen, dass neue Zeiten angebrochen sind“, so Schmitzer. Anders als früher, als ein gewisses Disziplindenken üblich war, würden heute verschiedene Schultypen in einem Gebäude untergebracht. Durch die Mehrfachnutzung in sich überschneidenden Bereichen spare man Flächen ein, was letztlich eine deutliche Effizienzsteigerung bedeute. Insgesamt erfordere die Idee des offenen Lernens andere Raumkonzepte. Freischlager: „Wichtig sind flexible Grundrisse, die es möglich machen, Räume zu unterteilen.“ Für den Fall, dass ein neuer Professor an die JKU komme, könne dieser seinen persönlichen Flächenbedarf umsetzen. Nicht zu leugnen sei auch ein Spannungsfeld zwischen pädagogischen Lösungen und vorgegebener Gebäudesicherheit. „Das Konzept des offenen Lernens setzt auch auf offene und zentrale Flächen“, so Schmitzer. Dies ist allerdings nur schwer mit den Brandschutzvorgaben zu vereinen.

Investieren in die Energieeffizienz

Auch an der IMC Fachhochschule Krems hat man bei der Planung und Errichtung des Gebäudetrakts „G1“ am Campus Krems, der im August 2012 fertiggestellt wurde, auf effiziente und flexible Flächen gesetzt. So sind viele Räume mit mobilen Trennwänden versehen, um je nach Auslastung der Lehrveranstaltungen einen passenden Rahmen bieten zu können, so Christine Taferner, Leiterin Facility Services. Als Sitz der gesundheitswissenschaftlichen Studiengänge der FH wurde neben den räumlichen Bedürfnissen auch auf Barrierefreiheit und Energieeffizienz geachtet. Dabei sorgen Infrastruktursensoren dafür, dass bei ausreichend natürlichem Lichteinfall das Licht in den Räumlichkeiten ausgeschaltet wird. Auch die Wärme aus den Serverräumen wird gespeichert und verwendet. „Die Betriebskosten sind ein sehr großes Thema“, erklärt Taferner den Hintergrund dieser Überlegungen. In diesem Zusammenhang sieht Schmitzer das Problem des Spannungsfelds zwischen den Erstinvestitionskosten und den Betriebs- und Folgekosten. So sei etwa eine Alu-Fassade mit höheren Anfangskosten verbunden, dafür aber in weiterer Folge mit geringeren Betriebskosten.
Ein weiteres Beispiel ist die HAK/HAS/PTS in Oberndorf, die mit der größten Wärmepumpanlage für ein Einzelobjekt im Bundesland Salzburg ausgestattet wurde. „Dass höhere Anfangsinvestitionen später zu Einsparungen führen, ist nicht immer leicht zu kommunizieren“, so Schmitzer. Wichtig sei, dass die Steuerungstechnik einfach zu bedienen sei. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine zu komplexe Haustechnik in der weiteren Nutzung zu schlechteren Ergebnissen führt.“ Beim Bauen selbst ist der Umbau bei laufendem Betrieb eine große Herausforderung – einerseits wegen der Sicherheit, andererseits wegen des knappen Zeitbudgets. Denn bei anderen Projekten kann man vielleicht über Verzögerungen verhandeln, bei Schulen, FHs oder Unis ist kein Tag Verzug möglich – weshalb natürlich auch in den Ferien gebaut werden muss. (pb)

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