Sommerprogramme: Kurze Inputs statt langer Ferien

Symbolbild Weiterbildung
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Immer mehr Menschen wollen im Juli und August nicht nur entspannen, sondern gleichzeitig auftanken – auch in puncto Weiterbildung.

Meeresstrände, Berghütten oder das vertraute Balkonien sind nach wie vor bevorzugte Örtlichkeiten, an denen Österreicher ihren Sommerurlaub verbringen. Immer beliebter werden aber auch Klassenzimmer und Seminarräume. Oder der PC-Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung.

Die heutige Arbeitswelt sei so intensiv geworden, dass viele Menschen parallel zum „daily business“ gar nicht die Muße hätten, um an ihre Weiterbildung zu denken, sagt Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des Bfi Wien. „Erst im Urlaub, wenn sie Zeit zur Reflexion haben, nutzen viele die Chance, um neu durchzustarten.“ Im Sommer seien tatsächlich hauptsächlich Weiterbildungen nachgefragt, die dem Job nützen würden, weniger privaten Zwecken. „Wir haben in der Vergangenheit auch eine eigene Sommerakademien mit Kreativkursen angeboten. Das wurde aber weit weniger nachgefragt als Kurse, die der beruflichen Höherqualifizierung dienen.“

Sommer-Schnupper-Karte

Auch an den meisten Volkshochschul-Standorten wird ein eigenes Sommerprogramm geplant. Das Angebot werde laufend erweitert, sagt Jean-Marie Thill, Leiter des Programm-Managements in der Österreich-Zentrale der VHS. An der Volkshochschule seien viele Sommerkurse de facto „Schnupperangebote“ für Semesterkurse, die im darauf folgenden Herbstsemester im vollen Umfang anfangen. „Diese Vorgehensweise hat sich gut bewährt, weil vor allem bei neuen Angeboten oft schon eine Kerngruppe aus dem vorherigen Sommerkurs vorhanden ist. Obwohl Sommerangebote eher kurzfristig vor Kursstart gebucht würden, zeichne sich bereits ein Trend ab: „Derzeit sind bei Sprachen unter den Juli- und Augustkursen besonders Italienisch für Anfänger und Englisch auf verschiedenen Niveaus gut und früh gebucht.“ Eine große Nachfrage gebe es auch nach Kinder-, Eltern-Kind- und künstlerischen Angeboten sowie nach Kursen aus dem Bereich Entspannung.

An etlichen VHS-Standorten lohnt es sich auch, nach Schnuppermöglichkeiten für den Sommer zu fragen. An der VHS Wien zum Beispiel können Kunden mit der VHS Summercard um nur 39 Euro rund 1000 Kurse des VHS Bildungssommers zum halben Preis besuchen. Dabei stehen Sprachkurse, Gesundheits- und Fitnessangebote, Kochkurse, Kunstkurse oder klassische Weiterbildungen aus dem Wirtschafts-, Computer- und Multimediabereich zur Auswahl. Ein umfassendes berufsbezogenes Angebot – von Ein-Tages-Seminaren bis zu mehrwöchigen Lehrgängen und kompletten Ausbildungen – hat im Sommer auch das Wifi zu bieten. Am Wifi Wien beispielsweise besteht das Hauptangebot des Sommers laut Aus- und Weiterbildungsleiterin Gabriele Kolibal in erster Linie aus den Bestsellern des restlichen Kursjahres, „aber durchaus auch aus Themen, die man im Sommer eher geblockt anbieten kann und dadurch leichter nebenberufliche Weiterbildung ermöglichen kann“. Die Top drei des Wifi Wien in diesem Sommer seien die Ausbildung zum Personalverrechner, zur Sicherheitsvertrauensperson sowie zum geprüften Barista.

Ein wichtiges Kriterium für einen Sommerkurs sei die kurze Dauer, sagt Wifi-Niederösterreich-Weiterbildungsleiter Peter Krippl. Statt Lehrgängen biete man daher Seminare an, bevorzugt als Vormittagskurs. Auch am Wifi Oberösterreich nützen viele Kunden die Sommermonate gezielt, um längere Ausbildungen in kompakter Form als Tageskurse zu absolvieren – primär im Bereich Management, Sprachen, Betriebswirtschaft und IT-Bereich.

Erstmals bietet das Wifi in diesem Jahr sogenannte Sommerakademien speziell für Führungskräfte an. In Wien lernen die Teilnehmer bei einer Sommerakademie unter dem Motto „Innehalten – Energie tanken – gesund führen“, ihren Blick auf die eigene Persönlichkeit, ihre Führungsarbeit und ihre Bedürfnisse zu richten. Das Wifi Steiermark hat eine Sommerakademie eingerichtet, in der Führungskräfte und angehende Führungskräfte in entspannter Atmosphäre ihre Skills in Leadership, Bilanzenlesen, Mitarbeiterführung und professionellem Verkaufen perfektionieren können.

Ganzjahresthema

Die Zeit der „Sommerferien“ in der Erwachsenenbildung sei jedenfalls definitiv vorbei, subsumiert Michael Landertshammer, Institutsleiter Wifi Österreich. „Gerade Personen, die nebenberuflich unsere Angebote nutzen, freuen sich über diese Möglichkeit.“ Höllinger bestätigt: „Auch wenn die heimische Bildungswelt traditionellerweise immer noch in Semestern denkt, zeichnet sich immer stärker ab, dass vor allem Weiterbildung zum Ganzjahresthema wird. Im Sinne des lebensbegleitenden Lernens wollen die Menschen genau dann lernen, wenn es ihnen terminlich am besten in die Planung passt. Und hier zeigt sich, dass sehr viele Menschen ihren Urlaub dazu nutzen, um mit einer Ausbildung anzufangen.“

Web: www.bfi.at
www.vhs.at/bildungssommer
www.wifi.at/sommer

Info

Lernen, wenn sich andere einen Lenz machen: Das betrifft nicht nur schulische Nachprüfungs-Kandidaten oder aufstiegswillige Manager, sondern zunehmend alle Branchen. Vor allem spezifische Themen oder Nischenwissen, für das während des Jahres keine Zeit bleibt, werden dabei bedient: von Buchhaltung bis Barista (Kaffee-Experte).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2015)

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