Richtig auf den Zahn gefühlt

Zahnklinik
Zahnklinik(c) Michaela Seidler
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Neue Technologien, neue Spezialisierungen, neue Verordnungen: Weiterbildung für Zahnärzte, die ihren Patienten nichts vorenthalten möchten.

Karies raus, Amalgam rein – damit kommt man als Zahnarzt nicht mehr weit. Vorbei auch die Zeiten, als längst Erwachsene mit der Tatsache überrascht wurden, sie hätten noch Milchzähne, die dringend gezogen und die nachwachsenden „Bleibenden“ mit teurer Zahnspange reguliert werden müssten. Zu regelmäßigen Röntgen, Mundhygienen und Regulierungen kommen immer ausgefeiltere Möglichkeiten für Kronen, Brücken und Implantate: Die Zahnmedizin hat in den letzten Jahr(zehnt)en große Fortschritte gemacht.

Nischen von Hypnose bis Parodontose

Die Weiterbildung zieht nach. „Im Ausland, besonders im englischsprachigen Raum, sind spezielle Universitätslehrgänge gang und gäbe“, so Andreas Moritz, Geschäftsführer der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Wien. „Bei uns und in Deutschland noch weniger.“ Deshalb werden derzeit internationale Studiengänge entwickelt, etwa in Aesthetic Dentistry, Oral Surgery & Pariodontology sowie Endodontology. An den Start gehen sollen sie im Oktober 2016. „Die Zahnmedizin ist mitten in einer technischen Revolution, bei der Computer und die Cad/Cam-Technologie eine große Rolle spielen“, erklärt Moritz. Letzteres wird bei der Anfertigung von Kronen, Brücken und Implantatzubehör eingesetzt. Dabei helfen sowohl beim Entwurf (CAD: Computer Aided Design) als auch bei der Herstellung (CAM: Computer Aided Manufacturing) intelligente Softwareprogramme und mit diesen vernetzte Fräseinheiten.

Bereits angeboten werden zwei Universitätslehrgänge an der Medizinischen Universität Wien. Der viersemestrige, berufsbegleitende Lehrgang für Parodontologie hat das Ziel, Spezialwissen und klinische Fertigkeit für Erkrankungen des Zahnhalteapparats theoretisch und praktisch zu vermitteln. Er beginnt im Februar 2016. Der zweite Universitätslehrgang beschäftigt sich mit zahnmedizinischer Hypnose. Die Absolventen beherrschen nach den sieben Wochenendseminaren binnen zwei Semestern vor allem die Durchführung korrekter verbaler und nonverbaler Kommunikation und Entspannungshypnose sowie den gezielten Einsatz bei speziellen Indikationen wie Zahnextraktionen, akuter und chronischer Schmerzkontrolle bei schmerzhaften Untersuchungen sowie Behandlungen vor Operationen. In Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz findet der viersemestrige Uni-Lehrgang Prothetik statt. Dabei handelt es sich um ein Fachgebiet, das sich schwerpunktmäßig mit der oralen Rehabilitation bei fehlenden Zähnen und bei umfangreichem Verlust von Kiefer- und Gesichtsteilen befasst. Die Teilnehmer erwerben in den zwei Jahren Fähigkeiten und Fertigkeiten in Fachbereichen wie Keramikrestauration, Teleskop-Prothetik, Implantatprothetik sowie in der Diagnostik der Funktionsstörungen. Der neue Lehrgang startet im März 2016.

Internationaler Austausch

Eine weitere Möglichkeit, sich postgradual in Zahnmedizin weiterzubilden, besteht an der Donau-Universität Krems. Sie arbeitet dabei mit PUSH Postgraduale Universitätsstudien für Heilberufe GmbH zusammen, die auch Trägerorganisation der Danube Private University DPU ist. „Seit 2000 haben gut 3500 Zahnärzte in deutschsprachigen Universitätslehrgängen den Master of Science in verschiedenen Fachgebieten absolviert“, sagt Jürgen Pischel, Gründer der DPU. Kerngebiete sind Kieferorthopädie, Orale Chirurgie/Implantologie, Endodontie sowie Ästhetisch-Rekonstruktive Zahnmedizin. Angeboten werden die Studiengänge im Studienzentrum der Donau-Universität in Bonn. „In Österreich sind nur etwa 4600 Zahnärzte in Praxen tätig, und damit ist die Nachfrage für rein österreichische Universitätslehrgänge entsprechend begrenzt. Sie sind international aber auch wegen des Erfahrungsaustauschs mit Kollegen aus anderen Ländern mit unterschiedlichen Versorgungsstrukturen sinnvoll“, erläutert Pischel.

Verwaltungs- und behördenfit

Neben all den technischen Neuerungen ist auch der Verwaltungsaufwand gestiegen. Ein Praxismanagementkurs, den der zahnärztliche Interessensverband Österreichs anbietet, informiert über richtige und ressourcenschonende Erledigung: Der nächste Kurs beginnt im Januar 2016 und umfasst neun Abende, die sich mit Themen wie Praxisplanung, Ordinationseinrichtung und technischen Betriebsauflagen, Kassenabwicklung oder betriebswirtschaftlichen Aspekten beschäftigen.

INFORMATION

Die technische und ärztliche Weiterentwicklung der Zahnmedizin zeigt sich auch in der Zunahme der universitären Lehrgänge im In- und Ausland. In Österreich sorgen Seminare und Fortbildungskurse für aktuelles Know-how in der Verwaltung. Einige Möglichkeiten:

Web:
www.donau-uni.ac.at
www.meduniwien.ac.at
www.medunigraz.at
www.duk-push.de

www.ziv.at
www.zahnaerztekammer.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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