Die Natur als Lernzone

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Outdoor. Sie verspricht Freiheit, birgt Gefahren, ermöglicht extreme Abenteuer und totale Entspannung. Wer vom Umgang mit der Natur nicht nur privat profitieren möchte, findet einige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Endlich Winter! Die Temperaturen fallen, Schnee kündigt sich an. Und die weiße Pracht lockt wie jedes Jahr zahlreiche Menschen in die Natur: Hinein ins Vergnügen!

Zwar ist es viel zu spät, um für diese Saison Skiführer zu werden (siehe Infobox), doch wer sein Wissen bezüglich Lawinensicherheit, Technik und vielem mehr updaten möchte, findet zahlreiche Möglichkeiten dazu an der Akademie des Alpenvereins – ob als privat oder beruflich genutzte Weiterbildung.

Denn dass die Natur auch Gefahren birgt, ist bekannt. Doch der Umgang damit ist höchst unterschiedlich. Manche Menschen trauen es sich nicht zu, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, und vermeiden deshalb jegliches Risiko. Im anderen Extremfall ignorieren manche wiederum, dass ein Berg kein Spielplatz ist.

Zwischen Gruppendynamik . . .

„Die Natur ist die absolute Realität, da gibt es keine Flucht, kein Ausweichen“, meint Werner Ebner, Lehrgangsleiter des Lehrgangs Erlebnispädagogik an der FH Oberösterreich. In Zusammenarbeit mit dem Alpenverein vermittelt die Weiterbildung Personen aus dem sozialen Bereich das Rüstzeug, um die Natur als pädagogischen Lernraum nutzen zu können. Ebner: „Die Entwicklungs- und Lernräume von Kindern und Jugendlichen haben sich stark verändert. Die Erlebnispädagogik nutzt den Lebensraum ,Gruppe – Natur – Ich‘, um Verhaltensdefizite auszugleichen und Persönlichkeitsmerkmale, wie den Umgang mit Risken oder die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten zu fördern.“

Schwerpunkte der Weiterbildung sind Selbstreflexion, Projektmanagement sowie prozess- und lösungsorientierte Methoden in der Natur. Die Ausbildung in einer Outdoor-Sportart komplettiert die Weiterbildung. „Draußen zu sein fordert eine andere Aufmerksamkeit, als sich etwa im gewohnten Zimmer aufzuhalten“, so Ebner. „Wenn dieses unaufgeräumt ist, nervt der Erzieher. Wenn ich aber beim Trekking mein Zeug nicht mehr finde oder es nass ist, hat das Konsequenzen.“ Wie man damit umgeht, wie die Gruppe darauf reagiert, ob man selbst einem Kollegen im ähnlichen Fall helfen würde oder nicht . . . alles Entwicklungsmöglichkeiten im Sinn der Erlebnispädagogik.

Dass es mithilfe der Natur gut gelingt, „Menschen aus der Komfortzone ihrer gewohnten Umgebung herauszuführen, um sie in ihre Lernzone zu begleiten“, wird auch beim Lehrgang Diplomierter Outdoortrainer des Wifi vermittelt, der in Wien, Salzburg und OÖ angeboten wird. In vier intensiven Blockveranstaltungen werden innerhalb einiger Monate sportliche wie pädagogische Skills erlernt und umgesetzt. So sollen Outdoortrainings alleinverantwortlich geplant und durchgeführt werden können. Auch die Programme Diplomierter Mountainbike-Guide oder Wander- und Schneeschuhführer werden angeboten.

. . . und Lawinengefahr

Der Alpenverein bietet mit dem Lehrgang Alpinpädagogik auch eine Weiterbildung an, die das Begleiten von Gruppen in alpiner Natur zum Thema hat. „Es ist keine Berufsausbildung, aber er ist in Österreich und Südtirol als beruflich qualifizierende Weiterbildung zertifiziert“, so Jürgen Einwanger, Leiter der Akademie. Konzipiert ist er für haupt- und ehrenamtlich in der Familien-, Kinder- und Jugendarbeit Tätige, die Interesse an Bewegung, Natursport und kreativem Gestalten haben. Als Vorbereitung für die Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen stehen drei Schwerpunkte zur Auswahl: Jugendarbeit, Inklusion sowie Kinder und Familie.

Eine wichtige Zielgruppe des Vereins sind die ganz Jungen. „Wir wollen unser Wissen vermitteln, unsere Überzeugung, ,Wenn ich rausgeh, wenn ich mich bewege, geht's mir gut“, so Einwanger. Natürlich müsse man auch vermitteln, wie man dabei Verantwortung übernehmen kann, Risken einschätzt und im Notfall agiert. Die seit 15 Jahren bestehen Trainings „Risk'n'Fun“ für Freerider und Kletterer vermitteln in mehreren intensiven Tagen Wissen zu Technik, Sicherheit und Psychologie auf dem Berg und sind für Jugendliche ab 16 Jahren konzipiert – „wobei wir den Jugendbegriff nicht so begrenzt sehen“, meint Einwanger. Heuer kommt ein Programm für zehn- bis 14-Jährige dazu, „die sich nach der Schule beim Lift treffen und durch Tiefschnee und über Wegerln versuchen, ins Tal zu kommen“.

Web:www.alpenverein.at

SKI- UND BERGFÜHRER

www.wifi.at, www.fh-ooe.atWer Ski- und Bergführer (zertifiziert nach IVBV, der internationalen Vereinigung der Bergführerverbände) werden möchte, muss ziemlich fit sein: Der erste Ausbildungsteil wird vom Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer durchgeführt. Dabei sind nach positiver Eignungsprüfung insgesamt acht themenspezifische Lehrgänge zu absolvieren, bevor man zum Anwärterprüfungskurs antreten kann. Wird dieser positiv absolviert, wird man von der Bundessportakademie Innsbruck in die anschließende staatliche Berg- und Skiführerausbildung aufgenommen, die rund ein Jahr dauert, bis man die staatliche Ausbildung zum IVBV-Bergführer in Österreich abgeschlossen hat. www.bergfuehrer.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2015)

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