Der virtuelle Campus wird Realität

Themenbild
Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

E-Learning. Seinen MBA am Laptop zu absolvieren ist inzwischen ebenso möglich wie zahlreiche Varianten des Lernens per Internet. Einige Beispiele und Trends.

In Kürze startet das Austrian Management Institut AIM einen neuen Studiengang, der gänzlich ohne Hörsaal auskommt: Die Studierenden des MBA-Lehrgangs in IT-Management nehmen dort am Unterricht teil, wo sie derzeit online gehen können. Die örtliche Unabhängigkeit wird durch die Kooperation mit WBS Training und dessen interaktiven Lernplattform LernNetz Live angeboten: „Die Zusammenarbeit ermöglicht Unterricht zu festen Terminen. Wie klassischer Präsenzunterricht, nur eben im virtuellen Hörsaal“, erklärt Daniela Schuster. Sie leitet AIM, ein Tochterunternehmen der Fachhochschule Burgenland.

Kamera an, Mikro an

Seit 20 Jahren ist für die Ferdinand-Porsche-Fern-FH E-Learning ihr täglich Brot. Die Studienrichtungen Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie sowie Aging Service Management werden großteils virtuell vermittelt: „Wir gehen auf die zeitlichen Möglichkeiten von Vielbeschäftigten ein und reduzieren unsere Studienangebote auf nur drei Präsenzphasen pro Semester. Auf die intensiven Kontaktphasen von jeweils zwei Tagen bereiten sich die Studierenden unter Begleitung von Lehrenden über einen virtuellen Campus vor“, erklärt Geschäftsführer Axel Jungwirth. Über die Jahre hat er festgestellt, dass sich die Erwartungen der Teilnehmer mit dem technischen Fortschritt verändern: „Wir beobachten einen Trend zum mobilen Endgerät als Lernhilfe, natürlich nur beschränkt. Denn die volle Leistungsfähigkeit unseres Online-Campus zeigt sich erst, wenn man vor dem Laptop sitzt, die Kamera und das Mikro an sind und eine vollwertige Teilhabe im virtuellen Classroom gegeben ist.“ Das klassische Buch oder Skriptum allerdings könnten sie nicht ganz ersetzen.

Zeit für das Lernen haben

Grundsätzlich wird auch der Bedarf an E-Learning-Studienformen immer größer, weiß Josef Reif, Leiter des Zentrums für Fernstudien an der Universität Linz: „Berufliche, aber auch familiäre und soziale Anforderungen und Verpflichtungen wachsen, damit wird das Potenzial ebenfalls für universitäres E-Learning beziehungsweise Fernstudien größer. Die Anzahl unserer österreichischen Fernstudierenden hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.“ In Zusammenarbeit mit der deutschen Fernuniversität in Hagen bietet das Zentrum neun Bachelor- und zwölf Masterstudiengänge an. Aktuell sind 3000 Studierende eingeschrieben und werden an sechs Studienorten in Bregenz, Linz, Rottenmann, Saalfelden, Villach und Wien betreut.

Auch die Tatsache, dass Fernstudierende ein großes Bedürfnis haben, ihre Lernzeit selbst zu organisieren, ist zu berücksichtigen: „Zeitmanagement spielt im postgradualen Bereich mit seinem spezifischen Mix aus Präsenz an der Hochschule und E-Learning eine wesentliche Rolle“, sagt Heinz Fischer, Leiter des Studiengangs Public Communication an der FH Joanneum. Er hat die Erfahrung gemacht, dass das Abbilden von Lernprozessen im Internet von den Studierenden als Selbstverständlichkeit akzeptiert wird. „Es wird sogar erwartet, dass Neue Medien eine große Rolle im Studium spielen. Anstatt Telefonnummern auszutauschen, unterstützen Studierende einander durch regelmäßigen Online-Kontakt und diskutieren die Möglichkeiten, wie sie mittels Social Media vernetzt bleiben können.“ Das ist auch deswegen von großem Vorteil, um motiviert und diszipliniert im Studium zu bleiben: bei E-Learning oft die größte Hürde, die es zu meistern gilt. Dass ausschließlich virtuelles Studieren die Zukunft sein wird, stellt man an der Donau-Universität Krems infrage: „Trotz steigender Mediennutzung erleben wir, dass gerade die Präsenzphasen zur Kompetenzentwicklung entscheidend sind“, erläutert Monika Kil, Vizerektorin für Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung. „Diese Rückmeldung erhalten wir auch von unseren Absolventen.“

Web:www.fh-burgenland.at,

www.donau-uni.ac.at,

www.fh-joanneum.at,

www.fernfh.ac.at, www.fernstudien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.