Aufholkurs zum Studium

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Themenbild(c) Clemens Fabry
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Studienberechtigung. Auch wer keine Matura hat, kann in rund einem Jahr die Zulassung zu einem Studium erlangen. Auf dem Arbeitsmarkt sind Spätzünder durchaus geschätzt.

Keine Matura, aber den Wunsch zu studieren? Dafür gibt es einige Möglichkeiten. Der schnellste und günstigste Weg – wenn man ein bestimmtes Studium oder eine Richtung im Blick hat – ist die Studienberechtigungsprüfung (SBP, für FH Studienbefähigungsprüfung). Anders als die Berufsreife- oder die Externistenreifeprüfung bietet sie aber keinen uneingeschränkten Zugang zu allen Hochschulen.

An der Universität Wien legten in den vergangenen Jahren durchschnittlich 150 Studierende pro Jahr die SBP ab. Von der Antragstellung bis zum Abschluss dauert es laut Uni-Wien-Sprecherin Cornelia Blum etwa ein Jahr. „Wichtig, um den Prozess gut durchlaufen zu können, ist eine Vorabinformation.“ An erster Stelle der auf diesem Weg angestrebten Studien steht an der Uni Wien das Fach Biologie, das allein die Hälfte aller SBP-Absolventen verzeichnet. An zweiter Stelle folgt das Diplomstudium der Rechtswissenschaften, an dritter das Bachelorstudium der Bildungswissenschaft.

Uni: Zugang zu Studiengruppen

Seit der Neuregelung der Studienberechtigungsprüfung im Jahr 2010 erwirbt man die Berechtigung nicht mehr nur für ein Studium, sondern für eine ganze Studienrichtungsgruppe. Ein Absolvent der SPB in Biologie kann beispielsweise auch zu jedem anderen Studium aus der naturwissenschaftlichen Gruppe 2 zugelassen werden, zu der Biologie, Chemie, Ernährungswissenschaften, Pharmazie sowie die jeweiligen Lehramtsstudien gehören.

Die Teilprüfungen, die man bestehen muss, um die Studienberechtigung zu erhalten, sind gesetzlich festgelegt: ein Aufsatz zu einem allgemeinen Thema, zwei oder drei Prüfungen in Pflichtfächern, die für das angestrebte Studium erforderlich sind, sowie eine oder zwei Prüfungen in einem Wahlfach aus dem Bereich des Studiums. Vorbereitungslehrgänge dafür werden entweder (kostenlos) von den Universitäten oder (kostenpflichtig) von Weiterbildungsinstituten wie den VHS angeboten.

Etwas anders ist der Zugang für Personen ohne Matura geregelt, wenn sie ein Studium an einer Fachhochschule ins Auge fassen. Auch an den FH gibt es Studienbefähigungslehrgänge, die zu einer Studienbefähigungsprüfung führen. Dieser Zugang ist grundsätzlich auf das angestrebte Bachelorstudium an der betreffenden FH eingeschränkt. „Ausschlaggebend sind die verschiedenen Anforderungen der Bachelorstudiengänge“, erklärt Andrea Kelz, Leiterin der Vorbereitungslehrgänge an der Fachhochschule Burgenland. „Wenn sich die Anforderungen bei einzelnen Studiengängen decken, kann man sich natürlich auch für einen anderen Studiengang an der FH bewerben.“ An der FH Burgenland wurde vor einem Jahr ein eigenes Zentrum für Vorbereitungslehrgänge auf dem Campus Pinkafeld gegründet. Die zweisemestrigen Lehrgänge, die in Pinkafeld Zusatzqualifikationslehrgänge genannt werden, sollen auf die Studienbefähigungsprüfung vorbereiten. Außerdem wird am Zentrum für Vorbereitungslehrgänge ein Bridging Program für internationale Studierende angeboten.

An der FH OÖ haben bisher bereits insgesamt rund 1000 Personen einen Studienbefähigungslehrgang absolviert. Der neue Lehrgangsleiter, Stefan Sunzenauer, sieht den bisherigen Modus als sehr bewährt an. Die Vorbereitung erfolgt in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik sowie – je nach angestrebter Fachrichtung – Physik (für ein technisches Studium), Business Englisch (für Wirtschaft) oder Geschichte und Politische Bildung (für soziale Studienrichtungen). Am Ende des Lehrgangs ist keine große Prüfung vorgesehen, den Lehrgang „nur zu besuchen“, sei allerdings zu wenig. „Es gibt über die zwei Semester verteilt viele Prüfungen. In Mathematik gibt es beispielsweise einen Modus mit Tests alle fünf Wochen und eine Schularbeit über den gesamten Semesterstoff jeweils am Ende. Das ist zwar etwas mehr Aufwand für uns, für die Teilnehmer ist es so aber einfacher, das für ein Studium an der FH OÖ nötige Niveau innerhalb eines Jahres zu erreichen.“

Gefragter Werdegang

Sunzenauer weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll Kollegen, die sowohl eine duale Ausbildung als auch ein Studium mitbringen, im Beruf sein können. Er würde sich wünschen, dass bei den „Karriere mit Lehre“-Initiativen stärker transportiert wird, „dass heute der Weg Lehre – Studienbefähigung – Studium vor allem in den technischen Bereichen nicht nur ein machbarer, sondern auch überaus gefragter Werdegang ist“.

Web:http://studienservice-lehrwesen. univie.ac.at/sbp

http://erwachsenenbildung.at

www.fh-burgenland.at

www.fh-ooe.at/studium-ohne-matura

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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