Vom Zahlenfuchs zum Ratgeber

Symbolbild Zahlen
Symbolbild Zahlen(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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Controlling. Internationalisierung und Wettbewerbsdruck verlangen nicht nur präzise Zahlen, sondern auch Analysen und umfassende Beurteilungen.

Die Rolle der Controller hat in den vergangenen Jahren einen grundlegenden Wandel erfahren. Während sie in der Vergangenheit in erster Linie als Zahlenfüchse wahrgenommen wurden, die Daten zur Verfügung stellen, ist ihre Position heute breiter und vielschichtiger geworden. „Die Entwicklung geht eindeutig hin zu einer intensiven Einbindung in die Entscheidungsprozesse eines Unternehmens“, sagt Heimo Losbichler, Vorsitzender des Management-Boards der International Group of Controlling (IGC), der den Controller als Sparringpartner des Managements versteht.

„Es geht darum, eine unabhängige Perspektive zu vertreten und über fachliche Kompetenzen, soziale Skills sowie ein grundsätzliches Verständnis für die jeweiligen geschäftlichen Zusammenhänge zu verfügen“, so Losbichler. Hinter der gestiegenen Bedeutung des Controllings stehe nicht zuletzt die zunehmende internationale Ausrichtung vieler Unternehmen und die damit einhergehende Komplexität. Nachsatz: „Manager können sich immer weniger auf ihr Bauchgefühl oder grobe Schätzungen verlassen, sondern brauchen präzise Steuerungsinformationen, um dem zunehmenden Wettbewerbsdruck begegnen zu können.“

Notwendige Fähigkeiten definiert

Laut Rita Niedermayr, Geschäftsführerin des Controller-Instituts und Mitglied des Management-Boards des IGC, hat eine tief greifende Auseinandersetzung mit der Frage, über welche Kompetenzen ein Controller heute verfügen muss, bislang nicht stattgefunden. Die Betonung liegt auf bislang, denn die IGC hat erst kürzlich ein Kompetenzmodell vorgestellt, das diese Lücke schließen soll und eine Reihe von erfolgskritischen Fähigkeiten definiert. Dazu gehören etwa ganzheitliches Denken, Impulse geben, Beurteilungsvermögen, Kundenorientierung/Dialogfähigkeit und analytische Fähigkeiten. „Die verschiedenen Rollenbilder überlappen sich zum Teil“, so Niedermayr, der konkrete Aufgabenbereich hänge vom jeweiligen Unternehmen ab.

„Mithilfe des Modells bekommen Controller, HR-Verantwortliche, Führungskräfte und Aus- und Weiterbildungsinstitutionen ein in der Praxis anwendbares Werkzeug zur Kompetenzentwicklung, -überprüfung, und -steuerung in die Hand“, so Niedermayr. Wie die Expertin erklärt, haben sich heute vier Rollenbilder herauskristallisiert: Der Info-Analyst würden vor allem mathematisch-statistische Skills voraussetzen. Zum Aufgabenbereich des „betriebswirtschaftlichen Gewissens“ zählten die klassischen Controllingtätigkeiten Planung und Reporting. Der Business-Partner müsse über Leadership-, Kommunikations- und Beratungsfähigkeiten verfügen. Die Rolle des Change-Managers setze wiederum Offenheit für Veränderung sowie Innovationsfreudigkeit voraus.

Lehrgänge und Spezialisierung

Einschlägige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es heute zur Genüge. Spezialisierte Lehrgänge werden etwa von einigen Fachhochschulen angeboten. „An den Universitäten wird kein rein auf Controlling fokussierter Zugang verfolgt“, sagt Losbichler, der das Bachelorstudium Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement der FH Oberösterreich leitet. Darin werde – neben fachlichen Fähigkeiten – auch Verhaltenstraining als wichtige Säule gesehen. Dabei gehe es um Konfliktmanagement, Gruppendynamik und Kommunikationsfähigkeit.

Auf dem Weiterbildungsmarkt geht es laut Experten weniger um die Basisausbildung, wie etwa die grundlegende Funktionsweise der Controller-Instrumente, sondern den effektiven Einsatz dieser Instrumente und einen höheren Wirkungsgrad der Controlling-Organisation beziehungsweise darum, das Verständnis für Gesamtzusammenhänge zu schärfen. Eine Reihe von einschlägigen Weiterbildungsmaßnahmen bietet etwa das Controller-Institut an, sowohl für Einzelpersonen, die ihre Skills stärken wollen, als auch in Form von Packages für Unternehmen.

Die WU Executive Academy bietet zwar keines eigenes Controlling-Studium an, das Thema wird aber mit verschiedenen Programmen abgedeckt, so die Dekanin Barbara Stöttinger. Das Modul Controlling gehört zum Grundgerüst des Professional MBA Programme. Darüber hinaus werde hier die Thematik – gemeinsam mit Accounting – in der Spezialisierung Finance behandelt. Laut Stöttinger nehmen an den Programmen der WU Executive Academy Spezialisten mit unterschiedlichem Background teil. So würden etwa Marketing- oder Sales-Manager auf Controller treffen. „Das hat den Vorteil, dass beispielsweise ein Controller lernt, wie er von den anderen Abteilungen wahrgenommen wird und was genau sie von ihm benötigen“, sagt Stöttinger. Aus diesem Lernumfeld würden sich wertvolle soziale Kompetenzen wie ganzheitliches Denken, Kommunikationsfähigkeit oder Bewusstsein für unterschiedliche Bedürfnisse ergeben.

AUF EINEN BLICK

Voraussetzungen: Für eine Tätigkeit im Controlling benötigt man neben fundiertem fachspezifischen Wissen auch soziale Kompetenzen, wie Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie grundsätzliches Verständnis für geschäftliche Zusammenhänge. Schließlich sind Controller heute verstärkt in die Entscheidungsprozesse eines Unternehmens eingebunden. Sie müssen die großen Zusammenhänge verstehen und quantifizieren können und Empfehlungen abgeben, die wiederum Basis für Führungsentscheidungen sind.

Aus- und Weiterbildungen:

www.controller-institut.at, www.campus02.at, www.executiveacademy.at, www.donau-uni.ac.at, www.fh-ooe.at, www.fhwn.ac.at, www.fhv.at,

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2015)

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