Ostasien: Eintauchen in das Reich der Mitte

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Fremd, groß und wichtig: China ist der viertgrößte Staat der Welt, Chinesisch die zweitwichtigste Sprache, auch im Internet. Ein Blick auf einschlägige Studienangebote in Österreich.

Wenn in Kürze das Jahr des Feuer-Affen anbricht und viele Chinesen das Neujahrsfest mit langem Urlaub, rituellen Verwandtschaftsbesuchen, Tanz- und Kampfkunst, Drachen und roten Laternen feiern, zeigt sich einmal mehr die Fremdheit dieser Kultur für das europäische Bewusstsein. „Wir meinen, dass es ohne fundierte Kenntnisse zu Geschichte, Politik, Recht und Ökonomie wenig sinnvoll ist, sich auf Dauer beruflich mit oder in China zu beschäftigen“, sagt Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Leiterin der Sinologie an der Uni Wien.

Sinologie. Gemessen an der Studierendenzahl – 850 – ist der Standort der größte im deutschsprachigen Raum. Er bietet einen Bachelor- und einen Master-Studiengang zu Geschichte und Gesellschaft, Literatur und Kultur sowie Politik, Recht und Ökonomie Chinas in der Gegenwart an. Es gebe nur wenige Standorte, die derart stark auf das moderne China konzentriert seien, sagt Weigelin-Schwiedrzik. Einzigartig sei die Möglichkeit einer Ausbildung zum Sprachlehrer im Rahmen des Masterstudiums, in der Forschung zähle sie zu den führenden Zentren Europas.

► IBW Chinesisch. Ebenso aktiv sind Wiens Sinologen, was Kooperationen mit anderen Disziplinen betrifft. So wurde mit der WU Wien ein gemeinsames Studium der Internationalen Betriebswirtschaft geschaffen (IBW Chinesisch). Studierende absolvieren zusätzlich zum Studium der BWL an der WU Chinesisch am Ostasien-Institut und nehmen an Lehrveranstaltungen teil, die sich mit Kultur, Politik und Geschichte Chinas beschäftigen. Eine rein auf den Sprachunterricht beschränkte Zusammenarbeit existiert mit der Wirtschaftswissenschaft der Uni Wien.

► Taiwan-Studien. Fächerübergreifend gearbeitet wird auch innerhalb des Instituts für Ostasienwissenschaften. So forschen etwa sowohl Japan- als auch Sinologen intensiv über chinesische und japanische Migration. Mit der Situation auf Taiwan sollen sich die Studierenden im Laufe des Studiums ebenfalls auseinandersetzen. Dazu wurde vor einigen Jahren ein Wiener Zentrum für Taiwan-Studien gegründet, das mit Unterstützung durch Drittmittel aus Taiwan betrieben wird. Regelmäßig finden Vortragsreihen, Workshops, Filmwochen und andere Veranstaltungen statt, die sich ebenso an die Öffentlichkeit wie an Studierende und Forschende wenden. Das Zentrum pflegt intensive Kontakte zur National Chengchi Universität in Taipeh und zur Chang Jung Universität im Süden Taiwans. Die Aktivitäten werden vielfältig finanziell unterstützt, auch durch den FWF. „Die Beschäftigung mit Taiwan ist für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Aufgrund ihrer geografischen und geopolitischen Situation betrachten wir die Insel als eine Kontaktzone, die durch die Einwirkungen unterschiedlichster Kulturen geprägt ist“, sagt Weigelin Schwiedrzik.

► Translation Chinesisch. Der Wiener Sinologie-Bachelor ist derzeit die einzige österreichische Ausbildung, in der die Grundlagen zum Übersetzer oder Dolmetscher der chinesischen Sprache erworben werden können. Denn am Zentrum für Translationswissenschaften der Uni Wien ist der Bachelor nicht mehr im Programm, dafür das neue Masterstudium Translation Chinesisch. „Die Erfahrung mit Chinesisch im Bachelor Transkulturelle Kommunikation hat gezeigt, dass es sehr schwer ist, Chinesisch und eine Fremdsprache neben Deutsch auf gleich gutem Niveau zu studieren“, sagt Programmleiterin Alexandra Krause. Die Einführung des neuen Masters ermögliche Absolventen der Sinologie oder anderen Studienbewerbern, ohne eine zweite Fremdsprache zu studieren. Zur Wahl stehen die Schwerpunkte Fachübersetzen und Sprachindustrie oder Übersetzen in Literatur – Medien – Kunst.

► Offene Chinesischkurse. Das Programm des China-Zentrums der Uni Salzburg besteht aus Sprachkursen, Sommerschulen, Konversationskurs und Vortragsreihe. Es steht Studierenden, Universitätsangehörigen und externen Besuchern offen. Man reagiere mit dem Zentrum auf den Wunsch nach Sprachkursen und auf das Interesse an der Kultur Chinas und seiner extrem schnellen Entwicklung, sagt Judith Suchanek, Leiterin des Zentrums. Das chinesische Neujahr wurde hier in diesem Jahr bereits festlich begangen, zusammen mit einem neuen Gastprofessor aus China, Kursteilnehmern, Austauschstudierenden und Universitätsangehörigen.

Studien und Zentren

Sinologie: sinologie.univie.ac.at

IBW Chinesisch: www.wu.ac.at

Translation Chinesisch: transvienna. univie.ac.at

► China-Zentrum Universität Salzburg: www.uni-salzburg.at/chz

► Konfuzius-Institut Universität Wien: www.konfuzius-institut.at

► Konfuzius-Institut Universität Graz: konfuzius-institut.uni-graz.at

► Vienna Center for Taiwan Studies: tsc.univie.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2016)

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