Gesundheitswesen braucht immer mehr Management

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Gesundheitsmanagement. Demografie, Technik und internationale Vernetzung bringen neue Herausforderungen.

Dass im Gesundheitswesen profunde Managementkenntnisse gefragt sind, liegt angesichts einer Vielzahl von Herausforderungen auf der Hand. Dazu zählen die demografische Entwicklung, der steigende Arbeits-, Zeit- und Kostendruck sowie die Vernetzung der Gesundheitssysteme auf europäischer Ebene. Aber die immer größer werdende Rolle von neuen Technologien wird die Verantwortlichen im Gesundheitswesen künftig zunehmend beschäftigen. Eine Reihe von einschlägigen Masterausbildungen der heimischen Fachhochschulen bereitet auf diese Herausforderungen vor.

„Wir sehen die Entwicklung, dass sich die Gesundheitssysteme in Europa immer stärker mit den Nachbarländern vernetzen“, sagt Siegfried Walch, Departmentleiter am Management Center Innsbruck (MCI). Dies stehe auch im Mittelpunkt des European Master in Health Economics and Management. Das zweijährige Studium wurde kürzlich nach einer dreijährigen Pilotphase offiziell vorgestellt. „Das Programm war von der Konzeption her recht anspruchsvoll, schließlich mussten die Hochschulgesetze von vier Ländern berücksichtigt werden“, so Walch. Tatsächlich wird der European Master in Health Economics and Management von insgesamt vier europäischen Hochschulen gemeinsam angeboten. Wie Walch erklärt, sei die Erasmus-Universität Rotterdam 2009 mit der Idee, ein gemeinsames Programm zu entwickeln, an das MCI herangetreten. Die zwei anderen Partner, die Universität Oslo sowie die Universität Bologna, wären 2010 beziehungsweise 2011 hinzugekommen. Wie ist das multinationale Studium aufgebaut? Im ersten Semester ist der Lehrplan – auf der Agenda stehen unter anderem Grundlagen der Gesundheitsökonomie, des Gesundheitssystems sowie des Managements – an allen Standorten derselbe. Die im zweiten und dritten Semester vorgesehenen Spezialisierungen können dann woanders absolviert werden.

Spezialisierung je nach Studienort

„Mindestens ein Standortwechsel ist vorgeschrieben“, so Walch. Wer sich etwa für die Vertiefung Global Health entscheide, könne im zweiten Semester nach Rotterdam und im dritten nach Bologna gehen. Bei Decision Making gehe die Reise zuerst nach Rotterdam und dann nach Innsbruck. Der Prozess der Masterthesis und der Masterprüfung sei zudem an allen vier Standorten aufeinander abgestimmt. Aufgrund der internationalen Abstimmung des Programms würden sich die Absolventen laut Walch für vielfältige Aufgaben im europäischen Gesundheitswesen eignen. „Wir wollen aber auch Personen aus anderen Ländern ansprechen, die das europäische Modell für andere Regionen nutzen möchten“, erklärt er. Offensichtlich sind diese Ambitionen von Erfolg gekrönt, was Anfragen aus Nordamerika, Indien, China sowie dem arabischen Raum bestätigen.

Groß geschrieben wird der Faktor Internationalität auch im Masterstudiengang Management von Gesundheitsunternehmen der Fachhochschule Krems. „Die Studierenden setzen sich bei uns neben dem regionalen und nationalen auch intensiv mit den Gesundheitswesen in anderen Ländern auseinander“, so der Studiengangsleiter Manfred Pferzinger.

Auch profitgetriebene Private im Fokus

„Ein Alleinstellungsmerkmal unserer Ausbildung ist, dass wir den Fokus nicht nur auf Non-Profit-Einrichtungen, sondern auch auf profitgetriebene private richten“, so Pferzinger weiter. Den Studierenden werde eine vertiefte Auseinandersetzung im Bereich strategisches Management und sozialdynamische Führungskompetenz geboten. Durch die Betrachtung der nationalen und internationalen Gesundheitsmärkte würden neue Markt- und Wettbewerbschancen sowie Möglichkeiten zu deren Nutzung aufgezeigt. „Nachdem im ersten Abschnitt viel Theorie auf dem Lehrplan steht, arbeiten wir im zweiten Abschnitt viel mit Fallstudien, die in Teamarbeit abgearbeitet werden“, erklärt der Studiengangsleiter. Einerseits handele es sich dabei um internationale Case Studies. Für den Fall, dass mit Partnerorganisationen oder -unternehmen zusammengearbeitet werde, gehe es allerdings auch um reale Fragestellungen.

Fallstudien und internationale Projekte, spielen im Masterstudium Management im Gesundheitswesen, das seit 2002 von der Fachhochschule Burgenland angeboten wird, ebenso eine wichtige Rolle. Ziel der Ausbildung sei es, Manager aus- und weiterzubilden, die wissenschaftlich fundiert neues Wissen generieren, kritisch reflektieren und in weiterer Folge damit innovative Lösungen für die Herausforderungen des Gesundheits- und Sozialwesens aufbereiten, wie der Studiengangsleiter Florian Schnabel erklärt. Die einzelnen Lehrveranstaltungen des viersemestrigen Studiums drehen sich um die Bereiche Public Health, Gesundheitssoziologie, Gesundheitsökonomie sowie strategisches Management.

Zu den potenziellen Arbeitgebern zählt Schnabel unter anderem stationäre und ambulante Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens, der öffentlichen Verwaltung, aber auch Betriebe mit Fokus auf Gesundheitstourismus sowie die Pharmaindustrie. Sogar in Unternehmen, die auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Gesundheit zu tun haben, wie etwa Produktionsbetrieben, kann er sich seine Absolventen gut vorstellen – etwa, um eine Gesundheitsabteilung aufzubauen. „Die betriebliche Gesundheitsförderung wird ein immer größeres Thema“, so Schnabel. Etliche Absolventen würden bereits während des Studiums Kontakte zu späteren Arbeitgebern knüpfen. „Wir arbeiten zu rund 60 Prozent mit externen Lektoren zusammen, die mitunter über das Masterstudium Personal rekrutieren“, sagt der Studiengangsleiter

INFORMATION

Studien zum Thema Gesundheitsmanagement:

MCI: Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement (BA), European Master in Health Economics and Management, International Health & Social Management (MA), www.mci.edu

FH Krems: Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen (BA), Management von Gesundheitsunternehmen (MA), www.fh-krems.ac.at

FH Kärnten: Gesundheits- und Pflegemanagement (BA), Gesundheitsmanagement (MA), www.fh-kaernten.at

FH Joanneum:Gesundheitsmanagement im Tourismus (BA, MA), Health Care and Hospital Management (MA), www.fh-joanneum.at

FH Burgenland:Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung (BA), Management im Gesundheitswesen (MA), Integriertes Versorgungsmanagement (MA), www.fh-burgenland.at

FH OÖ: Prozessmanagement Gesundheit (BA), www.fh-ooe.at

FH St. Pölten: Digital Healthcare (MA), www.fhstp.ac.at

Donau-Uni Krems:Gesundheitsmanagement, Public Health und Kommunikation, Management von Alten- und Pflegeheimen (MA), www.donau-uni.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2016)

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