Fundierte Finanzentscheidungen treffen

Finanzdaten richtig interpretieren zu können gehört zur Financial Literacy.
Finanzdaten richtig interpretieren zu können gehört zur Financial Literacy. www.bilderbox.com
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Die Zukunft der Aktienmärkte vorhersagen kann niemand. Wer mit Finanzierung zu tun hat, kann dennoch vom Wissen über Risiko, Bewertung und Bilanzanalyse profitieren. Ausbildungen gibt es für Profis und auch für Laien.

Aktien analysieren, Renditen berechnen, Risiko managen – wer auf den Finanzmärkten arbeitet, Finanzentscheidungen in Unternehmen treffen muss, oder seine eigenen Investitionen professionell managen will, muss in diesen Bereichen firm sein. Eine entsprechende Ausbildung ist der international genormte, dreijährige CFA-Lehrgang. CFA steht für Chartered Financial Analyst. „Es gibt viele MBA, aber nur einen CFA“, sagt Harald Holzer, Präsident der CFA Society Austria, die heuer ihr 15-jähriges Bestehen feiert und aktuell knapp 400 Mitglieder hat.

Um das Kürzel CFA führen zu dürfen, müssen verteilt auf (mindestens) drei Jahre drei Prüfungen bestanden werden, „Jedes Jahr ist eine sechsstündige Prüfung zu absolvieren“, erklärt Holzer. Arbeitssprache ist Englisch, die Prüfung ist auf der ganzen Welt einheitlich. „Im Schnitt sind es 300 Stunden Vorbereitungszeit für jeden Antritt“, sagt Holzer. Eine Herausforderung für die Kandidaten, die zumeist aus dem Portfoliomanagement kommen, ist das Selbststudium, in dem sie sich auf die Fragen zu Bilanzanalyse, Risikomessung oder Aktienbewertung vorbereiten müssen. Die Drop-out-Rate ist sehr hoch „Nur jeder Fünfte, der die Ausbildung beginnt, beendet sie auch“, so Holzer. Um das Lernen zu erleichtern, gibt es seit einigen Jahren eine Kooperation mit dem Controller-Institut, das eigene Vorbereitungskurse für alle drei Levels anbietet. Um CFA-Kandidat zu werden ist ein abgeschlossenes Studium oder entsprechende Berufserfahrung Voraussetzung.

Neu organisiert wurde vor einiger Zeit der europäisch ausgerichtete Cefa-Lehrgang. Cefa (Certified EFFAS Financial Analyst) dürfen sich diejenigen nennen, die sich intensiv mit Financial Accounting, Corporate Governance und dem europäischen Rechtsrahmen für Finanzmärkte befasst haben. Den Abschluss bildet eine schriftliche Prüfung, die sich über zwei Tage erstreckt.

Der Grundkurs des Lehrgangs wird gemeinsam von ÖVFA (Österreichische Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management), VÖIG (Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften), BWG (Österreichische Bankwissenschaftliche Gesellschaft) und ÖPWZ (Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum) angeboten.

Spezialisierungen möglich

Nachdem in zwei Wochen Grundlagenwissen über Kapitalmärkte, Aktienanalyse und Risikomanagements vermittelt werden, stehen drei weiterführende Optionen zur Verfügung: die Ausbildung zum Certified-Risk-Manager (CRM), die zum Certified-Portfolio-Manager (CPM) und schließlich die in zwei weiteren Teilen zu absolvierende Ausbildung zum Cefa. „Früher haben klassischerweise Kollegen aus den Bereichen Research, Brokerage oder Trading den Cefa absolviert, inzwischen hat sich die Zielgruppe auch in Richtung Investor-Relations-Mitarbeiter, Private Banker oder Mitarbeiter von Behörden verlagert“, sagt Paul Severin, Mitglied des Vorstandes der ÖVFA.

„Mittlerweile gibt es auch einen Aufbaulehrgang für den Cefa, für diejenigen, die den CPM bereits absolviert haben“, so Severin. Und egal, ob Cefa oder CFA – jedenfalls ermöglicht eine über die Grenzen Österreichs hinaus anerkannte Ausbildung den Zugang zur internationalen Finanz-Community. Die EFFAS, der Dachverband europäischer Analystengesellschaften, lädt beispielsweise heuer im Juli zur Summer School nach Madrid ein, wobei die Regulation der Finanzmärkte, Fintechs oder die künftigen Anforderungen an Investment Professionels thematisiert werden. Aber auch lokal organisieren CFA und ÖVFA Mitgliederveranstaltungen, wobei laut Severin „aktuelle politische oder marktrelevante Themen“ diskutiert werden.

Financial Literacy für alle

Zahlreiche Lehrgänge und Kurse werden auch von der Wiener oder der Deutschen Börse angeboten. Die Deutsche-Börse-Academy startet im Herbst wieder den zweistufigen Intensivkurs Capital Markets and Portfolio Management. Stufe I umfasst zwölf Tage. Nach bestandener Prüfung darf man sich „Berater für Kapitalmarktprodukte“ nennen. In Stufe II werden über 17 Tage hindurch Portfoliomanagement-Inhalte vermittelt und nach Bearbeitung von Case Studies und bestandener Prüfung sind die Absolventen Qualified Portfolio Manager. Optionsstrategien, Behavioural Finance, Ethik oder Performancemessung sind einige Inhalte des Curriculums. Die Unterrichtsblöcke finden von Donnerstag bis Samstag statt. An der Wiener-Börse-Akademie gibt es ein neues Seminar: Strategische Asset Allocation. Hier stehen finanz- und verhaltenswissenschaftliche Erkenntnissen im Fokus, die zur Konstruktion und Steuerung von Portfolios verwendet werden sollen, die unterschiedliche Anlagekategorien (z. B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe) kombinieren. „Fundierte Kenntnisse zum Kapitalmarkt werden hierbei vorausgesetzt“, sagt Julia Resch, Pressesprecherin der Börse Wien. Bei den Seminaren der Wiener-Börse-Academy, die in Zusammenarbeit mit dem Wifi abgehalten werden, sind aber nicht nur Experten willkommen. „In Seminaren für Einsteiger wie das ,1 x 1 der Wertpapiere‘ werden Grundlagen vermittelt“, erklärt Resch. „Financial Literacy“ heißt das Schlagwort, wenn es darum geht, jedermann mit den Grundlagen der Kapitalmärkte vertraut zu machen.

("undefined", Print-Ausgabe, 26.03.2016)

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