Zurück ins Arbeitsleben

Wie können Mitarbeiter trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung wieder an den Arbeitsplatz gebracht werden? Das ist auch Thema spezifischer Ausbildungen.
Wie können Mitarbeiter trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung wieder an den Arbeitsplatz gebracht werden? Das ist auch Thema spezifischer Ausbildungen.Clemens Fabry
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Integration. Chronisch oder schwer erkrankten Menschen die Möglichkeit zu geben, ihrem Potenzial entsprechend wieder zu arbeiten, wird staatlicherseits verstärkt gefördert. Lehrgänge zeigen passende Konzepte dafür auf.

„Reintegration vor Pension“ lautet die Devise, die beim sogenannten Pensionsgipfel Ende Februar ausgegeben wurde. Gemeint sind Maßnahmen, um Menschen, die krankheitsbedingt aus dem Erwerbsprozess gerissen wurden, Mut und Möglichkeit zum Wiedereinstieg in das Arbeitsleben zu geben, wenn dies – zumindest in Teilzeit – möglich ist.

Noch bis zum Sommer soll ein Begutachtungsentwurf ausgearbeitet werden, der zahlreiche Möglichkeiten zur Diskussion stellt: Frühe Intervention bereits nach einigen Wochen Krankenstand durch Gespräche über künftige Perspektiven, Beschäftigung auf dem zweiten Arbeitsmarkt, Teilkrankenstand für Personen, die nicht voll belastbar, aber prinzipiell arbeitsfähig sind, finanzielle Förderung für Unternehmen mit Wiedereingliederungsmanagement und -screening sowie Coaching betroffener Mitarbeiter.

„Arbeitsfähigkeit erhalten und wiederherstellen gewinnt in Betrieben und Organisationen zunehmend an Bedeutung“, sagt Irene Kloimüller, Pionierin betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Medizinerin und Psychotherapeutin hat die Idee in Österreich durch zahlreiche Projekte, Programme und Publikationen vorangetrieben. „Stabilität der Belegschaften, Innovationskraft und Produktivität sollen angesichts der demografischen Entwicklung erhalten bleiben. So wird es wahrscheinlicher, dass mehr ältere Mitarbeiter und gesundheitlich Belastete im Arbeitsprozess sind.“

Universitätslehrgang.

Kloimüller ist auch mitverantwortlich für den Universitätslehrgang der Med-Uni Wien Arbeitsfähigkeits- und Eingliederungsmanagement – Förderung, Erhaltung bis Wiederherstellung von Arbeitsfähigkeit. Der viersemestrige Lehrgang wurde vor eineinhalb Jahren von Jasminka Godnic-Cvar, der damals einzigen Universitätsprofessorin Österreichs für Arbeitsmedizin, etabliert. Er richtet sich primär an Personen, die in Unternehmen für die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitern zuständig sind, wie Personalverantwortliche oder Betriebsräte, aber auch an medizinische Fachkräfte wie Arbeitsmediziner und Arbeitspsychologen. Interessant könnte er auch für niedergelassene Ärzte sein, um die rasche Rückkehr von Patienten in den Arbeitsprozess besser begleiten zu können. „Weder Krankheit noch gesundheitliche Beschwerden und schon gar nicht Alter ist ein Ausschließungsgrund für produktives Arbeiten. Im Lehrgang werden Modelle gezeigt, wie eine nachhaltige Integration gelingen kann.“

FH-Studiengänge.

Auch an den Fachhochschulen gibt es Aus- und Weiterbildung zum Thema. Etwa den Bachelor Arbeitsgestaltung und HR-Management des BFI Wien, der kürzlich einem grundlegenden Relaunch unterzogen wurde. „Dabei wurde der Schwerpunkt New World of Work neu in das Curriculum aufgenommen“, so Alois Böhm. Er leitet neben dem Bachelor- auch das aufbauende Masterstudium Strategic HR Management in Europe. Hier steht nicht mehr Arbeitsgestaltung im Mittelpunkt, sondern die strategischen und internationalen Aspekte des Human-Ressources-Managements. „Das Masterstudium SHRM wird vollständig in englischer Sprache unterrichtet und ist sehr international besetzt“, sagt der Studiengangsleiter. Im Masterstudium stammten in den vergangenen beiden Jahren weniger als die Hälfte der Studierenden aus Österreich. Letztes Jahr sei ein Drittel der Masterstudierenden aus außereuropäischen Staaten gekommen.

BBRZ-Lehrgang.

Am Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ), einem Partner der Pensionsversicherung, wird das Programm ProzessmanagerIn Berufliche Rehabilitation angeboten. Es richtet sich an Mitarbeiter von Einrichtungen der Beruflichen Rehabilitation und der öffentlichen Hand (Mitarbeiter etwa der Sozialversicherungsträger, des AMS oder BSB), die mit Kunden oder Klienten in Fragen der Reintegration arbeiten. Das Programm wird vom Reha College des BBRZ durchgeführt und besteht aus einem achttägigen Grundlagenmodul sowie Spezialisierungen ebenfalls im Ausmaß von acht Tagen, die aus den Bereichen Case Management, Leistungsdiagnostik und Reha-Planung, Innovative Lehr- und Lernmethoden in der Sozial- und Berufspädagogik oder Berufskunde und Outplacement gewählt werden können.

Die Rezertifizierung erfolgt jeweils nach drei Jahren durch den Nachweis einerseits von Weiterbildung und anderseits von praktischer Tätigkeit im Bereich der Beruflichen Rehabilitation.

WEITERBILDUNG

Masterlehrgang Arbeitsfähigkeits- und Eingliederungsmanagement, Medizinische Universität Wien.
www.meduniwien.ac.at

Bachelor Arbeitsgestaltung und HR-Management (BA) und Master Strategic HR Management in Europe (MA), FH des BFI Wien.
www.fh-vie.ac.at

Zertifizierter Lehrgang ProzessmanagerIn Berufliche Rehabilitation, BBRZ Österreich, Reha College.
www.bbrz.at

(Print-Ausgabe, 02.04.2016)

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