Hoch hinaus in der Luftfahrt

Luftfahrt
Luftfahrt(c) Clemens Fabry
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Selbst am Steuer sitzen, ein Flugzeug konstruieren oder den Flugbetrieb managen – rund um das Thema Fliegen finden sich zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Pilotenausbildungen werden von zahlreichen Flugschulen angeboten. Wer seine Flugleidenschaft auch beruflich ausleben will, kann sich etwa an der Aviation Academy auf dem Wiener Flughafen zum Linienpiloten ausbilden lassen. Über das Bundesheer läuft der Weg zum Militärpiloten.

Auf professionellen Einsatz ausgelegte Ausbildungen bietet auch AeronautX auf dem Airport Linz. Die Flugschule bietet seit rund 20 Jahren Interessenten die Möglichkeit, eine Laufbahn als Berufspilot einzuschlagen. Neben der modularen Linienpilotenausbildung wird die Multi-Crew Pilot Licence (MPL) geboten. „Der wesentliche Unterschied zur herkömmlichen Ausbildung besteht in der intensiven Nutzung von Simulatoren und in der Fokussierung auf die im kommerziellen Umfeld wichtige Arbeit in einem Zweimanncockpit. Weltweit gibt es nur ein Dutzend Ausbildungsorganisationen, die dieses Trainingskonzept anbieten dürfen“, sagt Jörg Oberhofer, Geschäftsführer von AeronautX.

Luftfahrt studieren

Darüber hinaus ist AeronautX eine von lediglich vier Flugschulen in Europa, die im Rahmen eines Verkehrspilotenstudiums, das über das Erau-Europa-Büro in Berlin koordiniert wird, seinen Teilnehmern einen akademischen Abschluss anbieten kann. Erau steht für Embry Riddle Aeronautical University. Dahinter steckt die in Florida beheimatete, nach eigenen Angaben älteste Luftfahrtuniversität der Welt. Das Studium kann parallel zur Pilotenausbildung oder auch später im Lauf der Karriere begonnen, fortgeführt und abgeschlossen werden. In Kooperation mit Austria Metall System Technik (Amst) hat AeronautX ein Upset-Prevention-and-Recovery-Training (UPR-Training) im Programm. Darin werden ungewollte Flugzustände und das richtige Verhalten in Ausnahmesituationen in einem modernen Simulator durchexerziert.

Luftfahrt in der gesamten Breite – von den Fluggeräten über den Flugbetrieb bis hin zum Management – findet sich im Studium an der FH Joanneum in Graz. „Unser studentisches Team Joanneum Aeronautics entwirft und baut Fluggeräte und nimmt mit diesen an internationalen Wettbewerben teil, etwa beim renommierten Design-Build-Fly-Contest der AIAA in den USA“, sagt Institutsleiter Holger Flühr. Das Studium Luftfahrt/Avionik an der FH Joanneum hat mehrere Spezialisierungen.

Im Praktikum Pilot werden

Unter anderem bietet die Vertiefungsrichtung „Pilot/-in“ im dritten Studienjahr ein erweitertes Berufspraktikum, in dessen Rahmen bei einer Fluglinie oder Flugschule die Linienpilotenausbildung absolviert werden kann. Nach dem Bachelor Luftfahrt/Avionik bietet sich neben dem gleichlautenden Master an der FH Joanneum auch das Masterstudium Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt an, bei dem der Schwerpunkt auf der Technik liegt.

Mehr auf wirtschaftliche Aspekte ausgerichtet ist der für Herbst geplante Masterlehrgang Luftverkehrsmanagement an der FH Joanneum. Der neue Master richtet sich speziell auch an Piloten und andere Professionals aus der Luftfahrtbranche.

Eine ähnliche Zielgruppe hat auch die Donau-Universität Krems im Visier. Seit 15 Jahren werden dort die beiden MBA-Programme „Certified Aviation Management Program“ und „Danube Professional MBA Aviation“ angeboten. „Das englischsprachige Professional-MBA-Aviation-Management-Curriculum umfasst alle zentralen Bereiche der Luftfahrt“, sagt Lehrgangsleiterin Doris Burger. „Und es findet ein Wissenstransfer durch internationale Manager mit langjähriger branchenspezifischer Berufserfahrung statt.“

Stufenweise zum MBA

Studierende des Certified-Programms können mit den General-Management-Modulen fortfahren und so stufenweise den MBA-Abschluss erreichen. „Das Programm zielt auf branchenerfahrene Manager der internationalen Luftfahrt ab, die auf eine Führungsposition vorbereitet werden oder ihre erfahrungsbasierten Management- und Führungskenntnisse vertiefen und erweitern möchten“, erklärt Burger. Im internationalen Alumni-Netzwerk bleiben die Absolventen in Kontakt. Wie etwa Christian Albrecht, heute Vice President Operations Logistics bei Etihad Airways in Abu Dhabi. Er nahm am ersten MBA-Aviation-Lehrgang an der Donau Uni teil. „Die Absolvierung vertiefte und erweiterte meine beruflichen Erfahrungen als junger geforderter Airline-Manager“, so Albrecht. Auf dem Campus Krems finden sich auch Corporate-Programme für Luftfahrtunternehmen. „Das sind Weiterbildungsprogramme, die zum Beispiel speziell auf Piloten zugeschnitten sein können, je nach Bedarf auch an die gewünschte weiterführende Qualifizierung des Unternehmens“, so Burger.

Unfallvermeidung

Einem eher unliebsamen Thema widmet sich das Studium Unfallforschung Luftfahrt, das 2014 erstmals an der TU Graz in Zusammenarbeit mit dem Vehicle Safety Institute (VSI) angeboten wurde. Im Sommer startet der nächste Durchgang des Masterprogramms „Traffic Accident Research – Aviation Safety“. Der wissenschaftliche Leiter des Lehrgangs und VSI-Leiter, Hermann Steffan, erklärt: „Nachdem das Masterprogramm Traffic Accident Research sehr erfolgreich etabliert werden konnte, wurden wir von Spezialisten aus der Luftfahrt angesprochen, ob wir einen ähnlichen Lehrgang auch für die Luftfahrt anbieten könnten.“ Absolventen lernen alle Arten von Flugunfällen zu rekonstruieren, um aus Untersuchungsergebnissen präventive Verbesserungsmaßnahmen zu erarbeiten. „Entscheidend ist, das Sicherheitsbewusstsein bei allen Personen, die mit Aviation zu tun haben, zu schärfen“, sagt der VSI-Leiter. „Ziel ist, dass die Mitarbeiter auch eigene Ideen entwickeln und beim Monitoring einbringen.“

Wer auf dem Boden bleiben will und dennoch bereit ist, große Verantwortung für die Sicherheit des Flugverkehrs zu übernehmen, kann eine Fluglotsenausbildung bei der Austro Control in Angriff nehmen. Voraussetzungen sind gutes Sehvermögen und räumliches Denken, Stressresistenz sowie Teamfähigkeit.

Web:www.donau-uni.ac.at,

www.fh-joanneum.at, www.vsi.tugraz.at, www.aeronautx.at, www.fhwn.ac.at/aero,

KOSTEN

www.austrocontrol.atFür die Ausbildung zum Linienpiloten muss man mit zwischen 60.000 bis 80.000 € rechnen. Die Weiterbildungskurse: „Certified Aviation Management Program“ kostet 10.900 €, „Danube Professional MBA Aviation“ 22.900 €, „Security and Safety Management“ 14.700 €, „Traffic Accident Research – Aviation Safety“ 16.500 €. Für die Bachelor- und Masterstudien „Aviation“ fallen lediglich ÖH-Gebühren an, der Masterlehrgang „Luftverkehrsmanagement“ kostet ca. 16.000 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2016)

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