Basiswissen für das eigene Business

Start und Ziel
Start und Ziel(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Businessplan. Von der ersten Geschäftsidee zum florierenden Unternehmen ist es ein langer Weg. Hilfestellungen bieten Seminare und Beratungsinitiativen.

Auf einmal ist sie da: Die zündende Idee, mit welchem Produkt oder Service der lang gehegte Traum von der Selbstständigkeit möglich scheint. Aber wie das Produkt verkaufen? Wie die Produktion finanzieren? Und überhaupt: Ein eigenes Büro oder Geschäft wäre fein.

Wer vorhat, ein Unternehmen zu gründen, muss auf viele Dinge achten, sich mit Fragen beschäftigen, die mitunter unangenehm sind, und vor allem wissen, wo seine Defizite sind. „In welchen Bereichen liegen meine Stärken, wofür sollte ich mir Partner suchen?“, so formuliert es Andrea Czerny, Leiterin Wifi Excellence in Tirol. Die Wirtschaftskammer bietet österreichweit kostenlose Gründerworkshops an, in denen die ersten Basics auf der Tagesordnung stehen. Infos über Rechtsformen, Gewerberecht, Steuern, gewerbliche Sozialversicherung oder Förderungsmöglichkeiten werden bei diesen Vorträgen oder Workshops thematisiert. Am Wifi Tirol gibt es darüber hinaus auch die Möglichkeit, im Rahmen des Kurses „Sicher gründen!“ mit Experten den eigenen Businessplan zu erstellen. „In drei Schritten wird aus einer Idee ein kompletter Businessplan“, erklärt Czerny.

Begonnen wird damit, die Geschäftsidee möglichst kompakt auf einer halben Seite zu formulieren. „Schrittweise kommen dann Marktrecherche, die Definition der Zielgruppe, eine grobe Formulierung der Prozesse und die Abschätzung des Finanzierungsbedarfs dazu“, sagt Czerny. Ist der Businessplan fertig, so wird er vor einer kleinen Fachjury präsentiert. „Dabei erhalten die Teilnehmer Feedback zu ihrer Idee und Präsentation.“ Im Rahmen des Seminars werden die Teilnehmer auch für ein Bankgespräch gecoacht. „Experten verraten, auf welche Aspekte die Bankberater besonders achten, und welche Aussagen nicht so gut ankommen“, berichtet Czerny.

Im Gespräch mit der Bank

Ein Bankberater, der viele Gespräche mit Gründern führt, ist Roland Gehbauer, Leiter des Gründungscenters der Erste Bank. „Diejenigen, die zu uns kommen, haben zumeist schon ein Konzept, oft auch schon einen Businessplan“, erklärt Gehbauer. Und die meisten haben auch schon Planzahlen, was Umsatz und Gewinn betrifft – oft zu hohe. „Viele der geplanten Umsätze und Gewinne treffen nicht ein“, sagt Gehbauer. Die Erwartungshaltung sei oft zu hoch, die euphorischen Gründer kommen oft nicht auf die Idee, dass sie mit Gegenwind rechnen müssen. „Es gilt dann, gemeinsam die Planzahlen zu hinterfragen“, erläutert Gehbauer. „Manche haben den Markt zu wenig beobachtet, manchmal wollen die Freunde, die Aufträge zugesagt haben, dann alles günstiger“ – die Liste der potenziellen Probleme ist lang. „Aber das heißt nicht, dass man nicht erfolgreich gründen kann“, betont Gehbauer. Es zahle sich aber aus, im Vorhinein zu überlegen, wie man eventuell das Produkt weiterentwickeln kann, wenn es nicht gleich so läuft wie erwartet, oder welche Services und Extras zusätzlich geboten werden können. Einmal jährlich veranstaltet die Erste Bank die Gründer-Akademie, bei der Gründer aus ganz Österreich sich drei Tage lang mit Strategie, Planung und Verkauf beschäftigen. Die einzelnen Gründungsideen, Finanzplanung, Marketing oder Rechnungslegung sind einige der Themen.

Dass die Gründer bei diesen Seminaren miteinander ins Gespräch kommen, ist Teil des Programms, Gehbauer betont, wie auch Czerny vom Wifi, dass die Fragen aus der Gruppe dem einzelnen Unternehmer sehr weiterhelfen können. Wenn etwa unverblümt gefragt wird: „Wer soll dir das denn zu dem Preis abkaufen?“, oder Erfahrungen geteilt werden. Bei der Gründer-Akademie der Erste Bank gibt es zumeist auch Kamingespräche mit Experten der Wirtschaftskammer, Rechtsanwälten oder Steuerberatern.

Wer in Wien ein Unternehmen gründen will, kann das Gründungscoaching der Wirtschaftsagentur in Anspruch nehmen. „Das Face-2-Face-Gründungscoaching unterstützt bei individuellen Fragestellungen rund um den unternehmerischen Alltag und wird in 15 Sprachen angeboten“, heißt es bei der Wirtschaftsagentur. Das Angebot richtet sich an Start-ups, Gründer und Jungunternehmer, Ein-Personen-Unternehmen und Kleinstunternehmer in der Gründungsphase bis zu maximal drei Jahren nach der Gründung.

Mehrsprachiges Angebot

Im Rahmen der „Academy“ gibt es bei der Wirtschaftsagentur auch ein breites, ebenfalls mehrsprachiges Seminarangebot: von „Deutsch als Wirtschaftssprache“ über „Steuern und Abgaben“ bis hin zu „How to finance growth“. Auch beim BFI kann man sich das Rüstzeug für eine möglichst erfolgreiche Unternehmensgründung holen. „Erste Schritte in Richtung Selbstständigkeit“ oder „Selbstständig: So managen Sie Ihre Rechnungen einfach und effizient“ sind zwei Beispiele für die Themen der angebotenen Seminare.

Knapp 40.000Unternehmen wurden in Österreich im Jahr 2015 gegründet – über 40 Prozent in der Sparte Gewerbe und Handwerk. Nach drei Jahren existieren noch acht von zehn Unternehmen, nach fünf Jahren sind 68Prozent aktiv. Bei der Wirtschaftskammer wird betont, dass nicht alle Unternehmen, die nicht mehr existieren, in die Insolvenz geschlittert sind, sondern die Statistik auch jene enthält, die ihre Gewerbeberechtigung freiwillig zurückgelegt oder das Unternehmen verkauft, verpachtet, vererbt oder verschenkt haben. Es soll ja vorkommen, dass die Selbstständigkeit ihrem Namen gerecht wird: Dass man selbst und ständig arbeitet – und dazu muss man als Gründer bereit sein.

SEMINARE, KURSE, EVENTS

• Wirtschaftskammer: www.gruenderservice.at

• Wifi: www.wifi.at

Wifi Tirol: tirol.wifi.at/gruenden

• BFI: www.bfi.at

• Wirtschaftsagentur Wien: www.wirtschaftsagentur.at

• Gründercenter der Erste Bank (Gründerakademie): www.gruender.at

• Businessplan-Wettbewerb, Expertenfeedback zum eigenen Businessplan: www.i2b.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2016)

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