Sommerakademien: Zeit für neue Perspektiven

Diskutieren und sich gegenseitig inspirieren macht den Reiz einer Sommerakademie wie jener der bildenden Künste in Salzburg aus.
Diskutieren und sich gegenseitig inspirieren macht den Reiz einer Sommerakademie wie jener der bildenden Künste in Salzburg aus. Internationale Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg/Isabella Hager
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Statt Sonne, Strand und Seeluft entdecken so manche in der Ferienzeit kreative Räume für sich.

Studierende künstlerischer Fächer nützen die unterrichtfreie Zeit seit jeher, um – meist in einer neuen und in die Natur eingebetteten Umgebung – zusätzliche Impulse für ihre kreative Entwicklung zu sammeln“, sagt Johannes Meissl, künstlerischer Leiter der Internationalen Sommerakademie (ISA), die von der Universität für Musik und darstellender Kunst alljährlich veranstaltet wird. Ort des Get-together ist die Semmering- und Rax-Region, „über ein halbes Jahrhundert lang der sommerliche Treffpunkt einer europaweit tätigen künstlerischen und geistigen Elite“.

Die Sommerakademie bietet Meisterkurse für Instrumentalisten und Komponisten aus aller Welt, parallel zu den zweiwöchigen Meisterkursen gibt es Workshops, Vorträge und Coachings. Professoren der „Darstellenden“ sowie von führenden Universitäten Europas und Amerikas treffen hier zusammen. Auch Opernsänger sind willkommen. Die entsprechenden Meisterkurse sind mit der Produktion von Mozarts „Don Giovanni“ und dem vierten internationalen Otto-Edelmann-Gesangswettbewerb verbunden.

Das Aufnahmeverfahren ist anspruchsvoll. „Hohes künstlerisches Niveau ist Voraussetzung für die Teilnahme. Deshalb ist die Empfehlung eines renommierten Professors oder einer anerkannten Persönlichkeit des internationalen Musiklebens für die Meisterkurse erforderlich“, erläutert Meissl. Höhepunkt der 18 Tage dauernden Sommerakademie ist eine Kooperation mit dem Thalhof – der Salon 5 an der Rax. Sie zeigt am 21. August ein innovatives Format aus Musik und Schauspiel, eine neue und spannende Interaktionsform des Dramatischen.

(Fast) jeder kann teilnehmen

In der südoststeirischen Thermenregion, in Halbenrain, findet seit 2002 im Kornspeicher des dortigen Schlosses die Sommerakademie Hortus Niger statt. Auf buchstäblich nährreichem Boden werden bis September insgesamt 21 Kurse in bildender Kunst angeboten. Im Gegensatz zur ISA kann hier jeder teilnehmen, professionelle Künstler ebenso wie Studierende oder Anfänger.

Ähnlich bei der internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg, die 1953 von Oskar Kokoschka als Schule des Sehens auf der Festung Hohensalzburg gegründet wurde und als die älteste ihrer Art in Europa gilt. Pro Jahr besuchen rund 300 Teilnehmende aus über 50 Staaten die Kurse: „Alle können sich bewerben, die Lehrenden entscheiden über die Aufnahme. Es werden jedoch nur wenige nicht genommen.“ Aktuell gibt es beispielsweise noch Restplätze für einen Kurs von Tex Rubinowitz, der Malerei und Zeichnung unter dem Titel „Hommage“ unterrichten wird sowie für Comiczeichen-Workshop mit Nicolas Wild. „Unsere Arbeitsweltwird immer stressiger und daher das Bedürfnis nach Kreativität in der Freizeit immer größer. Viele Menschen merken, dass sich mit Kunst zu beschäftigen ganz neue Welten und Perspektiven eröffnet“, so die Direktorin Hildegund Amanshauser. Das Motto heuer: „Globale Akademie?“

Ebenfalls in Salzburg veranstaltet die Universität Mozarteum heuer wieder ihre Sommerakademie. Auch sie hat, gegründet 1916, eine lange Geschichte und bietet im Jubiläumsjahr über 90 Kurse für 800 bis 1000 Musikstudierende aus aller Welt an. Dass die Sommerakademie des Mozarteums eine der größten und renommiertesten Institutionen ihrer Art ist, liegt laut Akademieleiter Wolfgang Holzmair auch an der Jahreszeit: „Es ist eine Zeit, in der die Studierenden den Kopf frei haben, um neue Impulse aufzunehmen, neue Ideen zu entwickeln. Dazu kommt das einzigartige Zusammenspiel in Salzburg von Landschaft, Kultur, Sommer, Festspielen und Mozart.“ Einzige Aufnahmebedingung ist ein aussagekräftiges Video bei der Online-Anmeldung oder am ersten Tag. Als besonderes Highlight findet die Uraufführung des von Georg Friedrich Haas vertonten „Das kleine Ich-bin-ich“ am 21. Juli statt.

Einen Kontrapunkt zu Ausbildungsstätten für bildende Kunst, Musik und Theater wie Fachhochschulen und Kunstakademien zu bilden und dabei fokussiert zu sein – das will die Tiroler Art Didacta in Innsbruck. Gegründet wurde das Fortbildungsprogramm vor 38 Jahren vom Bildhauer Siegfried Parth, der auch heuer eine Klasse für plastisches, figurales, abstraktes und freies Gestalten im Klein- und Großformat anleiten wird. Die internationale Sommerakademie für bildende Kunst und Theater endet mit einer gemeinsamen Ausstellung der Teilnehmer.

(Print-Ausgabe, 16.07.2016)

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