Inneres Team, äußere Wirkung

Kommunikation
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Kommunikation. Einander Infos, Ideen und Meinungen zukommen zu lassen gehört zum Um und Auf jeder Geschäftsbeziehung. Was man in Zeiten von Social Media besonders beachten sollte.

Vllt können Sie ja verstehen, was ich Ihnen im mom zu vermitteln versuche. Wahrsch aber eher nicht, wenn Ihnen die Chat Speech kein Begriff ist.“ Solches „Steno 4.0“ lässt mittlerweile aus vielen SMS und E-Mails grüßen, auch im Büro. Ein Fortschritt? Oder tunlichst zu vermeiden? „Kommunikation ist durch die sozialen Medien schneller, öffentlicher und damit oberflächlicher und unverbindlicher geworden. Ein Nebeneffekt ist das Entstehen einer eigenen Kürzel-Sprache, die für Nichtinsider oft nicht zu verstehen ist“, erklärt Andrea Köck, Leiterin der Wifi-Rhetorikakademien. Und „diese Art findet sich zunehmend in der gesprochenen Sprache. Gerade jüngere Menschen haben oft Schwierigkeiten, sich gut zu artikulieren und komplexere Inhalte nachvollziehbar zu präsentieren“. Vor allem aber vermittelt die flapsige Art für viele mangelnde Wertschätzung und Sorgfalt – vor allem in einem Kulturkreis, in dem Rechtschreibkenntnisse vielen quasi als kombinierter Charakter- und Intelligenzbeweis gelten.

Freundliche Begegnung

Doch mit angemessener Business-Sprache ist es noch lang nicht getan. „Gelungene Kommunikation ist mehr als nur ein gegenseitiger Austausch auf der Ebene der Worte, sondern geht auch auf die Beziehungs- und damit auf die Gefühlsebene“, so die Trainerin. Missverständnisse häufen sich daher besonders, wenn Körpersprache, Mimik, Gestikulation und Modulation fehlen – also per E-Mail oder auch per Telefon. Gleichzeitig wird aber das Bedürfnis nach Wertschätzung immer größer. „Auch bei höher werdender Kommunikationsgeschwindigkeit, im virtuellen Schriftverkehr, bleibt der Wunsch, dass die persönliche Note erhalten bleibe. Das funktioniert aber oft nicht“, sagt Kommunikationspsychologin Ursula Inéz Krebs. Schnelligkeit und Schlampigkeit in der Artikulation würden oft als Respektlosigkeit wahrgenommen. Für sie stehen gelungene Gespräche auf verschiedenen Säulen: Neben der Fähigkeit zur Reflexion sollte man sein „inneres Team“ kennen – die Facetten seiner Persönlichkeit. Man sollte sich also vor Entscheidungen oder vor wichtigen Gesprächen oder E-Mails anschauen, „wer vom inneren Team ganz vorn steht und wen man hervorlocken könnte“, erklärt Krebs. Wer das könne, wirke besser aufgestellt und authentischer.

Dass Gespräche einfach nicht klappen wollen, erfährt auch Caroline Klade immer wieder in ihren Führungskräftetrainings: „Von Führungskräften und Mitarbeitern wird dies als das zentrale Problem bezeichnet, aus dem Konflikte, Missverständnisse und Schwierigkeiten entstehen.“

Aktives Zuhören

Die Leiterin der Wiener Kommunikationsakademie plädiert deshalb für das aktive Zuhören als wesentlichen Bestandteil einer wertschätzenden Gesprächsführung. Viele Menschen seien von Kind an konditioniert, darauf zu warten und zu hoffen, dass der Partner, die Familie, die Freunde oder Berufskollegen Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen erkennen und entsprechend reagieren. „Aus dieser konditionierten Erwartungshaltung heraus entstehen natürlich Gefühle der Enttäuschung, der persönlichen Gekränktheit.“ Oft führe das dann zu Aggressivität, Schuldzuweisungen und Streit. Es brauche mehr denn je „Einfühlungsvermögen, eine klare, verständliche und damit zuhörerfreundliche Sprache und ein Maß an sozialer Kompetenz.“

Dass eine gelungene Gesprächsführung sowohl Zuhören, als auch aufrichtiges Ausdrücken erfordert, erklärt Kommunikationstrainerin Brigitte Puhr: „Beides haben viele von uns in einer Welt von Schnelllebigkeit, Zeitdruck, Multitasking und Dauerstress schlichtweg verlernt.“ Ihrer Ansicht nach brauche es Entschleunigung, die zu einer „Rückbesinnung auf unsere grundlegenden Bedürfnisse nach Verbundenheit, Kooperation und gelingende soziale Interaktion“ führe. Doch woher die Zeit und Muße nehmen? Indem man sich auf eines besinne, statt alles gleichzeitig erledigen zu wollen. In ihren Seminaren ist Puhr oft damit konfrontiert, dass Menschen Antworten, Ratschläge und Lösungen bereits im Kopf haben, während der andere noch spricht. „Auch die Schuld an Ärger und Enttäuschung werden schnell an das Gegenüber delegiert, was ebenfalls zu gestörter Kommunikation führen kann.“ Deshalb versucht Puhr, den Teilnehmern die Bedeutung des inneren Raums bewusst zu machen, denn „wertschätzende Kommunikation ist für mich vorrangig eine Haltung, in der ich zu der Ruhe und Gelassenheit gelange, die es mir ermöglicht, meinem Gegenüber zuzuhören, und in der es mir gelingt, mit mir selbst in echter Verbindung zu sein, um mich aufrichtig auszudrücken.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2016)

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