Viele Stipendientöpfe für das Studentenleben?

Stressfreieres Studium: erfolgreiche Stipendienbewerbung.
Stressfreieres Studium: erfolgreiche Stipendienbewerbung.(c) Bilderbox
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Die öffentliche Hand sowie zahlreiche Institutionen, Private und auch Unternehmen greifen Studierenden finanziell unter die Arme. Für die unterschiedlichsten Zwecke, aus diversen Gründen.

Land der Stipendien – auch das ist Österreich. Mehr als 1200 Einträge über Stipendien und Förderungen auf institutioneller, Gemeinde-, Landes-, Bundes-, EU- und internationaler Ebene sowie diverser privater Fördergeber wie Stiftungen und Unternehmen finden sich auf grants.at, nach eigenen Angaben Österreichs größte Online-Datenbank für Stipendien und Forschungsförderung. „Es gibt tatsächlich eine Unmenge an Stipendien für Studierende“, sagt Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS). Größter Geldgeber ist der Staat, der im Vorjahr rund 183 Millionen Euro dafür aufgewendet hat. Finanziert wurden damit zum einen Studienbeihilfen, zum anderen auch Selbsterhalter- sowie Studienabschlussstipendien, die Berufstätigen den Gang zur (Fach-)Hochschule oder den Abschluss des Studiums erleichtern sollen. Aber auch Auslandsbeihilfen, die einen kurzzeitigen Aufenthalt außerhalb Österreichs sowie Mobilitätsstipendien, die heimischen Studierenden ein Studium im Ausland ermöglichen, werden aus diesem Topf bezahlt. Voraussetzungen für diese Stipendien sind vor allem soziale Förderungswürdigkeit und ein gewisser, vom Gesetzgeber „günstig“ genannter, Studienerfolg.

Geld für Leistung

Für exzellente Leistungen stellt der Bund weitere 9,6 Millionen Euro zur Verfügung. Diese werden jährlich in Form von Leistungs- und Förderungsstipendien von den einzelnen Hochschulen vergeben, die auch die Kriterien festlegen. Zusätzlich gibt es Förderungsstipendien für aufwendige wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten. Sie werden jeweils im Sommer- und Wintersemester ausgeschrieben. Neben einem Kosten- und Finanzierungsplan muss ein Gutachten einer Lehrperson bescheinigen, dass die Arbeit wegen der bisherigen Studienleistungen überdurchschnittliche Qualitätsaussichten hat. Doch nicht nur der Bund unterstützt Studierende: Auch Bundesländer und Gemeinden stellen dafür Mittel zur Verfügung, sei es als Teil- oder Vollstipendium oder als Zuschuss. So etwa unterstützen das Burgenland und Vorarlberg Studierende, die sich aufgrund von Studienzwecken im Ausland aufhalten, auch Leistungsstipendien werden von manchen Bundesländern vergeben.

Eine indirekte Entlastung für Budgets der Studierenden sind Studentenheime. „Das gewinnt angesichts steigender Wohnungspreise immer mehr an Bedeutung“, erklärt Unger. Finanziert werden die Heime von den Ländern sowie Institutionen wie den Kirchen, Gewerkschaften oder der Österreichischen Jungarbeiterbewegung.

Bei Letzterer ist mit Huawei auch ein internationales Unternehmen mit an Bord: Der Telekommunikationskonzern finanziert drei Wohnplätze.

So manches Unternehmen greift Studierenden anders unter die Arme: OMV etwa vergibt ein Leistungsstipendium für den Master Petroleum Engineering und Frauenstipendien für Technikstudien. Die Sanofi-aventis-Stiftung wiederum hat der Med-Uni Graz für 9000 Euro für die Auszeichnung besonderer wissenschaftlicher Leistungen zur Verfügung gestellt. Und auch „Die Presse“, die Steiermärkische Sparkasse, Miba, Exxon Mobil und viele andere schreiben regelmäßig Stipendien aus. „Einer der Hauptgründe für Unternehmen, sich im Bereich Aus- und Weiterbildung zu engagieren, ist die Suche nach qualifizierten Fachkräften“, sagt Belinda Hödl, Referentin für Hochschulpolitik in der WKO. Das spiegle sich häufig in den Voraussetzungen wider.

Firmen geben nicht nur Geld

Immerhin 0,5 Prozent der Studierenden und 1,2 Prozent der Doktoranden erhalten laut Unger von dieser Seite Unterstützung. Allerdings kommen Betriebe Studenten nicht nur monetär entgegen: „Oft werden berufsbegleitend Studierende durch flexible Arbeitszeiten unterstützt“, weiß Hödl. Nicht zu vergessen sei das Bereitstellen von Daten und Ressourcen. „Die Bereitschaft zur Unterstützung von Studenten ist groß“, sagt auch Kurt Schmid vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW).

Die Palette der Fördergeber reicht aber noch weiter. Auch Institutionen wie Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Akademie der Wissenschaften, EU und die Fulbright-Kommission (für Aufenthalte in den USA) vergeben Stipendien. Weiters gibt es für Härtefälle Sondertöpfe, etwa bei der ÖH. Wobei: „Das wichtigste Förderinstrument ist die Familienbeihilfe“, sagt Unger. Rund 44 Prozent der Studierenden beziehungsweise deren Eltern kommen in deren Genuss. Staatliche Studienbeihilfe beziehen 12,4 Prozent, 7,3 ein Selbsterhalterstipendium und 0,2 ein Studienabschlussstipendium.

LINKS

Infos zu Stipendien (Auswahl)
www.stipendium.at
www.grants.at
www.european-funding-guide.eu
www.fullbright.at
www.omv.at
www.oejab.at/huawei-stipendium
www.diepresse.com/stipendium

Zudem vergeben die einzelnen Bundesländer sowie Interessenvertretungen wie Wirtschaftskammer, AK oder IV eine Reihe spezifischer Stipendien.

(Print-Ausgabe, 08.10.2016)

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