Mehr Auswahl bei medizinischen Studien

Bunte Tabletten und Medikamente
Bunte Tabletten und Medikamente(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Gesundheit. Das körperliche und geistige Wohlbefinden steht im Mittelpunkt verschiedener neuer Studienangebote. Dabei sind die Privatuniversitäten ebenso auf dem Vormarsch wie Kooperationen mit etablierten medizinischen Fakultäten.

Das Angebot an Studien in Medizin und verwandten Fächern wächst stetig. Bereits vor zwei Jahren wurde die Medizinische Fakultät der Johannes-Kepler-Universität (JKU) ins Leben gerufen. Man wolle nicht nur den ärztlichen Nachwuchs für Oberösterreich sichern, sondern auch punkto Forschungskompetenz über Österreich hinaus einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme bieten, hieß es anlässlich der Eröffnung. Damals nahmen 60 Studenten ihr Humanmedizin-Studium auf. Zwei Jahre später zieht man an der JKU zufrieden Bilanz: Vor wenigen Wochen sei bereits der dritte Jahrgang gestartet – „mit bereits doppelt so vielen Studierenden wie in den vergangenen beiden Jahren“, wie Rektor Meinhard Lukas hinzufügt.

Zu Beginn des neuen Studienjahres ist auch der erste Jahrgang an die JKU zurückgekehrt. Der Hintergrund: Wer einen Studienplatz für das Bachelorstudium Humanmedizin ergattert, absolviert die ersten vier Semester an der Medizinischen Universität Graz. Ab dem fünften Semester geht es an die JKU, wo der klinische Teil des insgesamt sechs Semester dauernden Studiums stattfindet, sowie das gesamte anschließende Masterstudium. Die Aufteilung der Studierenden im aktuellen Jahrgang zeigt, dass man es in Linz ernst meint mit dem Vorhaben, den ärztlichen Nachwuchs für Oberösterreich zu sichern: Von den 90 für Österreicher reservierten Studienplätzen gingen 76 an Bewerber aus Oberösterreich.

Der vor allem in ländlichen Gebieten bestehende Ärztemangel wird nach Ansicht von Experten in Zukunft zu einer Verlagerung medizinischer Tätigkeiten führen.

Entlastung von Ärzten durch Apotheker

„Apotheker und Pharmazeuten werden zunehmend zu einem integralen Bestandteil im Gesundheitswesen“, sagt Thomas Veitschegger, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes. Auch internationale Entwicklungen zeigen einen Trend hin zum Pharmazeuten als gleichberechtigtem Heilberuf. Vor diesem Hintergrund hat man sich an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg entschlossen, ab dem Wintersemester 2017/18 ein Pharmaziestudium „nach nationalen Bedürfnissen und internationalen Maßstäben“ anzubieten. Im Curriculum des Bachelor- und Masterstudiums werden unter anderem die Aspekte der klinischen Pharmazie sowie der Verknüpfung pharmazeutischer Theorie und Praxis berücksichtigt. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Vermittlung von Sozial-, Kommunikations-, Methoden- und Selbstkompetenz als auch ethisch-moralischer Kompetenz sowie von gesundheitsökonomischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Ziel ist weiters zum einen ein hoher Praxisbezug, zum anderen die Gleichberechtigung der Ausbildung für die verschiedenen pharmazeutischen Tätigkeitsfelder, heißt es seitens der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Das spiegle sich vor allem in Praktika gegen Ende des Studiums wider, die in allen möglichen beruflichen Betätigungsfeldern angesetzt sind.

Hervorragende berufliche Perspektiven verspricht ein neuer Studienzweig, der vom Management Center Innsbruck (MCI) gemeinsam mit der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) entwickelt wurde. Das sechs Semester dauernde Bachelorstudium Medizintechnik ging kürzlich erstmals an den Start und verbindet medizinisches Know-how mit den Technologien von Mechatronik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationsverarbeitung. Damit soll der Entwicklung Rechnung getragen werden, dass die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen zunehmend komplexer technischer Kompetenzen bedarf.

Anfragen aus der Industrie als Auslöser

Wie Michael Kraxner, Leiter der F&E und des Technologietransfers am MCI, erklärt, sei ein Auslöser für die Entwicklung gewesen, dass am MCI in den vergangenen Jahren vermehrt Anfragen für F&E-Leistungen zu medizintechnischen Fragestellungen seitens der Industrie eingegangen seien. „Wir haben zwar einige Themen abgearbeitet, hatten aber auf Grund der hohen Nachfrage nicht genügend fachspezifisches Personal, um allen nachzukommen“, sagt er. Auch auf dem Markt war die entsprechende Expertise nicht ausreichend verfügbar. „Eine von uns durchgeführte Bedarfs- und Akzeptanzanalyse hat dann bestätigt, dass ein einschlägiges Studium viel Potenzial hätte“, so Kraxner. Dieses ist zwar ein Vollzeitstudium, aber so organisiert, dass eine Nebentätigkeit möglich ist. Die technischen Inhalte steuert das MCI-Department Mechatronik bei, die Vermittlung der medizinischen Kompetenzen sowie die Expertise aus der Anwendung bringt die MUI ein. „Für die speziellen Anwendungen aus der Medizintechnik haben wir wiederum Experten aus der Industrie geholt“, so Kraxner.

In gewisser Weise am anderen Ende des Spektrums der Einflussfaktoren menschlichen Wohlbefindens setzt das Psychologiestudium an. Ein solches wird ab Sommersemester 2017 auch an der Karl-Landsteiner-Privatuniversität angeboten. Das Bachelorstudium Psychologie ist am Bologna-Modell ausgerichtet und erfüllt die Vorgaben des österreichischen Psychologengesetzes 2013. Das Studium vermittelt laut Anbieter Basiskenntnisse in allen wichtigen Teilgebieten der Psychologie sowie auf diesem theoretischen Fundament psychologische Handlungskompetenzen und Schlüsselqualifikationen zur Betreuung von Menschen. Zudem arbeiten die Studierenden im Zuge des Studiums in Selbsterfahrungs- und Gruppendynamikseminaren umfassend an ihrer Persönlichkeitsentwicklung und erlernen einen professionellen Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch an der Landsteiner-Privatuniversität betont man die hohe Praxisorientierung sowie kleinen Unterrichtsgruppen und die klinische Ausrichtung des Studiums. Onlinebewerbungen sind seit dieser Woche möglich, am 26. November findet ein Informationstag statt.

Web:www.jku.at, www.pmu.ac.at,

www.mci.edu, www..kl.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2016)

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