Gesetzbuch hat immer mehr Kapitel

Suche nach Recht - search for justice
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Die Komplexität rechtlicher Materien verlangt zunehmend nach Spezialisierung. Das Jahr 2017 wartet dementsprechend mit neuen juristischen Studienangeboten auf.

Die Notwendigkeit für Juristen, sich Spezialwissen anzueignen, ist in vielen Bereichen zwingend und liegt etwa im Wirtschaftsrecht auf der Hand. Sie ergibt sich dort aus der zunehmenden Vielfalt unternehmerischer Tätigkeit, aber auch aus der Globalisierung und der ständig steigenden Zahl europäischer und nationaler Rechtsquellen. Österreichs Universitäten reagieren auf diesen Umstand mit einer Verstärkung des Angebots für Juristen im wirtschaftlichen Bereich.

Master in Betriebswirtschaft

So wurde am Juridicum der Universität Wien gerade die Möglichkeit geschaffen, Absolventen des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften zum Masterstudium der Betriebswirtschaft (BWL) oder der Internationalen Betriebswirtschaft (IBWL) zuzulassen. Voraussetzungen sind das Absolvieren eines sogenannten Wahlfachkorbs im Ausmaß von 18 ECTS-Punkten. Dazu gehören verpflichtend Vorlesungen aus Statistik oder Quantitative Methoden der Betriebswirtschaft, wahlweise außerdem Lehrveranstaltungen aus Marketing, Finanzwirtschaft, Kostenrechnung, Unternehmensführung oder anderen Fächern sowie Englischkenntnisse auf C1-Niveau.
Der im laufenden Studienjahr eingeführte Wahlfachkorb ermöglicht Jusstudierenden somit, relativ rasch und ohne Bachelorstudium einen zusätzlichen Mastergrad in BWL zu erlangen. Paul Oberhammer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, sieht dies als gerechtfertigt an. „Es müssen im Studium ohnehin etliche Lehrveranstaltungen aus wirtschaftlichen oder finanzwissenschaftlichen Fächern absolviert werden.“ Der Wahlfachkorb für Juristen reiche daher durchaus aus, um den Unterschied zum BWL-Bachelor wettzumachen. Das parallele Masterstudium sei engagierten Rechtsstudierenden durchaus zuzutrauen.
Speziell auf die tägliche Praxis international tätiger Wirtschaftskanzleien und Rechtsabteilungen ausgelegt ist der im Oktober 2017 startende rein englischsprachige Lehrgang zum LL.M. (Master of Laws) der Donau-Universität Krems. Im Vergleich zu bisherigen LL.M.-Lehrgängen bietet das Kremser Studium ein Novum: Etwa ein Drittel wird im Blended-Learning-Modus absolviert, ein Drittel in Krems und ein weiteres Drittel in Olmütz, das eine der traditionsreichsten Jus-Fakultäten Tschechiens beherbergt.

Kooperation mit Tschechien

Diese Kooperation einer österreichischen und einer tschechischen Universität sei einzigartig, sagt Universitätsprofessor Thomas Ratka, Leiter des Departments für Rechtswissenschaft und Internationale Beziehungen der Donau-Universität. Der (für Juristen) zweisemestrige Lehrgang bringe besonders Teilnehmern, die beruflich mit Tschechien zu tun haben oder künftig dort tätig sein möchten, einen Startvorteil, da „Lawyering“ in beiden Ländern gelehrt werde. „Ein Fokus liegt auf dem Heranführen an den juristischen Kanzleialltag in Tschechien und Österreich.“ Das modular aufgebaute Programm gehe auch auf andere Rechtsordnungen sowie internationale Streitbeilegungsmechanismen ein. Laut Ratka wendet sich der Lehrgang an eine internationale Studierendenschaft, insbesondere an Studierende im CEE-Raum.
Ebenfalls im Oktober wird an der Donau-Universität Krems auch ein Lehrgang starten, der den gestiegenen Anforderungen an Aufsichtsräte und den diesbezüglich verschärften Haftungsbestimmungen Rechnung trägt.

Recht und Ethik im Aufsichtsrat

Das einsemestrige Certified Program (CP) „Aufsichtsrat – Advisory Board“ wendet sich an Aufsichtsratsmitglieder und Personen, die eine solche Tätigkeit planen. Es besteht aus vier Wochenendmodulen und setzt neben der Vermittlung rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Kenntnisse einen Schwerpunkt auch auf ethische Grundsätze der Unternehmensführung.

Immobilienrecht

Komplizierter werdende rechtliche Regelwerke finden sich auch in der Immobilienwirtschaft. Am Postgraduate Center der Universität Wien startete daher im Herbst 2016 ein neues postgraduales Masterprogramm für Wohn- und Immobilienrecht. Der Universitätslehrgang wird sowohl als LL.M. (Master of Laws) für Absolventen der Rechtswissenschaften als auch als MLS (Master of Legal Studies) für Absolventen wirtschaftlicher oder technischer Studienrichtungen angeboten. Bei beiden Varianten kann zwischen einem zweisemestrigen Vollzeitstudium und einem viersemestrigen berufsbegleitenden Format gewählt werden.
Die Bandbreite der Inhalte reicht vom Miet- und Wohnungseigentumsrecht über das Makler-, Bau- und Nachbarrecht bis hin zum Steuer- und Gebührenrecht. Ergänzend dazu sind betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie die Regeln der Immobilienbewertung Teil des Lehrplans.

Web:

www.juridicum.univie.ac.at
www.donau-uni.ac.at/de/studium/eurolaw
www.postgraduatecenter.at/immorecht

Auf Einen Blick

Die Verrechtlichung vieler Lebensbereiche sowie die Internationalisierung der Wirtschaft stellen auch Juristen vor neue Herausforderungen, die mittels Zusatzausbildungen gemeistert werden können. Neben einem Lehrgang im Immobilienrecht sind auch internationales Wirtschaftsrecht sowie die Jus-Praxis in Tschechien Thema dieser Weiterbildungen. Zudem können Jusstudenten an der Uni Wien gleichzeitig einen BWL-Master machen.

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