Digitale Kompetenzen als Erfolgsfaktor

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Schule(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Trend Digitalisierung. Wie verankert man IT-Wissen im Bildungssystem? Dieser Frage widmeten sich Experten im Rahmen des ITK-Konvents der Internetoffensive Österreich.

Politische Prozesse sind langsam – aber manchmal kann es auch schnell gehen“, sagt Rainer Kalkbrener, Vorstand der Internetoffensive Österreich (IOÖ) beim von dem Interessensverband organisierten IKT-Konvent 2017. Kalkbrener bezieht sich dabei auf die Einführung des Masterstudiums Data Studies an der Donau-Uni Krems, die binnen eines Jahres gelungen ist. Treiber für die rasche Umsetzung war die starke Nachfrage seitens der Wirtschaft.
Diesem Bedarf ist man bei der IOÖ in Form einer Firmenbefragung nachgegangen. Grundlage für die Zuordnung zwischen Kompetenzen und offenen Stellen waren die 23 definierten Jobprofile des European E-Competence Framework. Die 200 befragten Unternehmen aller Größenordnungen vermeldeten nur mäßige Probleme im Segment Service & Betrieb, zu dem etwa der Systemadministrator gehört. Angeführt wird die Liste der IT-Professionen mit Personalmangel von Developern und Data Scientists. Hier kann im Schnitt nur etwa jede zweite freie Stelle besetzt werden – wobei bei kleineren Firmen Developer, bei großen Data Scientists auf Platz eins stehen. Diese Profile wären an den Hotspots als Bindeglied zwischen Business und IT und Transformation der IT angesiedelt, und in Zukunft noch stärker nachgefragt, erklärt Kalkbrener.
Ein Best-Practice-Modell, wie aktuelle IT-Inhalte rasch an die Uni gebracht werden können, präsentierte Alfred Taudes von der WU Wien. Auch hier geht es um Data Science, implementiert als Spezialisierung im Bachelorstudium, ein Postgraduate-Lehrgang ist ebenfalls geplant. „Das Uni-System erlaubt schon viele Innovationen“, sagt Taudes. Wichtig sei, den Bedarf rechtzeitig zu erkennen und auf frühe Signale zu reagieren. Dazu seien Praktiker in der Lehre und Forschungskooperationen mit der Wirtschaft hilfreich. Weiters brauche man qualifiziertes Lehrpersonal, wobei Taudes für junge Professoren als Innovationsbringer plädiert. Und schließlich müssen Studenten motiviert werden, was im Fall von Data Science gut gelungen sei. Notwendig, um Innovationen umzusetzen, ist laut Taudes ein „Machtsystem“, sprich Geld und Entscheidungskompetenz.

Hochschule 4.0

Die „Hochschule 4.0“ allgemein skizzierte Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Pichl betont, dass die digitale Hochschule nicht nur in den IT-Fächern stattfinden darf. Laut dem Experten nutzen die heimischen Unis bereits digitale Möglichkeiten. „Wir sind keine Vorreiter, aber stehen gut da.“ Seiner Ansicht nach wären bei Bildungsinnovationen fünf Punkte entscheidend: Zum einen die Strategie, wobei Pichl auf die Digitale Roadmap der Bundesregierung verweist. Zudem betont er neben der Infrastruktur den Stellenwert von Kooperationen und dem notwendigen Change Management. Last but not least müsse es ein Bewusstsein auf allen Ebenen geben, wobei Pichl besonders die zweite Führungsebene an den Unis im Auge hat.
Zum Ausbau einschlägiger Studiengänge merkt er an, dass es ein Ost-West-Gefälle gibt: Während etwa die TU Wien überlaufen ist, beklagen (Fach-)Hochschulen in anderen Bundesländern einen Mangel an Interessenten. Dennoch werden seiner Einschätzung nach die 100 Millionen Euro für FH projektierte Mittel auch zusätzliche ITK-Studiengänge bringen. Auf eingangs erwähnte Studie Bezug nehmend wünscht sich der Experte eine stärkere Differenzierung der Jobprofile nach Abschlussniveau (HTL/FH/Uni). Bei diesem Thema sprach Kalkbrener später von einer „Dreifaltigkeit“, die wegen der guten Spezialisierung sinnvoll sei. Auch Taudes lobt die gute Abstimmung der jeweiligen Profile.
Nicht nur auf die IT-Studien bezieht sich Pichls Idee eines allgemeinen „IT-Propädeutikums“ zu Beginn jedes Studiums. Pichl ortet nämlich einen „System-Gap“ und meint damit, dass in der Schule oft keine ausreichenden IT-Vorkenntnisse vermittelt werden.

Knackpunkt Lehrerfortbildung

Die Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Schule war ebenfalls zentrales Thema auf dem ITK-Konvent. Diese soll nach einhelliger Meinung der einschlägigen Experten nicht primär in einem weiteren Gegenstand, sondern als Querschnittsmaterie in den verschiedensten Fächern geschehen. Bei einer Befragung des anwesenden Fachpublikums orteten drei Viertel die größten Herausforderungen an den Schulen in der mangelnden IT-Ausbildung der Lehrer, gefolgt von fehlender Verankerung des Themas in den Lehrplänen. IT-Infrastruktur an den Schulen oder Motivation der Schüler erschienen nur wenigen problematisch.

IKT-KONVENT 2017

Die Internetoffensive Österreich, die Interessenvertretung aller Stakeholder im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), veranstaltet am Mittwoch den alljährlichen IKT-Konvent, zu dem sich in der Aula der Wissenschaften in Wien rund 600 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik einfanden. Schwerpunktthemen waren heuer 5G-Mobilfunk, digitale Wirtschaft sowie Bildung und digitale Kompetenzen.

www.internetoffensive.at/it-konvent

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