Der Kreativität Räume geben

Abstrakter Hintergrund
Abstrakter Hintergrund(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
  • Drucken

Gestalten schon im Studium: Drei herausragende Projekte, entworfen an drei verschiedenen Hochschultypen.

Gute Architektur wird immer zwei Prämissen gerecht: Funktionalität einerseits und Ästhetik andererseits. Dies zeigen auch Architekturprojekte von Studierenden, egal, ob sie an einer klassisch-technischen, einer künstlerisch oder einer praktisch ausgerichteten Hochschule betrieben werden.

Die Architekturfakultät der Universität Innsbruck, die in diesem Jahr vom italienischen Fachmagazin „Domus“ unter die 50 besten europäischen Architekturschulen gereiht wurde, ist bekannt für innovative und experimentelle Projekte.

Internationale Beachtung

Ein Erfolgsbeispiel ist aktuell das Studierendenprojekt „bilding – ein Gebäude, das, von Bachelorstudierenden gebaut, in Österreich bereits mehrfach preisgekrönt und im größten Architekturwebmagazin der Welt, ArchDaily, publiziert wurde. In dem Pavillon, am Rande des Innsbrucker Rapoldiparks steht, sollen Kinder und Jugendliche dabei gefördert werden, ihre Fähigkeiten in Kunst und Kultur weiterzuentwickeln. „Nichts am Gebäude verrät, dass es ein Studentenprojekt ist“, sagt Bart Lootsma, Leiter des Instituts für Architekturtheorie. „Es präsentiert sich elegant, zeitgemäß, zurückhaltend, aber selbstbewusst, und profitiert optimal von der Lage im Grünen.“ Das Gebäude sei auch für den Mies van der Rohe Award nominiert worden, den wichtigsten europäischen Architekturpreis.

Energie-Design

Nach neuen Wegen der Stadterweiterung sucht man derzeit im Architekturstudium der Angewandten. Das Projekt „Energizing Vienna“ thematisiert die Herausforderungen, die durch das starke Bevölkerungswachstum speziell in Wien entstehen. In einem sogenannten Crossover-Studio der Abteilung Energie-Design und des Urban Strategies Research Laboratory entwickeln Studierende Visionen, wie die Stadt ressourcenschonend wachsen kann. In diesem Semester lautet das Thema „Vienna Urban Ecologies“. Dabei wird es um die technologischen Veränderungen gehen, die die Informationsrevolution mit sich bringt. „Sie werden den städtischen Raum in seiner derzeitigen Funktion als Begegnungsort und Ort des kulturellen Austauschs verändern und, wenn wir nicht aufpassen, sogar verschwinden lassen. Das Studio versucht, mittels architektonischer Interventionen das Vakuum auszufüllen“, sagt Architekt Bernhard Sommer, der das Fach Energie-Design an der Kunstuniversität aufgebaut hat.

„Wir sehen das Berücksichtigen der Energieaspekte als ureigenste architektonische Aufgabe“, sagt Sommer. „Diesen Anspruch, bereits bei den allerersten Konzepten über Energie in ihren verschiedenen Formen nachzudenken, müssen wir eigentlich mit jeder Generation Studierender erneut erarbeiten.“

Pavillon für Dubai 2020

Auf ein besonderes Projekt kann auch die Fachhochschule Joanneum verweisen. Architekturabsolvent Thomas Grundner schloss im Vorjahr sein Masterstudium mit dem Entwurf eines Österreich-Pavillons für die Expo 2020 in Dubai ab (Bild links).

Mit im Team war seine Partnerin Sonya Ivanova, die damals – ebenfalls an der FH Joanneum – Ausstellungsdesign studierte. Die fächerübergreifende Zusammenarbeit sieht Grundner als Stärke des Expo-Projekts an. „Architekten wissen, wie man Räume plant; sie wissen viel über Technik und auch über Ästhetik. Aber Ausstellungsgestalter haben das Know-how, um den Pavillon selbst wie ein Exponat erscheinen zu lassen.“

Der Pavillon mit dem Titel „Austria in Balance“ will ein österreichischer Beitrag zu nachhaltigem Denken sein, mit wiederverwendbaren Komponenten und Ökobausteinen – gerade im ressourcenschwendenden Dubai. „Architekten können sich meistens nicht aussuchen, was gebaut wird, aber sie können sich gute Lösungen ausdenken“, sagt Grundner. Die im Titel anklingende Vision, als kleines Land auch anderswo Balance herzustellen, wird zum Beispiel auf einer Balance-Plattform umgesetzt. Besucher, die sich darauf sammeln, können selbst einen Ausgleich bewirken, etwa zwischen der Produktion von Luxusgütern und der Rodung von Wäldern. Eine Idee, die Grundner, der im Bachelorstudium Holztechnologie und Holzbau studiert hat, gefallen dürfte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.