Bodenhaftung auf dem Börsenparkett

Bulle und Baer - bull and a bear
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Damit man bei Turbulenzen auf dem Aktienmarkt nicht ins Schleudern kommt, gibt es verschiedenste Kurse. Für die höheren Weihen ist umfangreiches Selbststudium gefragt.

An der Börse muss man nicht alles wissen, nur alles verstehen. Und auch wenn man alles versteht, muss man nicht alles mitmachen“, sagte André Kostolany. Der 1999 verstorbene Börsenguru betonte gern, wie wichtig Erfahrung an der Börse sei. Allerdings ist einschlägiges Fachwissen durchaus förderlich, wenn man eine Karriere in der Finanzbranche anstrebt, etwa als Analyst, Portfoliomanager oder Risk Manager.

Keine Karriere ohne Zertifikat

Fixer Bestandteil eines Karriereplans in der Finanzbranche ist heute der Abschluss einer der beiden Zusatzausbildungen CFA (Chartered Financial Analyst) oder CIIA (Certified International Investment Analyst). „Diese werden aber nicht bei Berufseinsteigern vorausgesetzt“, sagt Stefan Haderer, Leiter Human Resources bei Erste Asset Management. Für einen erfolgreichen Abschluss sind nämlich einige Jahre einschlägige Berufserfahrung hilfreich. Weiters wichtig: Kenntnisse in Programmiersprachen und Statistiksoftware.

Der CFA versteht sich als postgraduales Selbststudium für Investmentspezialisten. Die Ausbildung umfasst drei Levels, die jeweils mit einer Prüfung – zu der man in Österreich einmal im Jahr im Juni antreten kann – abgeschlossen werden. „Das CFA Institute empfiehlt pro Level eine Vorbereitungszeit von 300 Stunden“, sagt Verena Novak, Programm-Managerin des CFA Preparation Course des Controller Instituts. Nicht abschrecken lassen sollte man sich von der Durchfallsquote, die laut Novak beim ersten Antritt oft bei über 50 Prozent liegt.

Seine Chancen erhöhen kann man mit einem Vorbereitungskurs wie dem, der vom Controller Institut angeboten wird. „Ein wesentlicher Aspekt ist Ethik“, sagt Novak. Weiters bekommen die Teilnehmer einen detaillierten Überblick über Kapitalmarktinstrumente, Bewertungsmethoden und Portfoliomanagement. Der Inhalt deckt sich weitgehend mit jenen des CEFA (Certified European Financial Analyst) bzw. CIIA, die hierzulande von der Österreichischen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (ÖVFA) angeboten werden. Ein wesentlicher Unterschied zum CFA: Nur Teile der Ausbildungen müssen im Selbststudium erarbeitet werden, der Rest in drei Blockveranstaltungen à vier Tagen. Dem CFA und CIIA/CEFA vorgelagert sind die von der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), ÖVFA und der Österreichischen Bankwissenschaftlichen Gesellschaft angebotenen Ausbildungen zum Certified Risk Manager (CRM) und Certified Portfolio Manager (CPM). Voraussetzung für beide ist ein zweiwöchiger Grundkurs in VWL, Mathematik und Statistik sowie rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen des Asset Managements.

„Ob ein Bewerber von einer Universität oder FH kommt, ist nicht relevant. Wichtig ist, dass die Inhalte stimmen“, so Haderer, der als klassischen Zugang ein Studium der Volkswirtschaftslehre sieht. Tatsächlich gibt es an den heimischen FH eine Reihe von Studiengängen, die den Absolventen die Türen zu einer erfolgreichen Karriere in der Finanzbranche öffnen können. Auf anspruchsvolle Fach- und Führungsaufgaben vorbereiten will etwa das berufsbegleitende Masterstudium Bank und Versicherungsmanagement der FH Joanneum. Zu den Schwerpunkten zählen hier internationale finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen, wie regulatorische Gegebenheiten, ebenso wie Management- und Führungskompetenz. Schon zu Beginn erfolgt eine Spezialisierung auf Bank- oder Versicherungsmanagement.

Kurse für Einsteiger und Profis

Ein breites Spektrum an Kursen für Einsteiger und Profis bietet die Wiener Börse Akademie, eine Kooperation mit dem WIFI Management Forum. Laut Julia Resch, Pressesprecherin der Wiener Börse, haben in den vergangenen Jahren über 7000 Teilnehmer die Akademie besucht. „Dabei waren vor allem Grundlagenseminare gefragt“, sagt sie. Aktuell am beliebtesten seien „Das Einmaleins der Wertpapiere“ und „Aktien und Anleihen“. Gefragt sind aber auch Programme für Fortgeschrittene, wie etwa der einwöchige Intensivlehrgang zum geprüften Börsenhändler – Kassamarkt. Die Fortgeschrittenenkurse werden für die CFA-Ausbildung angerechnet. (bald)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2017)

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