Studentenrundfunk: Sprachrohr mit Lerneffekt

Machen Radio für die FH Wien: FH-Absolvent und Radiomitarbeiter Michel Mehle mit Njoy-93,1-Programmchef Paul Buchacher.
Machen Radio für die FH Wien: FH-Absolvent und Radiomitarbeiter Michel Mehle mit Njoy-93,1-Programmchef Paul Buchacher.(c) FH Wien der WKW/Viktor Metyko
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Ausbildungsstätte, Aushängeschild und Ausdrucksmöglichkeit für Studenten, das sind die Radios der Fachhochschulen. Meist spielen sie Musik, in Zukunft soll der eigene Campus stärker beleuchtet werden.

Die meisten der von Unis, FH oder auch Schulen betriebenen „Campusradios“ werden heute via Internet gestreamt. Es gibt aber auch einige, die zusätzlich „echtes“ Radio senden. Einer der bekanntesten Ausbildungssender – diese haben rechtlich eine besondere Lizenz – ist Njoy. Zuerst in der Steiermark aktiv wurde in Kooperation mit der FH Wien der WKW ein Wiener Sender gegründet. „Mittlerweile hat die FH ihre eigene Lizenz für Njoy 91,3, es besteht aber weiter eine Zusammenarbeit“, berichtet Nikolaus Koller, Leiter des Instituts für Journalismus & Medienmanagement. „Die Motivation für die FH war, den Studierenden eine praxisnahe Ausbildung und nicht nur Trockentraining zu bieten“, erklärt Koller. Ebenso in Kooperation mit Okto im TV-Bereich. Die Gestaltung von Radiosendungen sei Teil des Curriculums der Journalismus-Bachelor- und Masterstudiengänge an der FH. Im Studiengang Content Produktion und Digitales wird zwar auch Audio-Content erstellt, allerdings nicht für klassisches Radio. Generell wird laut Koller überall auf den multimedialen Zugang Wert gelegt, und Radiosendungen werden in Social Media begleitet.

Zusätzlich zu den Lehrveranstaltungen haben alle Studierenden die Möglichkeit, Inhalte einzubringen, und zwar unabhängig von Vorkenntnissen. Während in der Sendung „Open Mic“ Studierende mit Radioerfahrung eigene Beiträge gestalten, werden Anfänger bei „Art-Beat“ von Profis unterstützt. Der Wortanteil von Njoy 93,1 liegt laut Koller bei etwa zehn Prozent. In Zukunft soll sich der Sender in Richtung Campusradio entwickeln und mehr über die FH berichten.

Ausbildung und Beteiligung

Eine zweifache Rolle spielt das Campus & City Radio 94,4 der FH St. Pölten, das auf eine 15-jährige Geschichte zurückblickt. Wie im Namen angedeutet ist es einerseits Ausbildungsradio für die FH und andererseits offenes Radio für die Region, wie Programmleiter Simon Olipitz erklärt. Nach der obligaten Absolvierung von Workshops, die die technische Qualität sicherstellen sollen, können alle Interessierten ihre (mit dem Sender abgesprochenen) Beiträge senden. Neben einem kleinen Kernteam, das für die Programmgestaltung verantwortlich und Teilzeit angestellt ist, würden etwa 30 Studierende sowie 50 bis 60 Interessierte von Außerhalb regelmäßig Beiträge liefern, wobei es unter den Studenten naturgemäß eine hohe Fluktuation gebe, berichtet Olipitz. Im Rahmen von Praxislabors ist es nicht nur im Studiengang Medienmanagement der FH möglich, eine Sendung zu realisieren, so gestaltet etwa der Bereich Diätologie im Rahmen eines Wahlpflichtfachs die Sendereihe „Nutrilounge“. Darüber hinaus wird für alle Studierenden ein Freifach angeboten, in dem FM4-Moderator Dave Dempsey Grundlagen der Sendungsgestaltung vermittelt.

Mehr die technische Seite im Visier hat man beim Radio Technikum Wien, das, wie Geschäftsführer Gernot Fischer betont, kein Ausbildungsradio, sondern ein Privatradio und eigenes Unternehmen ist. Derzeit wird das Programm, das neben Musik aus Beiträgen aus der Welt der Technik – inklusive News von Kooperationspartnern – besteht, im Web, in Kabelnetzen (Liwest, Kabelplus) und via Digitalradio DAB+ im Großraum Wien verbreitet.

Für DAB+ und Technik werben

Die Intentionen des Senders sind zum einen, den Digitalfunk DAB+ zu propagieren, zum anderen will man mit den Beiträgen junge Menschen für Technik interessieren. Bei beiden Anliegen sollen in Zukunft verstärkt Studenten eingebunden werden, die derzeit nur einen geringen Teil des Programms beisteuern. Dazu sollen auch etwa Sprechkurse an der FH angeboten werden. Eigene Medienausbildungen sind keine geplant, hier will man lieber mit anderen FH kooperieren. Von der FH Technikum Wien kommen dafür technische Inputs, primär aus den IT-orientierten Fächern. Fischer berichtet etwa über eine Bachelorarbeit, die die Möglichkeiten von DAB+ auslotet. Auch sollen zukünftig Projekte von Studenten in Radiobeiträgen präsentiert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2017)

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